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Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf

Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf

Titel: Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf
Autoren: Glenn Meade
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überzogen. Truman führte Eisenhower über die Rasenflächen, auf denen in strategischen Abständen Beamte des Geheimdienstes plaziert waren.
    Die beiden Männer gaben ein seltsames Paar ab. Der kleine, bebrillte, noch amtierende Präsident mit Fliege und Gehstock – ein Mann, der glaubte, daß man sich am besten Respekt verschaffte, wenn man leise sprach und einen großen Stock in der Hand hielt. Auf der anderen Seite der hochgewachsene, kerzengerade Militär und ehemalige Fünfsternegeneral, der sein Leben lang Berufssoldat gewesen war.
    An einer der Eichenbänke forderte Truman Eisenhower auf, sich zu setzen. Er wirkte erschöpft wie ein Mann, der soeben einen Marathonlauf beendet hat, und seine Haut wirkte in dem blassen Sonnenlicht wächsern. Es war ein langer und erbitterter Wahlkampf gewesen; beide Männer hatten ihre Differenzen während dieses Wahlkampfes rücksichtslos ausgetragen. Truman hatte Eisenhower öffentlich herabgesetzt, während er gleichzeitig mit aller Kraft versucht hatte, den Demokraten unter Adlai Stevenson eine weitere Amtszeit zu verschaffen. Jetzt aber war die Schlacht geschlagen, das Volk hatte seine Entscheidung getroffen, und alle persönlichen Händel waren begraben.
    Truman zündete sich eine Havanna an, paffte den Rauch aus und seufzte. »Wissen Sie, was ich an dem Tag tun werde, nachdem ich das Büro geräumt habe? Ich werde nach Floridafliegen und mich von der Sonne grillen lassen. Vielleicht gehe ich auch ein bißchen angeln. Mir kommt es vor, als hätte ich das seit Jahren nicht mehr getan.« Der Präsident zögerte, bevor er Eisenhower ins Gesicht sah, und fuhr in ernsthafterem Tonfall fort: »Erzählen Sie mir von Korea, Ike. Was halten Sie als Militär davon?«
    Der Präsident sprach seinen Nachfolger mit dessen Spitznamen an, der ihm seit seiner Zeit als junger Kadett in Westpoint anhing. Eisenhower fuhr sich mit der Hand über den fast kahlen Schädel. Er straffte die Schultern, als er sich vorbeugte und auf den Garten des Weißen Hauses blickte. Er zögerte, wählte seine Worte mit Bedacht.
    »Ich glaube, es wird ein größeres Problem, als wir geglaubt haben, Mr. President.«
    »Inwiefern?«
    »Wir haben gerade einen Krieg in Europa hinter uns und werden nun in einen weiteren hineingezogen, der möglicherweise genauso gefährlich ist. Russen und Chinesen arbeiten wie besessen an ihren Offensivwaffenprogrammen – so schnell, daß es nur auf eine Konfrontation hinauslaufen kann. Wir reden hier über eine Bevölkerung von insgesamt mehr als einer Milliarde Menschen. Beide Systeme haben eine ähnliche Ideologie, und beide unterstützen Nordkorea. Mit dieser Allianz können wir nicht mithalten.« Eisenhower hielt inne und schüttelte den Kopf. »Korea sieht alles andere als gut aus, Mr. President.«
    Trumans Gesicht wirkte ernst, als er seine gepunktete Fliege zurechtrückte.
    »Dann stecken wir wohl bis zum Arsch in einem riesigen Sumpf voller Krokodile.«
    Eisenhower mußte unwillkürlich lächeln und zeigte sein berühmtes breites Grinsen. Für einen Mann, der sich wie ein sanftmütiger, exzentrischer Collegeprofessor kleidete, war Trumans Sprache ausgesprochen bildhaft.
    »Das könnte man so ausdrücken, Mr. President.«
    Truman paffte an seiner Zigarre. »Sie wissen ja, daß ich die Bombe auf Pjongjang werfen wollte, um diese gelben Schlitzaugen aus Nordkorea zu vertreiben und die verdammte Angelegenheit ein für allemal zu regeln. Aber die Britenhaben mich praktisch in Grund und Boden gestampft. Was meinen Sie? Hielten Sie meine Idee auch für verrückt?«
    »Mit allem Respekt, Sir, wenn wir die Bombe auf Nordkorea werfen, riskieren wir noch mehr Probleme mit den Chinesen, von Moskau ganz zu schweigen.«
    »Sollten wir die Bombe lieber auf Rußland werfen?«
    Eisenhower betrachtete den Präsidenten. Trotz Trumans zerbrechlichem und schüchtern wirkendem Äußeren besaß der Mann eine knallharte und skrupellose Ader. Noch bevor er antworten konnte, fuhr Truman fort. »Was halten Sie von Stalin?«
    »Sie meinen als militärischer Gegner?«
    Eisenhower zuckte mit den Schultern und lachte kurz auf. »Diese Frage müssen Sie mir nicht stellen. Meine Meinung über ihn ist aktenkundig. Der Mann ist ein Despot und ein Diktator. Dabei ist er äußerst intelligent und verdammt gerissen. Man könnte sagen, er ist der Hauptgrund für unsere gegenwärtigen Probleme, jedenfalls für die meisten davon. Ich würde diesem dreckigen Hundsfott nicht über den Weg trauen.«
    Truman
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