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Opium bei Frau Rauscher

Opium bei Frau Rauscher

Titel: Opium bei Frau Rauscher
Autoren: Frank Demant
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hatte zwar auch Bier, doch Herr Schweitzer wollte sowieso nie mehr dem Teufel Alkohol frönen. Und anderen Drogen auch nicht. Und auch keinen knackigen Mädels mehr hinterherschauen. Es gibt im Leben eines Mannes nämlich ein Alter, da ist Sex gleichbedeutend mit Streß.
    Im Prinzip könnte die Geschichte in Vientiane, der gemütlichen Hauptstadt von Laos, als ein nicht allzu außergewöhnlicher Reisebericht zu Ende sein, wäre da nicht der letzte Abend vor dem Abflug nach Bangkok gewesen. Maria und Herr Schweitzer saßen in einem der vielen Restaurants direkt am Mekong, hatten ein üppiges Dinner hinter und noch eine halbe Flasche Rotwein vor sich. Das heißt, sie hätten direkt am Mekong gesessen, wären sie in der Regenzeit gekommen. So trennten etliche Sanddünen und -bänke das kleine Rinnsal, das eher an den Main bei Würzburg als an einen der größten Ströme der Erde erinnerte, von der Uferpromenade.
    Ein heftiger Schlag auf Herrn Schweitzers Rücken beendete die Idylle und war gleichzeitig der Anfang einer Geschichte, die den bis dato Aushilfsdetektiven noch schweren Turbulenzen aussetzen sollte.
    „Ich werd verrückt, ist das nicht der gute alte Simon?“ quietschte eine fast schon hysterische Männerstimme im Frankfurter Idiom.
    Herr Schweitzer drehte sich um und blickte in ein ihm unbekanntes Gesicht mit gezwirbeltem Oberlippenbart, abgrundtiefen Furchen und fast schon negroider Hautfarbe. Gekräuselte silbergraue Brusthaare kämpften sich durch ein silbernes Kreuz, so groß, daß selbst Jupp an der Latte auf dem Weg nach Golgatha damit seine liebe Müh und Not gehabt hätte. Ein von der Sonne restlos ausgebleichter Scheitel krönte den Unsympathen.
    „Ey, Alter, tu net so, als kennste mich net mehr.“ Hierbei drehte er sich zu einer Frau um, die hinter ihm stand und von Herrn Schweitzer anfangs gar nicht bemerkt worden war. „Was sagste dazu? Noch vor wenigen Tagen ham wir gemeinsam von der Brück gekotzt, und jetzt macht der gute Simon einen auf etepetete, tztztz. Hat der Mensch da noch Töne …“
    Marias Zeichen, einem Stubser mit dem Fuß, hätte es gar nicht bedurft. Er hatte verstanden. Das war also der Kerl, der mit ihm und Harald auf der Veranda in Vang Vieng gezecht hatte. Er fühlt sich so unbehaglich wie lange nicht mehr.
    Bevor sich Herr Schweitzer eine Strategie zurechtlegte, wie er diesen ihm von Grund auf widerlichen Menschen auf schnellstmögliche Art loswerden konnte, stand er auch schon vor vollendeten Tatsachen. „Das is ja schön, daß wir uns noch mal treffen. Komm, Sabinchen, nicht so schüchtern, laß uns den Herrschaften noch ein bißchen Gesellschaft leisten. Ist das nicht ein herrlicher Abend?“
    Bis jetzt schon, dachte Herr Schweitzer und bemitleidete nicht nur Maria und sich, sondern auch Sabinchen, das sich gar arg zierte und augenscheinlich am liebsten im Erdboden versunken wäre.
    „Das ist Simon, von dem ich dir erzählt habe, und der sich demnächst als Detektiv selbständig machen will. In Frankfurt, was sagst du dazu?“
    Aber Sabinchen sagte nichts. Stattdessen nötigte sie ihr Begleiter, sich zu setzen. Unwillig rückte Herr Schweitzer zur Seite. Er erinnerte sich an seine gute Kinderstube: „Darf ich vorstellen, Maria: Sabine. Sabine: Maria.“
    Der Name des Kerls war ihm entfallen. Die beiden Damen gaben sich die Hand. Und Herr Schweitzer ärgerte sich schwarz, daß er wohl in einer Art jugendlichem Übermut dem Blödmann erzählt haben mußte, sich demnächst als Detektiv profilieren zu wollen. Das war doch bloß so ein blöder, unausgereifter Gedanke von ihm gewesen. Den wollte er erst einmal in Ruhe zu Ende denken.
    „Hallo Maria. Ich bin der Jürgen“, stellte sich Jürgen nun selbst vor, da es kein anderer tat. „Da haste dir ja einen komischen Vogel angelacht.“ Er nickte vage in Herrn Schweitzers Richtung.
    „Ja, gelle“, entgegnete nun Maria für sein Dafürhalten viel zu freundlich.
    Zu Herrn Schweitzer gewandt: „Da hast du ja schon ganz schön Werbung für deine neue Detektei gemacht. Wer hätte das gedacht? Aber so ist mein Simon nun mal, kaum ist eine Idee geboren, ist sie auch schon Realität.“ Um ihn weiter zu triezen, haute auch sie ihm auf den Rücken. Der Schlag war nicht viel schwächer als der von Jürgen.
    Dem Meisterdetektiv in spe wurde das Leben schwer. Wieder einmal hatte er die Arschkarte gezogen. Nicht nur, daß der Abend versaut war … was mußte er diesem Trottel auch noch seine Pläne erzählen? Fehlt nur noch, daß
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