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Operation Ocean Emerald

Operation Ocean Emerald

Titel: Operation Ocean Emerald
Autoren: Ilkka Remes
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präsentierte er ihr besser nicht, auch wenn die Besitzerin wohl kaum böse deswegen wäre. Bestimmt kam es ihr vor allem darauf an, ihren Pass wiederzubekommen. Ohne ihn würde sie nämlich in St. Petersburg gar nicht an Land gehen dürfen.
    Unsicher blickte Aaro durch den Zaun auf den Pier. Aus einem Bus mit verdunkelten Scheiben strömten Touristen zur Gangway. Einige von ihnen trugen Einkaufstaschen von Marimekko und Stockmann.
    Aaro ging auf das Tor zu, durch das die Busse hinein- und hinausfuhren. Daneben stand ein groß gewachsener Mann mit Trekkingstiefeln, Sonnenbrille und blaugrauem Overall, auf dessen Rücken »SECURITY« stand. Der Mann hatte sich den Kopf kahl rasiert und machte einen mürrischen Eindruck.
    »Hallo.« Aaro schaute dem Wachmann in die Augen, aber der antwortete nicht. Gehörte er zur Crew des Schiffes? Verstand er kein Finnisch?
»Excuse me«
, versuchte es Aaro laut und deutlich.
    »Was gibt’s?«, gab der Mann auf Finnisch zurück.
    »Ich habe etwas gefunden, das einem Passagier der Ocean Emerald gehört.«
    Aaro hielt dem Mann die Plastiktüte hin und der holte den Pass und den Schiffsausweis heraus. Dann nahm er sein Funkgerät vom Gürtel und sprach ein paar Worte hinein.
    »Okay. Siehst du den in der weißen Uniform unten an der Gangway?« Der Sicherheitsmann deutete auf einen Mann, der aussah wie ein Italiener und beobachtete, wie die Passagiere an Bord gingen. »Geh hin und rede mit ihm. Er weiß, dass du kommst.«
    Aaro nickte und ging auf die Gangway der Ocean Emerald zu. Er blickte zu den Balkons der Kabinen hinauf, wo kleine Tische und gepolsterte Deckstühle auf die von ihrem Ausflug zurückkehrenden Passagiere warteten.
     
    Auf Deck 9 hatte Emilio, der als Steward auftrat, seinen Wäschewagen in Gang 1 abgestellt. Er wusste, dass zehn Meter weiter in der Deckenlampe eine Überwachungskamera versteckt war, die man nicht sah, wenn man nichts davon wusste. Gang 1 war wichtig, denn er befand sich in unmittelbarer Nähe der Kommandobrücke. Und die Kommandobrücke auf einem Schiff war so wichtig wie das Cockpit in einem Flugzeug.
    Auf Emilios Stirn bildeten sich Schweißperlen. Zu seinen ersten Aufgaben bei der ganzen Aktion hatte gehört, die Positionen der Überwachungskameras und die übrigen Sicherheitsvorkehrungen gründlich auszukundschaften. Das war ihm gut gelungen, denn er arbeitete schon seit drei Monaten als Steward auf der Ocean Emerald.
    Er hatte den Wäschewagen so platziert, dass die Linse der Überwachungskamera nicht die Luke in der Wand erfassen konnte, die Emilio geöffnet hatte. Hinter der Luke befand sich ein Verteilerkasten und dort sollte er den ferngesteuerten Zünder für die Semtex-Sprengladung verstecken.
     
    Craig Thomson – »der Wolf«, wie man ihn nannte – hatte im Kontrollraum Papierkram zu erledigen, aber hin und wieder warf er pflichtbewusst einen Blick auf die Monitore.
    Beim FBI war er gefeuert worden, weil er bei einer gemeinsamen Operation mit den Kollegen vom Rauschgiftdezernat »seine Pflichten vernachlässigt« hatte und infolgedessen zwei Agenten ihr Leben verloren. Der Vorwurf war entsetzlich gewesen, in jeder Hinsicht, und seitdem hatte Thomson bei Dingen, die mit der Arbeit zu tun hatten, noch höhere Ansprüche an sich selbst. Das machte die beiden Agenten nicht wieder lebendig, aber es war die einzige Möglichkeit, seine Selbstachtung wiederzufinden.
    Auf einmal hielt Thomsons Blick auf dem Bild vonGang 1 in der Nähe des Eingangs zur Kommandobrücke inne.
    Warum stand der Wäschewagen des Stewards auf dem Gang? Die Kabinen wurden doch noch gar nicht für die Nacht fertig gemacht. Es war nicht ungewöhnlich, dass mal irgendwo ein Wagen vergessen wurde, aber selten war es doch und auf Abweichungen hatte Thomson stets ein Auge.
    Er ging mit dem Gesicht näher an den Monitor heran und erkannte hinter dem Wäschewagen kurz die Silhouette des Stewards. Dort schien also bloß jemand zu arbeiten.
    Thomsons Blick fuhr weiter über die Monitore hinweg, dann kehrte er zum Computerbildschirm zurück, wo die Passagierliste zu sehen war. Sie war das wichtigste Werkzeug für den Mann, der für die Sicherheit auf dem Schiff zuständig war. Das zweitwichtigste war die Liste der Crewmitglieder.
    In diesen beiden Verzeichnissen waren all die Menschen aufgeführt, die sich auf dem Schiff befanden. Und der Mensch war der zentrale Risikofaktor. Über nichts anderes musste sich Thomson ähnlich große Sorgen machen. Ab und zu benutzten Drogenkuriere
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