Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Osterfeuer (German Edition)

Osterfeuer (German Edition)

Titel: Osterfeuer (German Edition)
Autoren: Ella Danz
Vom Netzwerk:
Terrassentür an der Wand hing, und ging
schnellen Schrittes über den regenglitzernden Rasen, um aus den sich links davon
anschließenden Blumenbeeten einen Strauß für den Küchentisch zu schneiden. Natürlich
veranstalteten die drei Schafe auf der Weide am Ende des Grundstücks bei ihrem Anblick
wie immer ein Mitleid erregendes Geblöke, als ob sie kurz vor dem Hungertod stünden.
Doch Trude war mit dem Zusammenstellen ihres Straußes beschäftigt und achtete gar
nicht darauf. Den Arm voller gelber Tulpen und einiger weißer Narzissen, kam sie
zurück und blieb unter dem Pflaumenbaum in der Mitte der Wiese stehen. Durch die
noch kahlen Zweige spürte sie die kräftigen Strahlen der Aprilsonne und atmete tief
die frische Luft ein. Der Anblick des weißen, reetgedeckten Hauses inmitten der
nach dem grauen Winter wieder zum Leben erwachenden Natur entlockte ihr einen zufriedenen
Seufzer. Ja, sie fühlte sich hier zu Hause, sie war endlich angekommen. Was würden
wohl Iris und Betty zu ihrer neuen Heimat sagen? Sie werden natürlich grün vor Neid,
dachte Trude befriedigt. Schließlich gehörte außer Strohdachhaus, Wiese, Garten
und Weide mit Weiher auch noch die alte Mühle, eine große Scheune und ein Stallgebäude
zu dem pittoresken Hofensemble, nicht zu vergessen die angrenzenden Wiesen und Felder
und mitten darin der ehemalige Mühlteich. Wenn das nicht beeindruckend war …
     
    Sie stellte die gelbe Tulpenpracht in einem großen Glaskrug auf den
Tisch, bestäubte die orangegoldene Tarte dick mit Puderzucker, platzierte sie neben
dem Teegeschirr, stellte Milch und braunen Zucker bereit und legte noch Servietten
im Gelb der Tulpen unter die Kuchengabeln. Die Scones ließ sie noch im Ofen, damit
sie warm genossen werden konnten. Zufrieden begutachtete Trude das appetitliche
Arrangement und hörte im Geiste schon die entzückten Ausrufe ihrer Gäste.
    Lange konnte es nicht mehr dauern
bis zu ihrem Eintreffen. Aber sie wollte noch schnell in die Gästewohnung hinter
der Mühle laufen und sehen, ob Silke auch nicht vergessen hatte, die Heizung aufzudrehen.
Das Mädchen putzte erst seit einigen Wochen bei ihr, war sehr nett und willig, jedoch
etwas vergesslich, was Anweisungen außerhalb der Routine betraf. Außerdem konnte
sie gleich noch den kleinen Narzissenstrauß drüben auf den Tisch stellen. Sie war
schon auf Höhe der Gästewohnung, da hörte sie einen Wagen auf den Hof fahren. Als
sie sich umdrehte, kam der rote Peugeot gerade vor dem Wohnhaus zum Stehen, die
Türen wurden rasch geöffnet und Iris und Betty entstiegen dem Gefährt. Eine dritte
Person zwängte sich ebenfalls noch von der Rückbank ins Freie. Trude, die eben noch
durch Rufen und Winken auf sich aufmerksam machen wollte, duckte sich überrascht
hinter den nächststehenden Holunderbusch. Die dritte Frau schüttelte den blonden
Lockenkopf, streckte beide Arme in die Luft, räkelte sich nach allen Seiten, verschränkte
dann die Arme vor der Brust und warf abschätzend prüfende Blicke um sich.
    »Das ist
es also, ja Mädels? Trudis holsteinischer Palazzo …«
    Unwillkürlich ging Trude hinter
dem Gebüsch noch mehr in die Knie, als sie die altbekannte Stimme hörte. Margot!
Was wollte die denn hier? Sie hatte sie nicht eingeladen. Wie auch. Seit fast zehn
Jahren hatten sie sich weder gesehen noch gesprochen. Iris oder Betty oder beide
waren offensichtlich von der nostalgischen Vorstellung beseelt, die alte Runde von
vor zwanzig Jahren wieder auferstehen zu lassen. Erste Zeichen von Altersdemenz
bei den Damen. Sie hatte ihnen doch mehr als einmal deutlich gemacht, dass sie mit
Margot nichts mehr zu tun haben wollte.
    Egal. Jetzt musste sie sich entscheiden,
wie sie mit der Situation umgehen wollte. Und zwar schnell. Ewig konnte sie hier
nicht hinter dem Holunder hocken bleiben. Was würde Elsbeth denken, die in der Mühle
wohnte und sie bestimmt sehen konnte. Wieso erschrecke ich überhaupt so, wenn diese
Person hier unaufgefordert auftaucht? Ich werde sie die paar Tage lang ertragen
müssen und danach werde ich Iris und Betty zur Schnecke machen, wie sie auf diese
dämliche Idee verfallen konnten, Margot hier anzuschleppen. Die Freude eines hysterischen
Anfalls meinerseits werden sie jedenfalls nicht haben und die Überraschung ist ihnen
auch nur halb gelungen, denn jetzt bin ich gewappnet!
    Und damit richtete sich Trude zu
voller Größe auf, wedelte mit dem Narzissenstrauß und rief:
    »Da seid
ihr ja endlich! Und einen Überraschungsgast habt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher