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Opferschrei

Opferschrei

Titel: Opferschrei
Autoren: John Lutz
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es nicht nach zu viel aussehen zu lassen.
    Die Möbelpacker brauchten eineinhalb Stunden, um die restlichen Möbel mit dem Lastenaufzug nach oben zu bringen und sie ungefähr dorthin zu stellen, wo Claire sie haben wollte. Während sie arbeiteten, schenkte der Blonde Claire besonders viel Aufmerksamkeit, was die anderen beiden, den Dunkelhaarigen und einen hübschen, kahlgeschorenen Afroamerikaner, der die Figur und die Bewegungen eines Tänzers hatte, zu amüsieren schien.
    Als sie fertig waren, war es der Blonde, der Claire ein Clipboard hinhielt, um sie unterschreiben zu lassen. Die Rechnung würde ihr zugeschickt werden. Doch Claire wollte sie lieber sofort per Scheck begleichen; sie mochte es nicht, wenn Dinge offen blieben. Das zauberte ein breites Grinsen auf das Gesicht des Blonden.
    »Das ist gut«, meinte er. »Ich finde es auch besser, wenn man eine Gelegenheit gleich bei den Hörnern packt.«
    Er wartete geduldig auf ihre Antwort, aber Claire beschloss, sich nicht auf das doppeldeutige Spiel einzulassen. Das hier ist rein geschäftlich. Sie stellte einen Scheck aus, wobei sie nicht am Trinkgeld sparte, und überreichte ihn dem Wikinger. Er schwitzte und stand näher bei ihr als nötig. Er strömte Hitze und einen Geruch aus, der unangenehm sein sollte, es aber nicht war. Claire musste zugeben, dass er sie auf eine Art nervös machte, die ihr gefiel.
    Er machte eine große Show daraus, den Scheck zu überprüfen, dann lächelte er und sagte: »Ich heiße Lars Svenson, Claire.«
    »Kürzlich aus Schweden eingewandert?« Sie wusste nicht, was sie sonst hätte sagen sollte, und die bescheuerte Frage war ihr einfach so rausgerutscht.
    »Wohl kaum«, sagte Svenson. »Na gut, vor ein paar Generationen. Was ist mit Briggs? Was für ein Name ist das? Ein angeheirateter?«
    »Ich bin nicht verheiratet«, sagte Claire. »Aber bald.«
    »Bald heißt nein. Steht das Datum schon fest?«
    »Nein.«
    »Antrag schon gemacht?«
    »Nicht mit Worten. Wir haben eine Übereinkunft.«
    Er schenkte ihr ein breites, vielsagendes Grinsen. »Eine Übereinkunft ist kein Vertrag.«
    Claire schüttelte angesichts seiner offensichtlichen Intention ablehnend den Kopf. »Unsere schon, tut mir leid.«
    Svenson zuckte die Schultern. »Wenn sich herausstellen sollte, dass er seine letzten drei Ehefrauen umgebracht hat …«
    Sie lachte. »Dann brauche ich einen Möbelpacker.«
    Er salutierte keck und warf ihr ein letztes Lächeln zu, bevor er zur Tür hinausging.
    » Puh! «, hörte Claire sich ausstoßen.
    Sie ging wieder zum Fenster und schaute zu, wie Svenson sich mit den anderen beiden Männern in das Fahrerhaus des Trucks schwang und der kastenartige Wagen davonfuhr.
    Claire wanderte noch einmal durch die Wohnung und überprüfte die Standorte der Möbelstücke. Sie schob den Tisch näher ans Sofa und tauschte zwei Lampen aus.
    Sie hatte die die Hände in die Hüften gestemmt und überlegte gerade, wo sie Bilder an die Wohnzimmerwände hängen sollte, als ihr Handy in der Handtasche anfing zu klingeln.
    Sie eilte zu ihrer Tasche, die in einer Ecke auf dem Boden stand, und kramte das Telefon hervor.
    »Claire? Hier ist Maddy«, sagte die Frauenstimme am anderen Ende der Leitung. Es war Madison Capp, die befreundete Tänzerin, die ihr das Umzugsunternehmen empfohlen hatte.
    »Hi, Maddy«, sagte Claire.
    »Waren die Möbelpacker schon da?«
    »Sind schon wieder weg. Danke für die Empfehlung. Sie waren grandios. Sie haben nirgends einen Kratzer oder eine Beule hinterlassen.«
    »Und sie sind sehr nett anzuschauen, oder?«
    »Zugegebenermaßen, ja.«
    »War der große Blonde dabei? Lars Soundso?«
    »Ja. Lars Svenson.«
    »Hat er dich angemacht?«
    »Ein bisschen. Ist er Schauspieler oder so?«
    »Nee, nur ein gut aussehender Kerl, der gern Sprüche klopft. Eine Freundin von mir war mit ihm zusammen, nachdem er ihr vor ein paar Monaten beim Umzug geholfen hat.«
    »Und? Hat sie was erzählt?«
    »Hab sie länger nicht gesehen. Sie ist nicht mehr in der Stadt. Hab gehört, sie hat eine Filmrolle in Europa in einem dieser erotischen Coming-of-Age-Streifen. Sie ist bi.«
    »Bisexuell?«
    »Nein, bilingual. Sie muss mit Lars mehr als zufrieden gewesen sein, egal in welcher Sprache.«
    »Ganz sicher«, sagte Claire und lachte.
    »Wie auch immer, du bist fest mit jemandem zusammen, oder?«
    »Ja. Mit Jubal Day. Er ist Schauspieler.«
    »Ah! Hat letztes Jahr in Metabolismus in Greenwich Village gespielt, oder?«
    »Genau der.«
    »Dann kann ich
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