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Ostern im Möwenweg

Ostern im Möwenweg

Titel: Ostern im Möwenweg
Autoren: Kirsten Boie
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geworden und bestimmt hätte auch Sand dran geklebt.)

    In unserem Garten lagen drei Hasen in Glanzpapier unter Mamas kleinem Rosenstrauch, die sahen aus, als ob sie es sich da zusammen gemütlich gemacht hatten, und bei den Mülltonnen lagen neun Schoko-Eier, und die Gummihasen auf Alufolie hatte der Vorgarten-Osterhase zwischen unseren Stiefmütterchen versteckt. Es waren fünfzehn, da waren es ja genau dreimal so viele wie bei Tieneke, und Fritzi und Jul hatten zweimal so viele.
    Also hatte jedes Kind im Möwenweg vom Vorgarten-Osterhasen haargenau die gleichen Sachen gekriegt, nämlich:
    einen süßen kleinen Glitzerpapierhasen,
drei gefüllte Schoko-Eier
und fünf Gummihasen auf Alufolie.
    Nur ob das bei Vincent und Laurin auch so war, wussten wir nicht, da mochten wir nicht klingeln. Weil Zita-Sybil immer sagt, es ist eine Unsitte, wenn die Kinder an den Feiertagen so früh alle Leute aufwecken.
    »Das war aber nett von dem Hasen!«, hat Maus mit vollem Mund gesagt. Er hat schon auf seinem ersten Gummihasen gekaut. »Hinten was und vorne was!«
    »Ich glaub, ich weiß, wer der Hase hier vorne war!«, hat Tieneke gesagt und so zu mir hingezwinkert. »Ja, ja, ich glaub, das weiß ich!«
    »Ich glaub, ich weiß das auch!«, hab ich gesagt und zum Endhaus von Oma und Opa Kleefeld geguckt und auch gezwinkert. Weil es doch klar war, dass Oma und Opa Kleefeld die Eier-Verstecker in unseren Vorgärten waren. Die sind ja immer so nett.
    Sie haben aber gar nicht am Zaun gestanden und zugeguckt, wie sie das sonst meistens tun, wenn wir Kinder vor den Häusern spielen. Da konnten wir uns noch nicht gleich bedanken.
    »Nachher reicht auch noch!«, hat Tieneke gesagt. »Erst mal muss ich euch mein Fahrrad zeigen!«
    Da hab ich nur ganz schnell meine gefundenen Sachen in die Küche gebracht und zu Maus gesagt, wehe, wehe, wenn er sich was davon nimmt, und dann sind Fritzi und Jul und ich mit Tieneke zum Garagenplatz gegangen. Als wir bei Voisins vorbeigekommen sind, haben sie hinter dem Küchenfenster gestanden und uns ganz freundlich zugewinkt. Da hab ich »Frohe Ostern!« gerufen und dabei die Lippen so ganz doll bewegt, damit sie es vom Mund ablesen konnten. Hören konnten sie es ja nicht.
    »Mama hat recht, die werden wirklich immer netter!«, hab ich gesagt. »Nettigkeit steckt an.«
    »Na ja!«, hat Jul gesagt. »Warte ab, bis du mal wieder aus Versehen auf ihren Rasen trittst!«
    Tienekes Fahrrad hat natürlich superschön ausgesehen, das tun Fahrräder ja eigentlich immer, wenn sie neu sind. Leider war es nicht pink oder rosa, weil sie dafür vielleicht doch bald zu alt ist, hat Tieneke gesagt. Aber es hat sehr geglänzt und hatte einen Sattel mit pinkem Bezug und einen hellpink gemusterten Korb vorne dran. Am allerschönsten war die winzig kleine Tasche mit dem Flickzeug. Die war nämlich auch pink, mit einer ganz zierlichen Rosengirlande drauf, da konnte man ja sehen, dass das Flickzeug für Mädchen war. Und dass Mädchen genauso gut Reifen flicken können wie Jungs. So ein Fahrrad möchte ich gerne auch mal haben. Ich erbe aber leider immer nur die alten von Petja, wenn er zu groß dafür geworden ist.
    »Oh, cool, Tieneke!«, hat Fritzi gesagt. »Aber wie konnte der Hase das denn schleppen?«
    Das hatte Maus ja auch schon gefragt. Tieneke und Jul und ich haben uns nur angeguckt und mit den Augen gerollt.
    »Wissen wir doch nicht!«, hat Tieneke gesagt. »Jetzt muss ich mich außerdem erst mal um meine eigenen lebendigen Osterhasen kümmern.« Das waren ja Wuschelchen und Puschelchen.
    »Und ich mich um mein eigenes lebendiges Ostermeerschweinchen!«, hab ich gesagt. Weil ich plötzlich gedacht habe, dass es doch eigentlich ungerecht ist, wenn nur wir Menschen lauter gute Sachen zu Ostern kriegen, und unsere Tiere kriegen das nicht.
    Ich hab überlegt, dass ich Rambi vielleicht ja ein bisschen von meinen Schokoladeneiern oder den Gummihasen abgeben kann, aber Mama hat gesagt, das ist bestimmt nicht gesund für ihn. Nicht mal, wenn ich die Schokolade extra zerbrösele oder den Gummihasen mit der Bastelschere klein schneide. Meerschweinchen brauchen eine ganz andere Ernährung als Menschen, rein vegetarisch, sonst werden sie krank. Ich finde Schokoladeneier und Gummihasen aber auch rein vegetarisch.
    (Jul sagt, zum Glück. Sonst müsste sie da beim Essen ja auch so ein schlechtes Gewissen haben, wie sie das sowieso schon immer hat, wenn sie mal aus Versehen ein paar winzig kleine Chicken Nuggets isst. Sie ist
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