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Orden der Verderbnis - Thriller (German Edition)

Orden der Verderbnis - Thriller (German Edition)

Titel: Orden der Verderbnis - Thriller (German Edition)
Autoren: Roy Ebstein
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das?“
    „Sehen Sie, genau darum
geht es. Ich weiß es auch nicht.“ Seine Antwort beinhaltete einen
resignierenden Unterton. „Ich vermute, dass es sich dabei um einen verdeckten
Hinweis des Pfarrers auf seinen Mörder handeln könnte.“
     „Und warum sollte er
das verdeckt machen? - Mal vorausgesetzt, der Pfarrer war noch dazu in der Lage,
einen Hinweis auf seinen Mörder zu hinterlassen. Warum hat er ihn dann nicht
konkret genannt und ihn verschlüsselt?“
    Keßler wollte gerade
antworten, als der Kollege Reisinger erneut den Raum betrat.
    „Mir ist da eben noch
was eingefallen. Hat der Mord, den Sie gerade bearbeiten, irgendetwas mit dem Kloster
Auethal zu tun?“
    Keßler und Verena
schauten sich erst fragend an und dann in Richtung des Kollegen. Der trat an
den Tisch heran und tippte mit dem Zeigefinger auf die Zeichenfolge:
    I ħ S
ʔʕ
     
    „Das ist das Wappen des
Jesuitenklosters Auethal! - Frömmigkeit und eine gute Portion Allgemeinbildung
zahlen sich in unserer bayerischen Heimat immer aus!“
    Reisinger lachte und
ging zu dem Flipchart, das unmittelbar neben der Bürotür stand. Mit einem
blauen Marker zeichnete er die Ziffern und Zeichen nach, die er zuvor als
Wappen des Klosters identifiziert hatte. Dann begann er lächelnd mit seiner
Erklärung:
    „Die ersten drei
Buchstaben   IħS leiten
sich von der Transkription der ersten beiden und des letzten Buchstaben des
Griechischen Namens Jesu ab. Wenn Sie so wollen, ist das ein Christusmonogramm .“
    „Was ist mit Transkription gemeint?“ Verena schaute ihren Kollegen fragend an.
    „Das ist eine Beschreibung .
Eigentlich ganz einfach.“ Reisinger schrieb die folgenden Buchstaben unter die
bereits vorhandenen Zeichen.
    ΙΗΣΟΥΣ
    „Ausgesprochen heißt das: Iota-Eta-Sigma-Omikron-Ypsilon-Sigma .“,
ergänzte er schnell.
    „Also JESOUS . Bei IħS steht demnach das I für Iota , das H für Eta und das S für Sigma .“ Er machte eine kurze Pause. „Alles klar soweit?“
    „Ja, aber was hat das
Ganze mit den Jesuiten und dem Kloster zu tun?“ Keßler wurde langsam etwas
ungeduldig.
    „Gut aufgepasst,
Kollege! Das Wichtigste fehlt noch.“ Reisinger deutete mit dem Marker auf die
Buchstaben IħS .
    „Bei den Jesuiten wird
das Symbol als Kurzform von Iesum Habemus Socium verwendet. Das heißt: Wir
haben Jesus als Gefährten. “
    Reisinger federte
während seiner Ausführungen auf den Fußspitzen hin und her. Ihm bereitete die
kleine Einlage offensichtlich Spaß.
    „Also eine
Doppelbedeutung?“, fragte Verena neugierig.
    „Genau, Frau Kollegin.
- Jetzt fehlt noch das letzte Zeichen. Das ist sehr schnell erklärt.“ Reisinger
kam jetzt richtig in Fahrt.
    „Die beiden Zeichen ʔʕ stellen zwei Abtstäbe dar. Damit soll auf die beiden Gründungsväter, Ardo und
Raimund, hingewiesen werden, die 814 das Kloster errichten ließen.“
    Als Reisinger seine
Ausführungen beendet hatte, herrschte für einige Sekunden vollkommene Ruhe im
Raum. Nur die Kaffeemaschine im hinteren Bereich des Büros zischte einmal energisch.
Verena und Keßler waren beeindruckt und schauten immer noch wie gebannt auf das
Flipchart. Keßler wendete sich mit einem leicht ironischen Unterton an
Reisinger.
    „Sagen sie, Herr Kollege,
woher stammt denn Ihr geballtes Wissen?“
    Reisinger grinste. „Wie
ich bereits sagte: ich bin ein frommer Christenmensch! Auch wenn Sie das
vielleicht nicht glauben. Aber, Scherz beiseite! In jungen Jahren durfte ich
eine Jesuitenschule besuchen. Aus der Zeit sind ein paar Dinge hängengeblieben.
Und wie sich heute mal wieder gezeigt hat, ist das Gelernte durchaus hilfreich.
Wenn Sie sich mal wieder mit religiösen Themen, lateinischen oder griechischen
Texten beschäftigen sollten, stehe ich gerne mit meinem Wissen zur Verfügung.“
    Reisinger lachte,
drehte sich um und verließ pfeifend den Raum.

8
     
    +++ Mittwoch, 12. September - 9.45 Uhr · Kirche St. Mariä Heimsuchung, Landsberg +++
    Derwestliche Eingang der 1856 errichteten Kirche St.
Mariä Heimsuchung wirkte wuchtig und erhaben zugleich. Das reich verzierte Portal
bildete einen eigenartigen Kontrast zum gegenüberliegenden Teil des
majestätischen Gebäudes. Die barocken Glockenstühle des Turms und die beiden
Glocken mit ihrem unverkennbaren Klang waren der ganze Stolz der Gemeinde Landsberg.
    Jetzt knarrte das
Gebälk samt Glockenjoch bedrohlich unter der zentnerschweren Last der riesigen
Klangkörper. Gemeindepfarrer Jürgen Böttger starrte mit
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