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Opferzahl: Kriminalroman

Opferzahl: Kriminalroman

Titel: Opferzahl: Kriminalroman
Autoren: Arne Dahl
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des Meers. Scheiße, dachte sie, was ist los?

    »Pass auf das Boot auf«, flüsterte Viggo atemlos in ihrem Ohr.

    »Was ist los, Viggo?«, sagte Sara.

    Wieder Stille. Verdammte Stille. Sie blinkte mit ihrer Lampe und bekam eine Antwort. Aus drei Metern Entfernung. Sie schrak heftig zusammen.

    »Ich bin's nur. Jon.«

    Dann wieder Stille.

    »Verdammter Mist«, sagte Gunnar in ihrem Ohrstöpsel.

    »Ihr müsst mir sagen, was los ist«, flüsterte Sara und war vollkommen machtlos.

    »Jetzt«, erklangen Viggo und Arto in ihrem Ohr.

    Ein Schuss wurde abgefeuert. Das Echo hallte durch die Nacht.

    Mehrere Schüsse folgten. In einiger Entfernung waren Schreie zu hören, Brüllen. Sie erkannte einen dröhnenden Bass, konnte aber keine Wörter verstehen. Noch ein paar Schüsse und wieder Schreie.

    »Verflucht«, sagte sie und blickte auf, direkt in Jons mondbleiches Gesicht. Hinter ihm tauchte Lena auf, mindestens ebenso bleich. Zitternd vor Kälte.

    »Nichts wie hin jetzt«, sagte sie und knipste die große Taschenlampe an.

    Und sie rannten gemeinsam über die Felsen, rutschten, glitten aus, liefen. Sara griff nach der Pistole. Sie war jetzt noch kälter. Es fühlte sich an, als fröre sie in ihrer Hand fest. Und sie riss im Laufen den Blendschutz von der Taschenlampe. Ein scharfer Lichtstrahl wippte vor ihr. Felsspalten und Gebüsch tanzten vorbei wie unter den Lichtblitzen eines Stroboskops.

    Und da war das Boot. Der Lichtstrahl erfasste Teile davon. Es sah aus wie ein altes Fischerboot, und es lag halb an Land, auf einem kleinen Stück Sandstrand.

    »Lie down, you bastards!«, schrie Viggo gerade in dem Moment, in dem der Lichtkegel ihn erreichte. »Weg mit der Lampe«, rief er.

    Sara richtete sie abwärts auf seine Beine. Er kniete auf einem Rücken und drehte mit der linken Hand einen Arm aufwärts, während er die Waffe auf einen anderen Mann gerichtet hatte, der mit den Armen im Nacken im Sand kniete. Der Lichtkegel glitt hinüber zu einer weiteren Schattenformation. Es war Gunnar. Sein Arm blutete, und nicht weniger als drei Männer lagen zu seinen Füßen auf der Erde, anscheinend ausgeknockt.

    »Gunnar!«, rief Sara.

    »Es ist nur eine Schramme«, sagte Gunnar. »Ich hoffe, ich hab sie nicht erschlagen. Seht nach Arto.«

    Der Lichtkegel schwenkte durchs Dunkel. Arto befand sich an Bord des Boots. Er kam gerade aus dem Steuerhaus, die Pistole auf drei Männer gerichtet, die folgsam im Gänsemarsch mit im Nacken gefalteten Händen vor ihm herliefen.

    »Bist du an Bord gegangen, du verfluchter Blödmann?«, rief Viggo.

    »Es war notwendig«, sagte Arto ruhig.

    Die drei Männer sprangen nacheinander vom Boot und legten sich vornüber in den Sand.

    »Acht Stück«, rief Viggo. »Das waren wohl alle?«

    Sara, Jon und Lena liefen mit erhobenen Waffen hinzu. Gunnar kam auf Sara zu. Sein linker Jackenärmel war blutgetränkt.

    »So ein Mist«, stöhnte er grimmig. »Was habe ich nicht alles durchgemacht wegen dieser Jacke.«

    »Wie ist es denn passiert?«, rief Sara, während sie gleichzeitig einen der Ausgeknockten umdrehte, die Waffe noch erhoben. Er war ordentlich k. o.

    »Das Übliche«, sagte Viggo. »Gunnar wurde angeschossen und hat sie niedergeschlagen.«

    »Verflucht, wie konnten wir das Boot überhören?«, schimpfte Gunnar. »Den Wagen müssen die Typen weiter oben geparkt haben. Aber das Boot?«

    »Was sind das für Leute?«, fragte Jon und richtete die Waffe auf einen der drei im Sand liegenden Männer der Bootsbesatzung.

    »Balten«, sagte Arto vom Boot aus. »Die ganze Bande, glaube ich, die vom Boot und die vom Auto. Es hörte sich an wie Litauisch.«

    »Litauisch ist eine verdammt interessante Sprache«, sagte Gunnar und begann, seinen Lumberjack abzustreifen. »Es ist dem Indoeuropäischen so nah, wie wir ihm überhaupt nur kommen können.«

    »Wahnsinniger«, sagte Viggo.

    Lena übernahm die Bewachung der drei Bewusstlosen, und Sara trat zu Gunnar. Der Schuss hatte den Oberarm durchschlagen, aber nicht den Knochen getroffen. Zum zweiten Mal binnen weniger Tage opferte Sara ihre Jacke, um eine Blutung zu stillen. Die Entscheidung kam ihr richtig vor.

    Arto Söderstedt überblickte die Situation vom Boot aus. Sie schien unter Kontrolle zu sein. Er steckte seine Waffe ins Achselholster und ging einige Schritte nach achtern.

    Auf dem Achterdeck bedeckte eine Persenning eine große Ladung. Er löste einige Taue, riss die Persenning herunter und legte an die fünfzig halb
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