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OstfriesenKiller

OstfriesenKiller

Titel: OstfriesenKiller
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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Mündung gegen das Holz.
    Am liebsten hätte Pia jetzt Ludwig hier gehabt, um ihm ihre Wut ins Gesicht zu schreien. Aber eine kleine Hoffnung verband sie damit, jetzt von Frau zu Frau mit Sylvia zu reden. Vielleicht hatte sie die Möglichkeit, einen Zugang zu ihr zu finden.
    Sie ist nicht böse, sie weiß es nicht besser, dachte Pia. Sie nahm sich vor, Sylvia die Wahrheit zu sagen. Wie man über sie redete. Was man über sie dachte. Die Jedermannshure. Das Regenbogenflittchen. Die für jeden die Beine breit machte und dann auch noch dafür bezahlte.
    Pia riss die Tür auf: »Was glaubst du eigentlich, wer du bist?«, schrie sie. Im gleichen Moment wusste sie, dass sie einen Fehler gemacht hatte. Sie sah die Waffe in Sylvias Händen.
    Sylvia antwortete sachlich: »Ich bin Sylvia Kleine. Und du bist eine Al-Qaida-Terroristin.«
    Pia ging rückwärts: »Wer soll ich sein? Eine was? Spinnst du jetzt völlig?«
    Sie wollte in den Innenraum fliehen, sich auf der Toilette einschließen, aber sie stolperte über einen Stuhl und fiel lang hin.
    Sylvia legte das Gewehr auf sie an. Sie zielte auf Pias Kopf.
    »Nein, nicht, bitte nicht!«, flehte Pia. »Bitte nicht!« Pia kroch rückwärts. »Ich bin schwanger. Du wirst mich doch jetzt nicht …«
    »Nehmt ihr denn Rücksicht auf Kinder?«, fragte Sylvia. »Ihr habt meine Eltern umgebracht, ihr Schweine!«
     
    Pia hörte sich sagen: »Ich kann dir alles erklären. Es ist anders, als du denkst. Das Ganze ist nur ein Irrtum. Ich …«
    Die Tür zum Flur hinter Sylvia war offen. Es konnte jederzeit jemand vorbeikommen und die Szene beobachten. Sie musste sich beeilen. Ihr Finger krümmte sich um den Abzug.
    »Aber das ist doch alles gar nicht wahr!«, schrie Pia. »Das stimmt doch alles gar nicht! Ich bin keine Al-Qaida-Terroristin!«
    Pia begann zu weinen. In was für einem Albtraum befand sie sich?
    Sie stützte sich mit den Armen ab und versuchte aufzustehen. »Und du glaubst echt, dass ich zur Al Qaida gehöre?«
    »Ja, da staunst du, was?«, lachte Sylvia. »Der Ludwig war nie verliebt in dich, nie! Er war nur auf euch angesetzt. Er hat mir alles erzählt!«
    Sylvia stieß Pia wieder zu Boden.
    »Bitte, Sylvia, ich hab nichts mit dem Tod deiner Eltern zu tun … Ich …«
    Sylvia stieß mit dem Gewehrlauf nach Pia wie mit einer Lanze. Pia war schweißnass. Sie rechnete damit, gleich von Sylvia erschossen zu werden. Sie sah jetzt nur noch eine einzige Chance: Sie musste auf Sylvias Welt eingehen. »Ja. Du hast recht«, stammelte sie. »Es stimmt ja. Ich war eine Terroristin. Ich habe dazugehört …«
    Sylvia triumphierte. »Na bitte.«
    Sie hielt die Mündung des Gewehrs gegen Pia Herrsteins Kopf.
    »Ich habe dazugehört. Aber das ist vorbei. Dann bin ich schwanger geworden, und die Welt hat sich für mich geändert. Ich bin ausgestiegen. Ich will ein normales, anständiges Leben führen. Ich will so sein wie du. Ich steh jetzt auf deiner Seite.«
    Sylvia drehte die Waffe um und schlug auf Pia ein. »Du lügst! Du lügst! Mich lullst du nicht ein wie den Ludwig! Ich knall dich ab, bevor ihr wieder viele andere tötet!«
    Ein Stockwerk höher schrie ein Kind. Vielleicht gab das Kindergebrüll den Auslöser, jedenfalls änderte Sylvia ihren Plan. Sie wollte Pia nicht jetzt, hier, sofort erschießen. »Steh auf. Wir gehen«, sagte sie.
    Pia schöpfte Hoffnung. Hatte sie Sylvia mit ihren Worten verunsichert? War sie in der Lage, sich aus dieser Situation herauszuquatschen? Wenn Ludwig doch nur hier wäre, dachte sie, der könnte so etwas.
    Zögernd erhob Pia sich. »Wo … wo bringst du mich hin?«
    »Halt’s Maul, Al-Qaida-Schlampe!«
    Die Wohnungstür stand offen. Der umgestürzte Stuhl … Ann Kathrin und Weller wussten sofort, dass Sylvia schneller gewesen war.
    »Scheiße«, sagte Weller, »wir sind zu spät. Sie hat sie erledigt.«
    Aber Ann Kathrin schüttelte den Kopf. »Nein. Sie lebt noch. Wir haben noch eine Chance.«
    Weller sah sie groß an. War das ihr Ernst? Diese Mörderin hatte ihn gar gekocht. Er konnte nicht mehr. Er wollte nur noch, dass es endlich vorbei war.
    »Sie macht Fehler. Sie ist nervös. Sie ist von ihrem Konzept abgegangen.«
    »Wie? Was?«, fragte Weller.
    »Wir haben den ersten Überlebenden. Ludwig Bongart. Und bei Pia Herrstein hat sie nicht einfach kurzen Prozess gemacht, sondern sie mitgenommen. Das ist etwas ganz Neues. Wir haben noch eine Chance, Weller.«
    Weller hatte sein Handy in der Hand und wählte die Nummer von Ubbo Heide. Während
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