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Orangenmond

Orangenmond

Titel: Orangenmond
Autoren: Stefanie Gerstenberger
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zuschlug.
    Eva starrte Helga entgeistert an. »Du hast dich bisher nie Oma genannt!«, flüsterte sie, damit Emil sie nicht hörte.
    »Weil du es nicht bist, und das weißt du auch!« Georg hatte sich wieder entfernt, ging nun am Rand des Trichters auf und ab, wie die dünne Katze, bevor sie die Fischreste bekommen hatte.
    Helga stand auf und ging zu ihm, Eva folgte ihr.
    »Ich wusste es nicht, und auch Milena wusste es nicht an diesem Abend auf dem Trullo. Als die Sache dann viel später zufällig ans Licht kam, war sie genauso überrascht wie ich.«
    Georg stöhnte auf und schlug sich mit der Faust gegen die Stirn. »Überrascht?! Sie war Schauspielerin, Mutter! Wann will sie es denn erfahren haben?«
    Helga fuhr ungerührt fort: »Nach Emils Unfall bei mir in der Wohnung …«
    »Als du nicht gehört hast, wie er in der Badewanne gegen die alte Glasabtrennung gedonnert ist«, unterbrach Georg sie.
    »Ja, ja, ich weiß, du denkst immer noch, ich hätte nicht richtig auf ihn aufgepasst!«
    »Hast du auch nicht! Er war drei Jahre alt, da lässt man ein Kind nicht stundenlang oben in der Badewanne und telefoniert unten mit irgendwelchen Idioten!«
    Helga streckte sich, obwohl das kaum noch ging, schon seit dem Anfang ihrer Enthüllung hielt sie sich sehr gerade.
    »Also, er brauchte diese Bluttransfusion, und bei dem Kreuztest finden sie ja vorher die Blutgruppe heraus. Deine wusste ich ja, Georg, erinnerst du dich, wie wir manchmal zum Blutspenden gegangen sind?«
    »Ja«, sagte er knapp.
    »In unserer Anfangszeit in Hamburg herrschte manchmal Ebbe in der Kasse, da kamen die zwanzig Mark Aufwandsentschädigung plus eine Tasse Kaffee und ein Butterbrot danach wie gerufen. Du durftest ja leider erst Blut spenden, als du achtzehn warst, aber das war Geld, das du alleine für dich ausgeben durftest, und du hast dich immer darüber gefreut.«
    Georg schloss die Augen und schlug sie nach ein paar Sekunden wieder auf.
    »Von daher wusste ich, du hast die Blutgruppe B, so wie ich. Und die ist in Deutschland sehr selten. Emil hatte A. Das konnte aber eigentlich nicht sein, weil Milena ganz sicher war, dass auch sie B hat. Emil hätte also 0 oder auch B haben müssen. Es ließ ihr keine Ruhe, sie hat in ihrem Mutterpass nachgeschaut und im Internet recherchiert und war völlig fertig. Sie hat einen Arzt gefragt, ob sich eine Blutgruppe im Laufe des Lebens verändern kann.«
    Eva war gekränkt. Warum hatte Milena nicht sie gefragt?
    »Wir haben gemeinsam beschlossen, dir nichts zu sagen, Georg!« Und mir natürlich auch nicht, dachte Eva.
    »Das ist wirklich furchtbar nett von euch gewesen, so habe ich es dann erst sieben Jahre später festgestellt. Willst du gar nicht wissen, warum ich unfruchtbar bin?« Doch Helga winkte ab.
    »An dir ist alles dran, du bist mein Sohn, mehr muss ich nicht wissen. Milena war nach dem Ergebnis sehr geknickt, sie hat in meiner Küche geweint, also besser gesagt, in Ludwigs Küche, da wohnte ich ja noch bei ihm, so lange ist das schon her.
    Ich habe dieses Kind in Nordborg auf einem dänischen Küchensofa gezeugt, mit Georg, nicht mit dem anderen! Wieder und wieder sprach sie davon.«
    »Und welcher andere war das?! Kannst du mir das wenigs tens verraten? Dem laufe ich nämlich schon seit Forlì hinterher!«
    »Es kann nur in Positano passiert sein, sagte sie mir. Eine unnötige Nacht mit jemandem, den ich schon am nächsten Morgen längst vergessen hatte, so nannte sie das. Sie hatte gar nichts anderes in Betracht gezogen, als dass es von dir ist!«
    Helga hatte Georg am Unterarm gepackt und rüttelte an ihm. Er ließ es geschehen, schaute zu Boden.
    »Dieses Kind ist zweimal gezeugt worden, sagte sie, einmal mit dem Körper und kurz darauf mit dem Herzen. Ohne es zu wissen, habe ich die erste Zeugung noch mal überdeckt, mit ganz viel Liebe über-zeugt …«
    »Mit ganz viel Liebe über-zeugt …«, wiederholte Georg. »Sie ist sofort mit mir von der Party weg, und dann sind wir einfach Richtung Norden gefahren, bis wir in Dänemark an einem Strand standen und es nicht mehr weiterging.«
    Das war meine Party, dachte Eva zum wiederholten Mal, doch es rührte sich nichts mehr in ihr. Die Vergangenheit war nur noch eines: vorbei. Und die Zukunft mit Georg? Auch.
    Doch Helga war noch nicht fertig: »Okay, Positano, Dänemark, hier und dort … So schnell nacheinander?, habe ich gefragt, aber es natürlich gleich zurückgenommen. Ich habe ihr gesagt, dass ich die Letzte wäre, die sie verurteile,
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