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Orla Froschfresser

Orla Froschfresser

Titel: Orla Froschfresser
Autoren: Ole Lund Kierkegaard
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Leute schuld, die immer an meiner Kanone herumfingern müssen.»
    Er ging auf die andere Seite der funkelnden, blitzblanken Kanone.
    «Meine Damen und Herren!» rief er. «Bitte, halten Sie sich die Ohren zu!»
    Und dann zog er an einer Schnur.
    W U M M M M M... machte die Kanone.
    Noch nie in meinem Leben habe ich so einen Krach gehört. Das Zelt bebte und wankte, Direktor Bardinos Hut wurde weit weggeblasen, und mindestens zwanzig Zuschauer fielen von ihren Stühlen.
    UND HERAUS AUS DER MÜNDUNG DER KANONE FLOGEN ORLA DER FROSCHFRESSER, DER KLEINE WEISSE HUND und DAS LANGE, BUNTE BAND.
    Orla schwebte bis an die Decke des großen Zeltes.
    Dort blieb er einen Augenblick hängen und flatterte mit den Armen wie eine kranke Krähe.
    Dann plumpste er wieder herunter... dem Schmied genau in den Schoß.
    «Huuuuh!» rief der Schmied. «Jetzt reicht’s aber, du langer Lulatsch.»
    Er sprang auf und packte Orla an den Armen.
    «Ja!» rief der Schmied. «Jetzt reicht es mir wirklich! Du mit deinen dummen Streichen. So eine Frechheit hab ich noch nie erlebt.»
    «Ja, aber...» stammelte Orla. «Dieser kleine...»
    In diesem Augenblick wurde der Vorhang zur Seite gezogen, und Mister Strong, der stärkste Mann der Welt, trat herein.
    «Der hat uns auch unser langes Band geklaut!» rief die Hackepeter-Frau und deutete auf Orla.
    «Ja!» schluchzte die Dame in dem langen Kleid. «Und er hat auch mein armes, kleines Marzipanschweinchen in die scheußliche Kanone gesteckt.»
    Sie drückte den kleinen, weißen Hund fest an sich.
    «So, so, hat er das!» brummte Mister Strong und begann mit seinen vielen Muskeln zu rollen. «Das ist also der Kerl, der die Vorstellung des Zirkus Benito gestört hat.»
    Er packte Orla an den Beinen und begann zu ziehen.
    «Ho, ho!» rief der Schmied. «Willst du wohl die Finger von diesem bösen, langen Lulatsch lassen!»

     
    «Kommt nicht in Frage», brummte Mister Strong. «Den übernehme ich.»
    Und so begannen sie beide an Orla zu ziehen.
    Der Schmied zog an den Armen und Mister Strong an den Beinen.
    Orla der Froschfresser wurde lang und länger.
    Er sah aus wie ein Gummiband, das an beiden Enden gedehnt wird.
    «Halt! Stopp! Aufhören!» rief der kleine Kanonenkönig. «Hört auf mit dem Unsinn!»
    «Wieso?» sagte der Schmied. «Das ist der frechste und lästigste Lümmel im ganzen Dorf.»
    «Ja», brummte Mister Strong. «Dem fällt nichts Besseres ein, als die Galavorstellung ordentlicher Leute zu stören.»
    «Ach was», brummte der kleine Kanonenkönig böse. «Ihr habt wohl überhaupt keinen Verstand, ihr beiden großen Fettklöße.»
    «Was haben wir nicht?» fragten der Schmied und Mister Strong wie aus einem Mund. «Wir haben keinen Verstand?»
    «Nein», sagte der kleine Kanonenkönig. «Seht ihr denn nicht, daß dieser lange Kerl da der beste Kanonenkönig der Welt werden könnte?»
    Der Schmied und Mister Strong ließen Orla los.
    «Was sagst du da?» fragten sie. «Dieser unverschämte lange Lulatsch kann Kanonenkönig werden?»
    «Richtig!» sagte der Kanonenkönig. «Er ist mindestens zehn Meter durch die Luft geflogen. Und im übrigen bin ich bald zu alt, um Kanonenkönig zu sein. Ich brauche einen Nachfolger.»
    Der Schmied und Mister Strong sahen einander an.
    Dann lächelten sie plötzlich beide.
    «Großartige Idee!» sagten sie und drückten einander die Hände. «Großartige Idee.»
    Die Leute begannen zu klatschen und zu schreien.
    «Zeigt uns den Langen noch einmal!» riefen sie. «Schießt ihn noch einmal aus der Kanone.»
    «Gern!» sagte der Schmied und blinzelte Mister Strong zu.
    «Gern!» sagte Mister Strong und zwinkerte dem Schmied zu. Und dann wurde Orla der Froschfresser noch einmal in die Kanone gesteckt und hoch hinauf bis unter das Zeltdach geschossen. Und der Zauberkünstler zauberte das bunte Band aus seinem Ärmel, und der kleine, weiße Hund strampelte vergnügt auf seinem Fahrrad herum.
    Die Leute klatschten und jubelten und lobten Direktor Bardino: Sollte der Zirkus wieder das Dorf besuchen, so wollten alle wiederkommen und seine wunderbare Galavorstellung ansehen.
    Während die Leute das Zelt verließen, wischte sich Direktor Bardino lächelnd eine große, glänzende Träne von seiner schmutzigen, verschwitzten Wange.
    Zeitig am anderen Morgen gingen Jakob und ich hinunter auf die Wiese, um zu sehen, wie der Zirkus Benito fortzog.
    Das große, verblichene Zelt war zusammengelegt.
    Pferde und Zugmaschinen waren vor die Wagen gespannt, und die
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