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Orla Froschfresser

Orla Froschfresser

Titel: Orla Froschfresser
Autoren: Ole Lund Kierkegaard
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so sehr, daß er einen kleinen Hopser machte und dabei umfiel.
    «Halt!» sagte Jakob und blieb stehen. «Den müssen wir aufheben. Er ist viel zu dick, um allein wieder auf die Beine zu kommen.»
    «Ja», sagte ich. «So ein dicker kleiner Hund muß einem ja leid tun, wenn er hier den ganzen Tag im Regen liegen muß.» Wir halfen dem Hund auf. Als wir den Hund gerade auf die Beine gestellt hatten, kam Orla um die Ecke gefegt.
    «Hahhh!» rief er. «Hab ich euch endlich!»
    «O weh!» riefen wir wie aus einem Mund.
    Und dann rannten wir weg.
    Doch während wir noch Tempo zulegten, hörten wir einen mächtigen Plumps hinter uns.
    Wir sahen uns um.
    Orla lag der Länge lang mit der Nase in einer Pfütze, und neben ihm streckte der kleine Schlachterhund alle viere in die Luft.
    «Sieh mal!» rief ich. «Er ist über den Hund gefallen.»
    «Hurra!» rief Jakob. «Gut, daß wir ihm auf die Beine geholfen haben. Jetzt erwischt Orla uns nicht mehr.»
    Wir liefen an Frau Olsens Obstgarten vorbei.
    Frau Olsen stand mit dem Regenschirm in der Hand hinter der Hecke und freute sich darüber, daß ihre vielen Blumen an diesem Tag genug Regen bekamen. Wir platschten an ihr vorbei, daß der Schlamm über die Hecke spritzte.
    «Na hört mal!» rief Frau Olsen. «Was für eine Schweinerei!» Sie riß die Gartentür auf, lief auf die Straße und fuchtelte mit ihrem Regenschirm.
    Sie war so aufgebracht, daß sie Orla überhaupt nicht bemerkte. Und Orla hatte es so eilig, daß er Frau Olsen erst recht nicht sah.

    Pängngngng! machte es. Und da lagen Orla und Frau Olsen und rollten durch die Pfütze.
    Orla war ihr genau in den Bauch gerannt.
    Jakob und ich versteckten uns im Gebüsch in Jakobs Garten, und dort saßen wir und hätten uns vor Lachen fast verschluckt, als wir mit anhörten, wie Frau Olsen Orla den Froschfresser ausschalt.
    Ja, ja, es gibt Augenblicke, da ist es einfach herrlich, klein zu sein.
    Orla hatte den ganzen Vormittag nichts anderes zu tun, als draußen auf der Straße auf und ab zu trotten. Und obwohl er im Gesicht ganz mit Schlamm bespritzt war, konnten wir deutlich erkennen, wie wütend er war.
    «Ha!» sagte Jakob. «Wir bleiben heute einfach im Garten. Hier traut er sich nicht herein.»
    Also ließen wir uns gemütlich zwischen den Johannisbeersträuchern nieder und aßen Johannisbeeren und freuten uns, daß Orla uns nichts tun konnte.
    Wir saßen da und freuten uns, ja — bis Jakobs Mutter plötzlich ihr Küchenfenster öffnete und rief:
    «Hört mal, ihr beiden Taugenichtse! Ihr könntet für mich zum Kaufmann laufen und zwei Kilo Schmierseife holen.»
    «Ach, weißt du», sagte Jakob. «Wir haben... ähh... wir haben keine Zeit.»
    «Na so was!» rief seine Mutter. «Täglich eine gute Tat! Nun geht schon, und zwar schnell!»
    «Ja, aber...» sagte ich. «Draußen auf dem Weg ist... ähh... da ist ein wildes Rhinozeros.»
    «So ein Unsinn!» rief Jakobs Mutter. «Lauft schon!»
    Und dann warf sie scheppernd das Fenster zu.
    Wir sahen uns an, Jakob und ich.
    «Er ist immer noch draußen», flüsterte Jakob.
    «Ja», flüsterte ich. «Was tun wir bloß?»
    Schon bei dem Gedanken, daß wir den Garten verlassen sollten, fingen wir an zu zittern. Orla stand hinter einem Baum auf der anderen Straßenseite und ließ uns nicht aus den Augen.
    Wir kriegten vor Angst Gänsehaut.
    Doch auf einmal fing Jakob an zu kichern.
    «Ich habe eine Idee», flüsterte er mit mächtig zufriedenem Gesicht.
    «Was für eine Idee?» fragte ich.
    «Ha!» flüsterte Jakob. «Wir verkleiden uns, als wären wir ein einziger Mann.»
    «Ein einziger Mann?» fragte ich. «Wie stellst du dir das vor?»
    «Ganz einfach», sagte Jakob. «Du kletterst auf meine Schultern, und dann ziehen wir Großvaters alten Mantel an und hängen uns den Bart vom vorigen Fasching um. So gehen wir dann als alter Mann ins Dorf.»
    «Uuiii!» sagte ich. «Du hast prima Ideen, Jakob.»
    «Na klar», sagte Jakob und lachte. «Komm!»
    Zehn Minuten später gingen wir durchs Gartentor hinaus.
    Jakob hatte eine alte Hose und alte Schuhe von seinem Vater angezogen, und ich hatte den großen, schwarzen Bart um und einen steifen Hut auf dem Kopf. Wir hatten uns den langen, schwarzen Mantel umgeknöpft, so daß man weder Jakobs Kopf noch meine Beine sehen konnte.
    «Orla ist weg», flüsterte ich. «Geh schneller.»
    «Na, ich danke», stöhnte Jakob. «Du hast gut reden. Du bist ja schwer wie ein Elefant. Und ich sehe nicht das geringste.»
    «Guck doch durch die
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