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Orden der Verderbnis - Thriller (German Edition)

Orden der Verderbnis - Thriller (German Edition)

Titel: Orden der Verderbnis - Thriller (German Edition)
Autoren: Roy Ebstein
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es
sich um den Rüssel einer Kegelschnecke, die dem kleinen Fisch mit ihrem vorne
sitzenden, harpunenartigen Zahn einen tödlichen Giftcocktail injizierte.   
    Halb in den Sand des
Aquariumbodens eingegraben, hatte sie dort lauernd auf ihre Beute gewartet. Ein
äußerst heimtückischer und gefährlicher Meeresräuber hatte zugeschlagen. Unter
heftigen Zappelbewegungen und Zuckungen sank der getroffene Fisch nach einigen
Sekunden vom Gift gelähmt zu Boden und landete noch am selben Abend im
Verdauungstrakt des Räubers.
    Welche Vergeudung. Vergil
wirkte ein wenig nachdenklich bei diesem Gedanken. Doch im nächsten Augenblick
wich der Zweifel einem zaghaften Lächeln.
    Gespannt beobachtete er
das Geschehen durch das große Seitenfenster des Aquariums. Er genoss es, aus
sicherer Entfernung der Kegelschnecke bei ihrem mörderischen Treiben zuzusehen.
Wie schön diese Gattung doch war.  Unter Wissenschaftlern war es unumstritten,
dass die Schnecken in ihrer Vielfalt zu dem Erstaunlichsten gehörten, was das
Tierreich hervorgebracht hatte. Ein Erfolgsmodell mit einer 600 Millionen Jahre
dauernden Geschichte.
    Schönheit und die
Fähigkeit, sich ihrer Umgebung nahezu perfekt anzupassen, waren Voraussetzung
für den Räuber, so dicht wie möglich an sein Opfer heranzukommen. Ausgestattet
mit einem enorm starken Gift, das mittels eines blitzschnell abgeschossenen
Pfeils sein Opfer nie verfehlte, war dieses Tier der perfekte Killer. Vergil
liebte und bewunderte diese Tiere über alles und wollte in seinem Bestreben dem Vater und Gott zu dienen, auch diese Perfektion in seinem Tun erlangen.
    Vergil ging zu dem
flachen Wohnzimmertisch hinüber und nahm in einem der Ledersessel Platz, die
gemeinsam mit dem 2-sitzigen Sofa einen Halbkreis bildeten. Dann nahm er einen
Zettel aus der Hosentasche, entfaltete diesen und legte ihn auf den Tisch, um
ihn dann mit der flachen Hand glattzustreichen. Fein säuberlich standen dort
untereinander sieben Namen, von denen er den ersten mit einem Kugelschreiber langsam
durchstrich.
    Florian
Baumert
    Jürgen
Böttger
    Ulrich
Steinhagen
    Thomas
Bent
    Peter
Hartwig
    Horst
Eichholz
    Georg
Schweikert
    Der Vater war
zufrieden mit ihm. Er hatte erfolgreich eine Aufgabe erledigt und durfte jetzt
den Tag mit einem Gebet beenden.
    Gepriesen seist du,
mein Herr, durch unseren Bruder, den leiblichen Tod; ihm kann kein Mensch
lebend entrinnen.
    Vergil liebte diese
Zeilen, seit er sie als kleiner Junge zum ersten Mal gehört hatte. Es war spät
geworden und er würde sicher gut schlafen.

2
     
    +++ Dienstag, 11. September - 8.13 Uhr · Polizeipr ä sidium M ü nchen
+++
    Im Polizeipräsidium in
der Münchner Ettstraße herrschte reges Treiben. Polizeikommissar Keßler war
eben eingetroffen und hatte hinter seinem unaufgeräumten Schreibtisch Platz
genommen.
    Keßler, Mitte 30, war hoch
gewachsen, sportlich und schlank. Seine dunkelblonden Haare trug er
gescheitelt. Die dunkelblauen Augen strahlten und verliehen seinem schmalen
Gesicht einen stets wachen und interessierten Ausdruck.
    Das rechter Hand platzierte
Telefon auf seinem Schreibtisch läutete unermüdlich.
    „Verdammter Mist!“, stieß
er hervor.  Er versuchte, einen frischen Eiflecken auf seiner neuen Krawatte mit
einem Papiertaschentuch zu entfernen.
    „Das ist schon die
zweite in dieser Woche!“ Keßler griff zum Telefonhörer.
    „Ja, Keßler!“ Er
schwieg einen Moment und brachte dann nur noch ein mehr gemurmeltes als
gesprochenes Ja, danke! heraus, um unmittelbar danach den Hörer wieder
an seinen Platz zu legen.
    Das fehlt mir auch
noch! Danke schön dafür! Er ergriff erneut den Hörer, um
seine Vorgesetzte, Verena Sonnenberg, anzurufen. Nach fünfmaligem Klingeln
sprang lediglich die Mailbox ihres Handys an:
    Verena Sonnenberg.
Leider kann ich Ihren Anruf nicht persönlich entgegennehmen. Hinterlassen Sie
bitte ihren Namen, Ihre Telefonnummer und den Grund Ihres Anrufs. - Piep.
    Keßler war sauer und
räusperte sich. Ein Blick auf seine Armbanduhr verriet ihm, dass es 8.15 Uhr
war. Und wo war seine Chefin? Mal wieder nicht erreichbar! Er entschied sich
dafür, eine Nachricht auf der Mailbox zu hinterlassen.
    „Keßler hier. Frau
Sonnenberg, die vom K12 haben angerufen. Es geht um einen toten Pfarrer in
Chiemdorf. Nach deren Einschätzung fällt das nicht in das Ressort Todesermittlungen ,
sondern in unseren Bereich, also Mord . Ich besorge jetzt die Unterlagen
und mache mich dann mit dem Auto auf den Weg. Geben Sie mir bitte
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