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orwell,_george_-_tage_in_burma

Titel: orwell,_george_-_tage_in_burma
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ein winziges, sauberes »V. L«. »So, das ist meine Meinung zu dieser Idee. Ich werde ihm das auch sagen, wenn er kommt. Was sagst du, Flory?«
    Flory hatte die ganze Zeit nichts gesagt. Obgleich von Natur durchaus kein schweigsamer Mann, hatte er in Clubunterhaltungen selten viel zu sagen. Er hatte sich an den Tisch gesetzt und las G. K. Chestertons Artikel in der London News und kraulte gleichzeitig mit der linken Hand Flos Kopf. Ellis gehörte jedoch zu den Leuten, die ständig andere piesacken, damit sie ihre eigene Meinung nachplappern. Er wiederholte seine Frage, und Flory blickte auf, und ihre Blicke begegneten sich. Die Haut um Ellis’ Nase wurde plötzlich so blaß, daß sie fast grau erschien. Das war bei ihm ein Zeichen der Wut. Ohne jedes Vorspiel brach er plötzlich in einen Strom von Beschimpfungen aus, der erschreckend gewesen wäre, wenn sich die anderen nicht längst an dergleichen gewöhnt hätten.
    »Mein Gott, ic h hätte gedacht, in so einem Fall, wenn sich’s darum dreht, diese schwarzen, stinkigen Schweine von dem einzigen Ort fernzuhalten, wo wir uns noch in Ruhe unterhalten können, hättest du den Anstand zu haben, mich zu unterstützen. Selbst wenn dieses kugelbä uchige, schmierige kleine Ferkel von einem Niggerdoktor dein bester Kumpel ist. Mir kann’s egal sein, wenn du dich mit dem Abschaum aus dem Bazar anfreundest. Wenn es dir Spaß macht, Veraswami zu besuchen und mit seinen Niggerkumpels Whisky zu trinken, so ist das deine Sache. Tu was du willst außerhalb des Clubs. Aber, bei Gott, wenn du davon redest, Nigger hier hereinzubringen, das ist etwas anderes. Du willst den kleinen Veraswami wohl gern als Clubmitglied haben, heh? Damit er sich in unsere Unterhaltung einmischt und jeden mit seinen schweißigen Händen antatscht und uns seinen dreckigen Knoblauchatem ins Gesicht pustet. Bei Gott, er würde mit meinem Stiefel hinter sich rausfliegen, wenn ich je seine schwarze Schnauze hier drin sehen müßte. Dieser schmierige, kugelbäuchige kleine ...!« usw.
    So ging es mehrere Minuten lang weiter. Es war merkwürdig eindrucksvoll, weil es so völlig aufrichtig war. Ellis haßte die Orientalen wirklich - haßte sie mit einem bitteren, unermüdlichen Abscheu wie etwas Böses oder U nreines. Obwohl er als Angestellter einer Holzfirma zwangsläufig in ständigem Kontakt mit den Burmanen leben und arbeiten mußte, hatte er sich nie an den Anblick eines dunklen Gesichts gewöhnt. Jede Andeutung eines freundschaftlichen Gefühls gegenüber eine m Orientalen erschien ihm als grauenhafte Perversion. Er war intelligent und ein fähiger Angestellter seiner Firma, aber er gehörte zu jenen leider häufigen - Engländern, denen man nie erlauben sollte, einen Fuß auf östlichen Boden zu setzen.
    Flory saß da und streichelte Flos Kopf in seinem Schoß und war außerstande, Ellis’ Blick zu begegnen. Meistens machte sein Muttermal es schon schwierig für ihn, den Leuten direkt ins Gesicht zu sehen. Und als er sich zu sprechen entschloß, fühlte er seine Stimme zittern - denn das tat sie öfter, wenn sie hätte fest sein sollen ; auch seine Gesichtszüge zuckten manchmal unbeherrscht.
    »Beruhige dich«, sagte er schließlich mürrisch und etwas schwächlich. »Beruhige dich. Es gibt keinen Grund, sich so aufzuregen. Ich habe nie vorgeschlagen, Eingeborene als Mitglieder hier aufzunehmen.«
    »Ach, wirklich? Wir wissen aber alle verdammt gut, daß du es gern tun würdest. Warum gehst du sonst jeden Morgen zu diesem öligen kleinen Babu? Warum setzt du dich mit ihm an den Tisch, als wäre er ein weißer Mann, und trinkst aus Gläsern, die seine dreckigen schwarzen Lippen besabbert haben - es kotzt mich an, daran zu denken.«
    »Setz dich, alter Junge, setz dich«, sagte Westfield. »Vergiß es. Komm, trink eins drauf. Lohnt sich doch nicht zu streiten. Zu heiß.«
    »Mein Gott«, sagte Ellis ein bißchen ruhiger, während er ein paar Schritte auf und ab ging, »mein Gott, ich verstehe euch Jungs nicht. Ich versteh das einfach nicht. Da ist dieser alte Idiot Macgregor, und will ohne jeden Grund einen Nigge r in diesen Club bringen, und ihr sitzt alle rum und sagt kein Wort. Guter Gott, was sollen wir denn in diesem Land? Wenn wir nicht regieren wollen, warum hauen wir dann nicht ab? Hier sitzen wir und sollen eine Bande von verdammten schwarzen Schweinen regieren, die seit Menschengedenken Sklaven gewesen sind, und statt sie auf die einzige Art, die sie verstehen, zu beherrschen, gehen wir hin
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