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Orla Froschfresser

Orla Froschfresser

Titel: Orla Froschfresser
Autoren: Ole Lund Kierkegaard
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verloren.
    Doch dann entdeckte ich plötzlich ein kleines Loch in der Hecke. Das Loch führte in den Garten des Schmieds, und der Schmied ist groß und schwarz und gefährlich. Aber ich wollte lieber vom Schmied verhauen werden, als mir von Orla sämtliche Haare und meine zwei guten Ohren ausreißen zu lassen.
    Also huschte ich wie eine Maus durch das Loch.
    Ha! dachte ich. Jetzt kannst du da draußen stehen und grinsen, soviel du nur willst, du langer Lulatsch.
    Aber im gleichen Augenblick packte mich eine große, schwarze Hand am Nacken.
    «Was machst du denn in meinem Garten, du Lausebengel?» sagte eine Stimme.
    Und als ich aufblickte, sah ich hoch, hoch über mir das schwarze, bärtige Gesicht des Schmieds.
    Junge, Junge! Kleinsein ist eine gefährliche Sache.
    Der Schmied schüttelte mich, und draußen auf der Straße konnte ich Orla lachend davonlaufen hören.
    Ich hörte, wie er den Kiesweg hinunterpreschte.
    «Humm!» brummte der Schmied. «Weißt du, was ich mit solchen Apfeldieben wie dir mache?»
    «Grrr!» sagte ich, denn mein Pullover saß ganz stramm am Hals, und ich brachte kein vernünftiges Wort heraus. «Chmp! Chmp!»
    «Weißt du, was ich mit ihnen mache?» brummte der Schmied und schwenkte mich zwischen den Brennesseln hin und her. «Ich haue sie durch.»
    Oha! Oha! dachte ich, denn der Schmied hat Hände, die so groß und so hart sind wie Bretter.
    Wie Dielenbretter.
    Solche Hände konnten am Kopf bestimmt gewaltige Beulen hervorbringen. Wenn ich nicht Hosenträger angehabt hätte, wäre mir vor Schreck sicher wieder die Hose runtergerutscht.

     
    «Aber», sagte der Schmied und brummte dabei fast wie ein Bär. «Ich habe noch nie einen so kleinen Apfeldieb gesehen wie dich, und darum will ich diesmal noch ein Auge zudrücken.»
    Puhh! dachte ich. Dann wird er mich wohl wieder laufenlassen.
    «Du kriegst also nicht den Hintern voll», sagte der Schmied. «Du wirst statt dessen eine Stunde lang Würmer für meine Hühner ausbuddeln.»
    «Grk!» schrie ich und zappelte mit den Beinen. «Grk! Grk!» Aber das nützte nicht das geringste.
    Ich landete kopfüber im Hühnerhof, und nachdem der Schmied die Tür abgeriegelt hatte, damit ich nicht ausreißen konnte, sagte er:
    «Die Schaufel ist hinter dem Hühnerstall. Grab du nur ein paar hundert Würmer für meine Hühner aus. In einer Stunde komme ich wieder und seh, was du geleistet hast.»
    Und dann ging er mit Riesenschritten davon, mit Schritten, die sicher so lang wie ein Eisenbahnzug waren.
    Es ist ein mächtig großer Schmied, der in unserem Dorf lebt.
     

Der Schatz
     
     
     
    Ich fand die Schaufel hinter dem Hühnerstall — und so fing ich an zu graben. Die Hühner standen dicht um mich herum und glucksten und gackerten unablässig.
    «Gooork, Gooork», machten sie und schubsten sich gegenseitig, um nur ja alle Würmer zu erwischen, die ich ausgrub. «Gakk, Gaakk, Goooooorkkk.»
    Im Hühnerhof des Schmiedes gab es an diesem Nachmittag entsetzlich viel Lärm.
    Während ich so in der Sonne stand und Würmer ausgrub, sah ich Orla die Straße herunterschlendern.
    Er rauchte eine Zigarette und sah sehr gehässig aus.
    Au! dachte ich, als ich sein boshaftes Gesicht sah. Ach, wäre ich doch nur groß. Dann würde ich ihm ordentlich die Hucke voll hauen.
    Da stand ich also und überlegte, was ich wohl unternehmen könnte, wenn ich ein Stück größer wäre.
    Es ist ungerecht, daß es Leute gibt, die größer sind als andere.
    Orla kam näher.
    Erst dachte ich, ich schmeiße ihm eine Schaufel voll Dreck ins Gesicht. Nur eine kleine natürlich.
    Aber dann kam mir eine Idee, die viel besser war. Eine phantastisch gute Idee.
    Ich buddelte weiter im Boden herum. So, als würde ich ein Loch graben.
    Ich grub und grub, daß mir die Erde um die Ohren spritzte.
    «Hähä!» machte Orla, als er an den Hühnerzaun kam. «Haha! Hast wohl Arbeit gekriegt, du Hering.»
    Ich sagte kein Wort.
    Ich tat, als hätte ich gar nichts gehört, und grub wie ein Verrückter drauflos.
    «Hähä», machte er. «Hähähhhh.»
    Ich grub, daß die Schaufel fast abbrach.
    «Hä!» machte er, aber es war kein richtiges Lachen mehr.
    «Hö, hä.»
    Ich grub einfach weiter, und schließlich lachte er überhaupt nicht mehr, sondern starrte nur zu mir rüber.
    Nach einer Weile sagte er:
    «Hör mal, du Waschlappen, was hast du eigentlich vor?»
    Ich hörte auf zu graben und musterte ihn.
    «Psst!» flüsterte ich. «Leise! Das ist ein Geheimnis. Kein Mensch darf etwas davon
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