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Opferschrei

Opferschrei

Titel: Opferschrei
Autoren: John Lutz
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oder eine annehmbare Wohnung zu finden, weil er auf der inoffiziellen Kinderschänderliste des NYPD stand. Jedes Mal, wenn er glaubte, einen Fortschritt zu machen, bekam es der, der die Kontrolle über seine Zukunft hatte, irgendwie spitz.
    Wer auch immer es war, der Quinn zu Fall gebrachte hatte, wollte nicht, dass er sich je wieder aufrappelte.
    Nachdem May ihn verlassen hatte, vermisste er sie so sehr, dass seine Gesundheit darunter litt. Er dachte, sein schmerzender Bauch würde sich in einen Stein verwandeln.
    Jetzt dachte er zwar oft an Lauri, aber kaum noch an May. Renz hatte recht. Die Dinge änderten sich.
    Quinn hatte sich nie groß für Captain Harley Renz interessiert. Er war ein ehrgeiziger, hinterhältiger Mistkerl. Renz liebte es, Dinge über Leute in Erfahrung zu bringen. Für ihn waren persönliche Informationen wie Joker in einem Kartenspiel.
    »Haben Sie getrunken?«, fragte Renz.
    »Nein. Es ist gerade mal zehn Uhr morgens. Im Moment hab ich nur verdammte Kopfschmerzen.«
    Renz zog eine kleine weiße Plastikflasche aus seiner Tasche und hielt sie Quinn hin. »Würde Ihnen Ibuprofen helfen?«
    Quinn warf ihm einen wütenden Blick zu.
    Renz steckte die Flasche zurück in seine Tasche. »Die Gegend ist gar nicht so übel«, meinte er und schaute sich um, »aber dieser Ort ist ein Paradies für Kakerlaken.«
    »Das Gebäude soll renoviert werden, deshalb ist die Miete so niedrig. Aber ich habe einen Dekorateur beauftragt.«
    »Johnnie Walker?«
    »Nein, den kann ich mir nicht leisten.«
    »Das Schicksal könnte es gut mit Ihnen meinen und alles ändern. Könnte Ihnen eine Rettungsleine zuwerfen, Ihnen Geld bescheren und ihre Selbstachtung zurückgeben.«
    »Wie das?«
    »Ich bin hier.«
    »Sie haben gesagt, dieser Ort sei ein Paradies für Kakerlaken.«
    »Gut zu wissen, dass Sie immer noch so schlagfertig sind«, meinte Renz. »Sie sind also nicht total am Arsch.«
    Quinn sah zu, wie er sich in dem abgewetzten Schaukelstuhl gegenüber dem abgewetzten Sofa niederließ. Renz legte seine Fingerspitzen aneinander, fast, als ob er gleich anfangen würde zu beten. Eine typische Geste, wie Quinn sich jetzt erinnerte. Leuten, die ihre Fingerspitzen aneinanderlegten, hatte er noch nie getraut.
    »Mein Vorschlag«, sagte Renz, »hat etwas mit einem unaufgeklärten Mordfall zu tun.«
    Obwohl er sich wünschte, Renz würde endlich auf den Punkt kommen und dann verschwinden, fühlte Quinn, wie sein Puls sich beschleunigte. Einmal Cop, immer Cop, dachte er bitter. Der Truppe treu bis ins Mark. War nicht das genau der Grund, aus dem er den ganzen Tag hier rumsaß und sich in Selbstmitleid erging?
    »Sie haben von dem Mord an den Elzners gehört?«
    Quinn schüttelte den Kopf. »Ich halte mich von den Nachrichten fern. Sie ziehen mich runter.«
    Renz klärte ihn auf. Jan und Martin Elzner, verheiratet, wurden vor zehn Tagen erschossen in ihrer Wohnung in der Upper West Side aufgefunden. Die Todeszeitpunkte lagen in den frühen Morgenstunden, ungefähr zur gleichen Zeit. Die Pistole, aus der die Schüsse abgegeben worden waren, wurde in der Hand des Mannes gefunden. Es handelte sich um eine alte Walther .38 Halbautomatik. Ihre Seriennummer war mit Säure weggeätzt worden.
    »Wie bei der Hälfte aller illegalen Waffen in New York«, sagte Quinn.
    »Sieht so aus. Er wurde durch einen einzigen Schuss in die Schläfe getötet.«
    »Schmauchspuren an seiner Hand?«
    »Ein paar. Aber die können auch dort hingelangt sein, als die Waffe in seine Hand gelegt wurde.«
    »Verbrennungen in der Nähe der Eintrittswunde?«
    »Ja. Er wurde aus nächster Nähe erschossen.«
    »Erweiterter Suizid«, sagte Quinn.
    »So wird der Fall gehandelt. Genau das wollen sie glauben.«
    »Sie?«
    »Das NYPD , ausgenommen ich. Ich glaube, dass die Elzners beide ermordet wurden.«
    Quinn lehnte sich tiefer in dem Sprungfedersofa zurück und zuckte zusammen. Seine Kopfschmerzen wurden nicht besser. »Warum sind Sie anderer Meinung?«, fragte er Renz.
    »Zum einen habe ich vor, der nächste Polizeichef zu werden. Chief Barrow geht Anfang nächsten Jahres aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand. Das Department ist auf der Suche nach einem Nachfolger. Ich gehöre zu denen, die für den Job in Frage kommen.«
    »Den Arschloch-Part haben Sie auf jeden Fall schon mal ziemlich gut drauf.«
    »Sie waren der beste Detective der Mordkommission, Quinn. Und Sie könnten es wieder werden, wenn Sie mein Angebot annehmen.«
    »Ich habe bisher kein
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