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Osiris Ritual

Osiris Ritual

Titel: Osiris Ritual
Autoren: George Mann
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hölzerne Deck und rutschte zur Seite, als das Schiff krängte.
Newbury sah ihr nach, als sie ins Wasser fiel und in den trüben Tiefen der
Themse verschwand.
    So stand Newbury da und presste Veronica an die Brust, während
Ashford Knox packte und die riesigen, starken Arme um den Oberkörper des Mannes
schlang, um ihn vom Boden zu heben. Der mechanische Antrieb heulte, als Ashford
fest zudrückte. Unerschütterlich stand er auf dem Deck, das Wasser schwappte
ihm bereits um die Knie.
    Knox heulte und spuckte und keuchte, weil sein Brustkorb langsam
zusammenbrach und die Umarmung ihm die Luft aus den Lungen trieb. Hilflos
strampelte er, während sein ehemaliges Opfer ihn umklammerte. Er drehte den
Kopf herum und fixierte Newbury. Der Agent erkannte die Panik in diesem Blick,
die Verzweiflung in den Augen. Der Mann öffnete und schloss den Mund, als
wollte er etwas sagen. Newbury trat näher heran.
    Â»Helfen … Sie … mir …«, keuchte Knox. Doch Newbury sah nur die toten
Frauen im Keller unter dem Archibald Theatre und Veronicas Gesicht, als die
Kugel ihre Schulter durchschlagen hatte. Purefoys ausgeweideten Leichnam, der
auf dem Boden gelegen hatte wie ein Stück Schlachtvieh. Er blieb standhaft und
reagierte nicht auf das Flehen des Doktors. Für diesen Mann durfte es keine
Milde geben. Der Hass brannte in Newbury wie ein Schmiedeofen. Charles irrte
sich. Knox war alles, was Newbury nicht war. Vielleicht waren sie zwei Extreme
auf derselben Skala, doch sie waren unendlich weit voneinander entfernt. Das
durfte er nie vergessen.
    Knox verkrampfte sich und warf den Kopf zurück, das Blut schoss aus
seinem Mund, er verdrehte die Augen, während Ashford ihm den letzten Lebensfunken
aus dem Leib quetschte. Der Kopf des Doktors fiel schlaff zur Seite.
    Nach einem Moment ließ Ashford den Toten los, der wie eine Puppe auf
das Deck fiel und dann ganz unzeremoniell in den Fluss rutschte. Gleich danach
war außer ein paar Luftblasen nichts mehr von Doktor Aubrey Knox zu erkennen.
    Die Methusalem bebte heftig, als die
Maschinen endgültig ausfielen. Ashford stand nur da, betrachtete einen Moment
das Wasser, als wollte er ganz sichergehen, dass Knox nicht doch wieder
auftauchte, dann drehte er sich um und torkelte zu Newbury herüber. Die Pumpe
in der Brust beförderte immer noch Flüssigkeiten durch den durchtrennten
Schlauch, allerdings war es inzwischen ein dünnes Rinnsal geworden, das
seitlich an Ashfords Kopf hinunterlief. Der Mann zitterte jetzt sogar. Unter
großen Schwierigkeiten hob er im schwappenden Wasser die Füße und stolperte zu
Newbury herüber, der die bewusstlose Veronica in den Armen hielt. Vor den Füßen
des Agenten stürzte bereits das Flusswasser in die offene Luke hinab. Ihm
blieben höchstens noch einige Minuten, um Veronica in Sicherheit zu bringen.
    Bevor er Newbury erreicht hatte, brach Ashford zusammen und sank auf
die Knie. Die roten Lichter in seinen Augen flackerten unregelmäßig und
verblassten. Ohne die Chemikalien, die es am Leben erhielten, trocknete sein
Gehirn anscheinend schnell aus und starb am Mangel an Feuchtigkeit und
Sauerstoff. Der Mann war dem Tode nahe. Er blickte zu Newbury hoch, der
lächelnd den Blick erwiderte. »Sie haben es geschafft, Ashford, Sie haben es
geschafft.«
    Ashfords Ventilator surrte angestrengt, keuchend sog der Sterbende
die Luft in die künstlichen Lungen. Er strengte sich an, um noch einmal etwas
zu sagen. Der blechernen, metallischen Stimme fehlten die gewohnten Basstöne. »Richten
Sie Charles meinen Dank aus, Newbury.« Dann
verkrampfte er sich, erstarrte und sank vollends auf das Deck des untergehenden
Schiffs. Die roten Lichter schrumpften zu winzigen Pünktchen, dann erloschen
sie, und die Augen wurden schwarz. Gleich darauf versank der Kopf im Wasser.
    Endlich kam Newbury in Bewegung. Veronicas Atem ging flach, sie hatte
eine Menge Blut verloren. Wenigstens war es eine saubere Wunde, ein glatter
Durchschuss. Hoffentlich konnte er sie rechtzeitig zu einem Chirurgen bringen.
    Vorsichtig ging er zum Heck des Bootes, um seine Füße spülte das
Wasser. Den Sprung bis zum Kai schaffte er keinesfalls, solange er Veronica auf
den Armen trug. Er musste schwimmen und ihr den Schock des kalten Wassers
zumuten. Einen anderen Weg gab es nicht.
    Fluchend starrte er den Kai an, wo er keine Möglichkeit entdeckte,
mit seiner Last hinaufzuklettern. Am
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