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Opfermal

Opfermal

Titel: Opfermal
Autoren: G Funaro
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V -Licht wirkte Donovans Haut bläulich purpurn. Die Schrift war ein schwaches, leuchtendes Rosa: eine Reihe von ordentlichen Zeilen, die quer über seine Brust verliefen und für Markham wie Hieroglyphen aus einem Pharaonengrab aussahen. Er spürte, wie sich sein Magen zusammenzog und seine Zunge trocken wurde.
    »Nach Aussage von Schaap«, fuhr Gates fort, »könnte der Täter einen verkohlten Stock oder so etwas benutzt haben. Aber was immer es war, es war ein bisschen zu scharf, als er anfing.«
    »Und obwohl sich die Asche viel leichter abspülen ließ als Tinte«, sagte Markham und studierte das Foto, »wurde die Epidermis durch den Stock und die Eigenschaften der Asche immer noch genügend beschädigt, um mit dem Ajax eine Reaktion einzugehen und gleichzeitig für das bloße Auge unsichtbar zu bleiben. Hat man weitere Rückstände von Chemikalien gefunden?«
    »Abgesehen von dem Chloroform in Donovans Nasenlöchern nicht. Aber Schaap hat zwei Theorien, was die Schrift angeht. Erstens, dass der Täter Donovan aus einem Grund beschriftet hat, der nichts mit der späteren Zurschaustellung zu tun hat. Und zweitens, dass er das Ajax absichtlich benutzt hat, um die Wirkung zu erzeugen, die Sie vor sich sehen.«
    »Das würde bedeuten, er versucht nicht, seine Spuren zu verdecken.«
    »Na ja, zumindest nicht, wenn man unter dem Gesichtspunkt an die Sache herangeht, dass die Schrift von jemandem mit einer U V -Lampe entdeckt werden sollte.«
    »Und bei Rodriguez und Guerrera?«, fragte Markham. »Hat der Gerichtsmediziner bei ihnen U V -Licht benutzt?«
    »Nein. Das ist nicht üblich, außer wenn der Mord sexueller Natur war. Guerreras Leiche wurde zu seiner Familie in Mexiko zurückgeschickt, aber wir haben uns im Schnellverfahren einen Gerichtsbeschluss für eine Exhumierung von Rodriguez besorgt. Die Familie wurde unterrichtet, das Ganze findet in diesem Augenblick statt. Der Junge wird zusammen mit Donovan noch heute nach Quantico verfrachtet.«
    »Eine mögliche Botschaft also«, sagte Markham. »Aber an wen?«
    »Der offizielle Autopsiebericht über Donovan wird erst in einiger Zeit veröffentlicht werden. Schaap und die Gerichtsmedizin werden so lange es geht nichts über die Schrift gegenüber den Medien verlauten lassen. Sein Begräbnis wurde ebenfalls hinausgeschoben, während seine Leiche in unseren Laboren hier weiter untersucht wird.«
    »Und die Schrift?«, fragte Markham. »Haben Sie sich bereits mit unseren Sprachspezialisten in Verbindung gesetzt?«
    »Ja«, sagte Gates. »Ihr Bericht liegt seit gestern Abend vor. Ein einzelner Satz, ständig wiederholt in sechs antiken Schriften: aramäisch, hebräisch, arabisch, babylonische Keilschrift, ägyptisch und griechisch.«
    »Nichts auf Rumänisch?«
    »Nein.«
    »Was sagt er aus?«
    Gates bedeutete Markham mit einer Handbewegung, das Foto umzudrehen. Er gehorchte und spürte, wie ihm flau im Magen wurde, als er die Handschrift seines Chefs auf der Rückseite las. Dort stand schlicht:
    Ich bin zurückgekehrt.
    3
    Jetzt war er der General.
    Der General saß in seinen weißen Gewändern am Computer, ging mit der Maus an den oberen Rand der Website und klickte auf DRUCKEN .
    Ein Artikel aus der Raleigh Sun über den Mord an Randall Donovan – die Einzelheiten seien noch unklar, es scheine sich um eine Art Auftragsmord aus dem Drogenmilieu zu handeln, die Ermittlungen dauerten noch an. Genau, wie er es erwartet hatte. Das gehörte alles zur Gleichung.
    Der General erhob sich von seinem Stuhl, riss ein Stück Scotch Tape von der Rolle auf der Werkbank und holte den Artikel aus dem Drucker. Der Keller kam ihm kalt vor an diesem Morgen – kälter als gewöhnlich –, und als er aus dem Werkraum schlenderte, glaubte er zu spüren, wie seine Brustwarzen hart wurden.
    » I thought I heard you calling. You thought you heard me speak.
    Tell me how could you think I’d let you get away?«
    Die Musik im Hintergrund war viel leiser, als sie für Randall Donovan gewesen war. »Dark in the Day« hieß der Song – ein Remake von Clone Six des One-Hit-Wonders High Risk aus dem Jahr 1985. Der General war erst fünf Jahre alt gewesen, als das Original herauskam, aber er erinnerte sich aus der Zeit, bevor seine Mutter starb, noch daran. Es hatte auch damals Botschaften gegeben – Schlüssel zum Verständnis der Gleichung –, aber damals, mit den Ohren eines Kindes, war der General schlicht zu dumm gewesen, um zu verstehen.
    Jetzt dagegen verstand der General die
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