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Opfermal

Opfermal

Titel: Opfermal
Autoren: G Funaro
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Mal musste inzwischen fast zwei Stunden her sein. Und Donovan gingen die Ideen aus. Er hatte es bereits damit versucht, auf harter Kerl zu machen, hatte gehöhnt und Schimpfnamen benutzt und überlegte sogar kurz, es noch einmal zu tun, aber dann setzte die harte, treibende Gitarre der Coverversion ein, und er verstummte – seine Kehle war ausgetrocknet, seine Stimme heiser, fast weg.
    Er schloss die Augen und ergab sich der Musik; er hatte gelernt, dass es besser war, sie einfach hinzunehmen, sie einfach durch sich hindurchgehen zu lassen, statt zu versuchen, sie auszusperren. Er hatte nur wenig geschlafen in seinen Tagen im Stuhl, aber er hatte geschlafen. Er würde die Augen schließen und sich einfach auf seine Atmung konzentrieren. Und es funktionierte ganz gut, es war ihm gelungen, seine Atmung bis etwa zur Mitte des Songs zu stabilisieren, als der Zahnarztstuhl plötzlich nach hinten kippte.
    Donovan stieß einen überraschten Schrei aus und öffnete die Augen, aber das grelle Stroboskoplicht blendete ihn momentan.
    Dann fühlte er, wie sich das Kissen von seinem klebrigen Gesäß löste.
    Donovan kämpfte gegen den Schmerz in seinem Schädel an und hob den Kopf gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie der Mann in der Skimaske die Riemen um seine Beine fester zog, die jetzt im rechten Winkel gespreizt waren – genau wie die seiner Frau, als sie Zach und Amber zur Welt gebracht hatte!
    »Was zum Teufel tun Sie?«, kreischte Donovan.
    Eine eisige Kälte fuhr in seinen Körper, seine Muskeln waren wie schockgefroren vor Angst. Der Mann in der Skimaske war inzwischen aufgestanden und schaute zwischen Donovans Beinen auf ihn hinab. Er trug jetzt Handschuhe und ein ärmelloses weißes Gewand, das um die Taille mit einem dicken Ledergürtel zusammengerafft war. Um die kräftigen Oberarme trug er passende Lederbänder, und das Gewand öffnete sich zu einem V, das die tätowierte Brust teilweise freigab. Donovan konnte die Tätowierung nicht entschlüsseln und wollte eben wieder auf den Mann einreden, als etwas anderes seinen Blick gefangen nahm.
    Das weiße Gewand des Mannes war voller Blutspritzer.
    Großer Gott, dachte Donovan. Was immer er gleich tun wird, er hat es schon einmal getan!
    Der Mann in der Skimaske verschwand im verdunkelten Eingang.
    »Bitte tun Sie das nicht!«, rief ihm Donovan nach – er weinte, sein Verstand arbeitete fieberhaft. »Bitte, mein Gott, im Ernst, ich gebe Ihnen alles, was Sie wollen. Ich verrate Ihnen auf der Stelle meine sämtlichen Kontonummern. Meine PIN bei der Bank of America ist aus den Geburtstagen meiner Kinder zusammengesetzt: fünf-zwo-drei, sechs-zwo-acht. Zach hat am 23. Mai und Amber am 28. Juni. Sie gilt auch für meine Kreditkarten, mein IN G -Konto, Franklin Templeton und Vanguard – sie sind alle in der Gewinnzone! Und wir haben auch noch ein Haus draußen in der Nähe von Ashville. Zach und Amber, sie – o mein Gott – hören Sie zu! Verstehen Sie mich? Wenn Sie es richtig anstellen, wartet eine Menge Geld auf Sie. Ich schwöre, ich helfe Ihnen, alle Konten zu verknüpfen. Sagen Sie mir, wie Sie es machen wollen. Verbinden Sie mir die Augen, bringen Sie mich zur Bank. Nein! Lassen Sie mich einfach raus hier, und wir gehen an den Computer, und ich schaufle Ihnen alles rüber! Richten Sie ein Offshore-Konto unter einem falschen Namen ein. Ich weiß, wie man das macht. Ich verarsche Sie nicht, ehrlich. Ich schaue nicht einmal in ihr …«
    GESICHT !
    Im Flackern des Stroboskops kam der Mann zurück – diesmal ohne die Skimaske.
    Donovan stockte vor Entsetzen der Atem.
    Das Gesicht des Mannes! – Nein, es war kein Gesicht, sondern ein Furcht einflößender, klaffender Mund mit Fangzähnen so lang wie Finger. Und seine Augen – gelbes Feuer loderte wild aus ihnen, während sie wie Laser zwischen Donovans Beinen auf ihn hinabstarrten. Donovans Verstand begann sich aufzulösen, begann zu rebellieren, dass das alles unmöglich passieren konnte.
    »Aber ich habe doch nichts getan!«, schrie er, und die Tränen flossen.
    Dann sah er den langen, hölzernen Pfahl in der rechten Hand des Mannes.
    Donovan kreischte, er zerrte an seinen Fesseln und versuchte, seine Hüften zu bewegen, aber der Mann brachte den Pfahl nur in die Waagrechte und stieß ihn in ihn.
    Der Schmerz war ungeheuerlich, unbegreiflich in seiner Brutalität, aber Donovan war still, da der Pfahl sein Inneres zerriss und ihm den Atem nahm.
    »Tell me how could you think I’d let you get
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