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Opfermal

Opfermal

Titel: Opfermal
Autoren: G Funaro
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fünf gebeten, in die Zentrale zurückzukommen, weil ich weiß, dass Sie im Außeneinsatz glücklicher sind. Die Agenten rennen uns die Tür ein, damit sie bei uns in der Einheit für Verhaltensanalyse eingesetzt werden, aber Ihnen ist es nie in den Sinn gekommen, sich um eine Beförderung in der Zentrale zu bemühen, oder?«
    »Ich habe daran gedacht.«
    »Blödsinn. Ihre größte Angst ist es, zum Bürokraten zu werden, zu einem Sesselpupser wie ich. Lieber bekommen Sie Befehle und erledigen Dinge, als dass Sie welche geben und den Kontakt mit dem verlieren, warum Sie überhaupt bei uns angefangen haben. Und das ist Ihr Problem. Sie sind zu sehr von Ihrer Arbeit besessen. Sie lassen zu, dass Sie ausschließlich von ihr definiert werden. Aus diesem Grund habe ich die Karte des persönlichen Gefallens gespielt, aber es ist nicht der Grund, warum Sie zugestimmt haben. Nein, Sie haben mein Angebot nur angenommen, weil Sie in Ihrem tiefsten Inneren wissen, dass Sie hier wertvoller sind.«
    Markham sagte nichts.
    »Wir hatten Glück bei Briggs, dass wir Sie in Tampa hatten. Ich denke, weil Sie bereits dort stationiert waren, glauben Sie nicht, dass wir ihn ohne Sie nicht festgenagelt hätten.«
    »Ich hatte Glück in Tampa.«
    »Mag sein«, sagte Gates. »Aber das gilt nicht für meinen Kurs. Ihre Arbeit, Ihre Anwendung dieses physikalischen Prinzips auf die Verhaltenslehre – wie nannte es sich gleich wieder?«
    »Das Überlagerungsprinzip. Es besagt, dass die zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort von zwei oder mehr Stimuli erzeugte Netto-Reaktion gleich der Summe der Reaktionen ist, die von jedem Stimulus einzeln erzeugt worden wäre.«
    »Natürlich«, sagte Gates und wölbte seine Augenbrauen wieder.
    »Es wird am häufigsten auf die Wellentheorie angewandt«, ergänzte Markham. »Oder im Fall meiner Arbeit auf fast flache Wellen, die in einer Wasserfläche diagonal aufeinander zulaufen. Eigentlich mehr eine Metapher, wenn man es auf die Vorhersehbarkeit und Nicht-Vorhersehbarkeit menschlichen Verhaltens in einem linearen System wie …«
    »Ist mir zu hoch«, sagte Gates und fuchtelte mit der Hand, um ihn zum Schweigen zu bringen. »Ich erinnere mich nur, dass es etwas mit dem Kielwasser von zwei Enten zu tun hatte, die nebeneinanderher schwimmen. Wie sich ihre Wellen überschneiden und auf der jeweils anderen Seite ungebrochen wieder herauskommen. War das erste Mal, dass mir ein Lehrgangsteilnehmer so etwas auf den Schreibtisch geknallt hat. Physik. Und wenn man sich vorstellt, dass Sie Englischlehrer waren, bevor Sie bei uns angefangen haben. Dazu Geschichte im College, wenn ich mich recht erinnere. Special Agents mit so breit gestreuter Qualifikation gibt es heute gar nicht mehr.«
    Markham zuckte mit den Achseln. »Sie setzen meine Verdienste zu hoch an. Ich verstehe die Physik bei dem Ganzen selbst nicht so genau. Es war nur eine Metapher für Bauchgefühl, für diesen winzigen Augenblick, wenn sich die Wellen des Jägers und des Gejagten vereinen. Es lässt sich nicht wissenschaftlich messen. Zumindest glaube ich nicht, dass man es kann.«
    »Ich verstehe es noch immer nicht. Nur dass das, was Sie sagen, völlig einleuchtend für mich klingt. Es ist das Gleiche wie bei Jackson Briggs in Tampa. Ich weiß immer noch nicht, wie Sie ihn erwischt haben. Ich weiß nur, Sie haben ihn gekriegt.«
    »Und der Grund, warum Sie hier sind?«, fragte Markham. »Dieser dünne, seltsam geformte kleine Kratzer nahe Donovans Achselhöhle?«
    »Das ist nicht der Grund, warum das FBI ursprünglich hinzugezogen wurde. Es lag an Donovans Hintergrund, an seiner Rolle bei dem FB I -Fall gegen Ernesto Morales – deshalb hat Charlotte Schaap nach Raleigh geschickt, als wir von seiner Ermordung erfuhren.«
    Gates griff in die Innentasche seines Mantels und gab Markham das erste von zwei Hochglanzfotos. Ja, dachte Markham, Gates hatte die ganze Zeit darauf gewartet, ihm seine Asse zu zeigen.
    »Dieses erste Bild«, sagte Gates, »ist eine Nahaufnahme von Donovans Brust unter normalem Licht. Sie werden bemerken, dass der Kratzer auf dem rechten Brustmuskel nahe der Achselhöhle auf dem Foto kaum wahrnehmbar ist. Schaap ging zunächst von der Idee mit dem dreckigen Anwalt aus und dachte, die Bleiche von dem Ajax könnte unter der Wood-Lampe Hinweise liefern. Er hat nicht damit gerechnet, das hier zu finden.«
    Gates gab Markham das zweite Foto. Es war eine Nahaufnahme von Donovans Torso auf dem Obduktionstisch. Unter dem U
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