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Operation Macho

Operation Macho

Titel: Operation Macho
Autoren: V Thompson
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drückte den Stummel im Aschenbecher aus.
    „Ach, Tony.“ Sie holte zitternd Luft. „Ich hätte dich niemals wegen Jerry verlassen dürfen.“
    Sein Herz zog sich zusammen. Hatte er nicht seit Monaten auf diese Worte gewartet? Weshalb empfand er dann jetzt keinen Triumph? Stattdessen fühlte er eher eine Art Entsetzen. „Was ist passiert?“
    „Er saugt immer so komisch an seinen Zähnen.“
    Tony lachte. Das ist nicht nett, sagte er sich und beherrschte sich sofort wieder. „Ist dir das nicht früher aufgefallen?“
    „Doch, aber ich dachte, das macht mir nichts aus. Wusstest du das von ihm?“
    „Schon, aber wenn du nur zusammen Handball spielst, ist das nicht so schlimm.“
    „Das ist noch nicht alles. Manche Unterhosen trägt er so lange, bis sie nur noch an ein paar Fäden hängen.“ Sie sah Tony an. „Das wusstest du auch, stimmt’s?“
    Er zuckte die Schultern. „Sicher, nach dem Sport in der Umkleide habe ich ihn ja gesehen.“ Jetzt wünschte er sich, er hätte sich Jerry auch ohne Unterhose genauer angesehen. Immerhin hatte der Kerl ihm die Ehefrau weggeschnappt, und dabei hatte er sich bestimmt nicht nur als ausgezeichneter Zuhörer entpuppt.
    „Heute habe ich alle schäbigen Slips weggeworfen, und da hat er mich angeschrien. Ich schrie zurück wegen des ständigen Saugens an den Zähnen, und er regte sich auf, dass er sich an meinen Haarspangen die Finger sticht. Und dann sagte er, wegen meiner Wimpern bekäme er noch Pickel, und es würde scheußlich aussehen.“
    „Niemand befiehlt ihm, sich deine Wimpern anzukleben, oder?“
    Michelle lachte leise. „Du weißt, was ich meine. Findest du, dass meine Wimpern scheußlich aussehen, Tony?“
    „Also, wenn sie beide richtig sitzen, dann nicht.“ Das war allerdings selten der Fall, doch er hatte Michelle trotz ihrer Ticks geliebt.
    Sie seufzte. „Mit dir konnte man so einfach zusammenleben.“
    Mit ihr aber nicht erinnerte er sich. Jedes Jahr hatte sie öfter hören wollen, wie schön und begehrenswert sie sei. Dieses ständige Fragen war er irgendwann leid geworden, und seine Antworten waren immer einsilbiger ausgefallen. Vielleicht hatte sie sich deswegen mit Jerry eingelassen.
    „Ich dachte, du liebst Jerry“, entgegnete er ruhig.
    „Das dachte ich auch, aber wie kann man jemanden lieben, der an den Zähnen saugt und löchrige Unterwäsche trägt?“
    Tony hatte während seiner Ehe fest zu Michelle gestanden, doch allmählich begriff er, was für ein oberflächlicher Mensch sie war.
    Sie atmete tief durch. „Ich habe während der ganzen Taxifahrt hierher darüber nachgedacht, und ich finde, du und ich, wir sollten es noch einmal miteinander probieren.“
    „Die ganze Taxifahrt über hast du darüber nachgedacht?“ Er hörte den Spott aus seinen Worten und bemühte sich um einen nüchternen Tonfall. „Tut mir leid, das war unpassend.“
    „Was war unpassend?“
    Ungläubig sah er sie an. Den Spott hatte sie gar nicht mitbekommen. Für sie gab es während einer Taxifahrt durch Chicago genügend Zeit, um darüber nachzudenken, ob man sein Leben oder das anderer Menschen ändern sollte. Ich liebe sie wirklich nicht mehr, dachte er. Dennoch wollte er, dass sie glücklich wurde.
    „Ich halte es nicht für klug, wenn wir wieder zusammen wären“, fing er vorsichtig an.
    „Aber ich, Tony.“
    „Ich aber nicht, und ich sage dir auch, warum. An mir haben dich lediglich kaum Dinge gestört, weil ich fast nie bei dir war. Und wenn, dann habe ich mich gut benommen. Irgendwann würdest du allerdings feststellen, dass ich falsch pfeife und beim Fernsehen immer mit der Fernbedienung spiele.“
    „Pfeifen würde mich nicht stören. Und fernsehen tust du auch fast nie.“
    „Aber eines Tages würde ich dich mit dem ewigen Senderwechseln in den Wahnsinn treiben.“
    „Tony, nichts von alledem spielt eine Rolle. Wichtig ist nur, dass …“
    „Was ist wichtig, Michelle? Was denn?“
    „Dass wir uns lieben.“ Ihr Blick bekam etwas Verträumtes.
    Nur zu gut konnte Tony sich daran erinnern, wie sehr er früher auf diesen Blick reagiert hatte. „Vor zehn Monaten hast du mir gesagt, dass du Jerry liebst.“
    „Das war ein Irrtum.“
    „Dann musst du eben lernen, ihn zu lieben.“
    Der verträumte Blick verschwand. „Wie bitte?“
    „Ich bin sicher, dass Jerry eine ganze Reihe guter Eigenschaften hat.“
    „Nenn mir eine.“
    „Moment mal.“ Lächelnd schüttelte er den Kopf. „Das kannst du nicht von mir verlangen. Ich will gern
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