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Ostern im Möwenweg

Ostern im Möwenweg

Titel: Ostern im Möwenweg
Autoren: Kirsten Boie
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Tieneke gesagt. »Die haben doch keine Kinder! Die haben bestimmt noch nicht mal gemerkt, was heute für ein Tag ist!«
    Das fand ich auch eine gute Idee. »Und alte Leute kann man ja auch leichter reinlegen!«, hab ich gesagt. Da war es beschlossen.
    Opa Kleefeld hat gleich die Tür aufgemacht. »Na, hoffentlich wollt ihr nichts von meinem Chef!«, hat er gesagt. (Opa Kleefelds Chef ist Oma Kleefeld. Das sagt er aber immer nur so.) »Ursel ist bei der Gymnastik. Aber vielleicht kann ich ja auch dienen?«
    »Oh, du hast ja einen Fleck auf deinem Hemd, Opa Kleefeld!«, hab ich gerufen. Da hat Opa Kleefeld ganz erschrocken ausgesehen.

    »Und dein Schnürsenkel ist auch aufgegangen!«, hat Tieneke gerufen. Leider hatte sie vorher nicht auf seine Füße geguckt.
    »Bei meinen Pantoffeln?«, hat Opa Kleefeld nämlich ganz erstaunt gesagt. »Die haben doch gar keine ...«
    Aber da haben wir schon »April, April!« geschrien.
    »Na, ihr seid mir aber auch ein paar Racker!«, hat Opa Kleefeld gesagt und gelacht. »Einen alten Mann so reinzulegen! Guck an, ist heute der erste April? Da muss ich mir ja auch noch was Gutes für meinen Chef überlegen!«
    Da haben wir ihm die Scherzaufgabe mit dem Müller erzählt, und Opa Kleefeld hat gesagt, o-haua-haua-ha, na, da wird sein Chef aber staunen. Er kann seiner Ursel ja vorschwindeln, dass seine beiden Lieblingsmädchen ihn besuchen gekommen sind, damit er ihnen bei den Rechenaufgaben hilft. Und dann sagt er ihr die schwierigste Aufgabe und das ist die mit dem Müller. Dann fällt sie bestimmt darauf rein.
    »Vielen Dank, meine Damen!«, hat Opa Kleefeld gesagt. »Da habt ihr mir wirklich einen guten Tipp gegeben! Ist übrigens dein Vater schon zu Hause, Tara?«
    »Der ist eben gekommen«, hab ich gesagt.
    »Ob du ihm mal sagst, dass er mir bitte bei Gelegenheit die Steinschere zurückgibt, die er sich vor vier Wochen ausgeliehen hat?«, hat Opa Kleefeld gefragt. »Ich brauch sie demnächst!«
    »Klar, Opa Kleefeld, mach ich gleich!«, hab ich gesagt. Dann sind Tieneke und ich zu uns nach Hause geflitzt. Und in der Küche hat tatsächlich Papa auf seinem Stuhl gesessen und eine Tasse Kaffee getrunken (aber ohne Kaffee-Entfärber!) und hat sich mit Mama unterhalten.
    »Papa, Opa Kleefeld braucht seine Steinschere zurück!«, hab ich gesagt. »Du hast sie schon seit vier Wochen!«
    »Als Erstes wird hier mal Guten Abend gesagt, junge Dame«, hat Papa gesagt und mir durch die Haare gestrubbelt. »Die Steinschere, sagst du? Da muss ich erst mal überlegen.« Und er hat die Stirn so ganz grübelig in Falten gezogen. »Ja, wo hab ich die denn bloß hingetan?«
    »Sag bloß, du hast sie verdaddelt!«, hab ich gesagt. Das passiert mir nämlich manchmal mit meinen Sachen. Dann weiß ich ganz genau, dass ich sie irgendwo habe, aber wo irgendwo ist, weiß ich leider nicht mehr.
    »Hattest du die nicht Tienekes Vater ausgeliehen?«, hat Mama da gefragt. »Der hat sie doch auch gebraucht!«
    »Ach ja, na klar!«, hat Papa gerufen. »Tieneke, die Steinschere muss dein Vater noch haben. Der hat sie sich bei mir geholt.«
    Da sind wir weiter zu Tieneke gegangen und zum Glück hat auch gleich ihr Vater die Tür aufgemacht.
    »Eine Steinschere?«, hat er gefragt. »Nein, da muss dein Vater was durcheinandergekriegt haben, Tara!« Aber dann ist er plötzlich so zusammengezuckt. »Nein, stimmt ja überhaupt!«, hat er gesagt. »Aber die hab ich doch längst an Michael weitergereicht! Na, dass der sie noch nicht zurückgegeben hat!«
    »Puuh, also wirklich!«, hab ich zu Tieneke gesagt, als wir weitergegangen sind. »Langsam kriege ich schon Plattfüße!«
    »Ich auch!«, hat Tieneke gesagt. Aber zu Fritzi und Jul war es ja zum Glück nicht so weit.
    Fritzi hat uns die Tür aufgemacht. »Wir sollen die Steinschere holen, die dein Vater sich von Tienekes Vater ausgeliehen hat!«, hab ich gesagt. »Opa Kleefeld braucht sie zurück. Ist Michael da?«
    »Papa!«, hat Fritzi die Treppe runter in den Keller geschrien. Man soll nicht durchs ganze Haus brüllen, das weiß ich auch. Aber manchmal geht es nicht anders. »Opa Kleefeld braucht seine Steinschere zurück!«
    Da hat man gehört, wie im Keller jemand einen Bohrer ausschaltet, und dann ist Michael in seiner Arbeitshose die Treppe hochgekommen. Er hat sich die Hände an den Seitennähten abgewischt.
    »Ach, das tut mir aber nun leid!«, hat er gesagt. »Da hab ich ja fast ein schlechtes Gewissen! Ich wollte sie schon zurückbringen, aber dann hab ich
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