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Onkel Robinson

Onkel Robinson

Titel: Onkel Robinson
Autoren: Jule Verne
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staunten das riesige Tier mit großen Augen an. Der Affe schien sich erst einmal umsehen zu wollen; er begutachtete den Geflügelhof, warf einen Blick ins Grotteninnere und wandte sich dann Clifton zu, den er offenbar als das Familienoberhaupt ausgemacht hatte.
    »Nun, mein Freund«, sagte der Onkel, »sagt Ihnen das Haus zu? Ja? Also abgemacht! Lohn werden Sie zwar anfangs keinen bekommen, aber wir werden ihn später verdoppeln, wenn wir mit Ihnen zufrieden sind.«
    Und so wurde der Orang-Utan ohne weitere Umstände in den Haushalt der Familie Clifton eingegliedert. Sie beschlossen, ihm in der linken Hofecke aus Ästen eine Hütte zu bauen. Da er auch einen Namen brauchte, schlug der Onkel vor, ihn nach dem Vorbild zahlreicher amerikanischer Neger Jupiter zu nennen, woraus sich dann die Kurzform Meister Jup ergab.
    Clifton sollte es nicht zu bereuen haben, daß er zu diesem Zuwachs sein Einverständnis gegeben hatte. Der überaus intelligente und beispielhaft gelehrige Orang-Utan wurde vom Onkel zu verschiedenen Arbeiten dressiert, die er tadellos erledigte. Zwei Wochen nach seiner Ankunft schaffte er schon Holz aus dem Wald herbei, holte mit den Bambusgefäßen Wasser vom See und fegte den Hof aus. Wenn jemand auf eine Kokospalme klettern und eine Frucht herunterpflücken sollte, dann besorgte das keiner so schnell wie er, und selbst der flinke Robert konnte sich mit ihm nicht messen. In der Nacht hielt er so aufmerksam Wache, daß selbst Fido hätte neidisch werden können. Übrigens kamen der Hund und der Affe bestens miteinander aus. Die Kinder gewöhnten sich schnell an die Dienste, die der Affe leistete. Der schelmische Jack folgte seinem Freund Jup gar auf Schritt und Tritt. Freund Jup ging auf seine Spiele ein und ließ ihn gewähren. So flossen die Tage dahin. Inzwischen war Mitte September, und mit Blick auf den kommenden Winter waren die Vorräte jeglicher Art aufgefüllt worden. Onkel Robinson baute an einer Felsenecke einen weiträumigen Schuppen und schichtete Holz darin auf. Auf regelmäßig veranstalteten Jagden wurden zahlreiche Agutis und Wasserschweine erlegt, deren Fleisch gepökelt und geräuchert wurde. Darüber hinaus war der Geflügelhof voll mit Hühnervögeln aller Art, so daß die Familie während der regnerischen Jahreszeit mit Frischfleisch versorgt sein würde. Bei den südlich gelegenen Felsen fiel ihnen eine ganze Sippe von Meeresschildkröten in die Hände, deren sorgsam gelagertes Fleisch für später ausgezeichnet schmeckende Suppen in Aussicht stellte. Selbstverständlich wurden auch beachtliche Sagovorräte angelegt. Mrs. Clifton verstand sich nämlich hervorragend darauf, einen Teig daraus zu kneten und leckeres Brot und Kuchen zu backen. Für den ganzen Winter über war die Ernährungsfrage damit so gut wie geklärt.
    Auch wegen der Kleidung brauchte Mrs. Clifton sich nicht mehr zu sorgen. Dem Onkel war es zu verdanken, daß an Pelzen kein Mangel war und ihnen in jeder Größe warme Fellkleider zur Verfügung standen. Das gleiche galt für das Schuhwerk; halb aus Holz und halb aus Leder hatte der Onkel nicht übel geratene Pantinen angefertigt, die für Regen-und Schneetage genau das richtige sein mußten. Eine hochschaftige Ausführung davon sollte bei der Jagd im Sumpf zum Einsatz kommen, wenn die Kälte die Wasservögel auf den Nordteil der Insel treiben würde. Zur Versorgung der Familie mit Hüten und Mützen hatte so mancher Otter sein Leben lassen müssen. Weder von der Qualität noch von der Quantität her hätte sich eine bessere Tierart finden lassen. Zahlreiche Otter schienen sich in diesen Teil des Pazifiks geflüchtet zu haben, und die Kinder überraschten mehrere davon zwischen den im Südwesten gelegenen Felsen.
    Des Onkels Wunsch, Clifton einen Bärenpelzmantel offerieren zu können, war allerdings noch immer nicht in Erfüllung gegangen. Bärenspuren waren genug zu sehen, die Tiere selbst ließen sich jedoch nicht blicken. Am südlichen Seeufer und auf dem Weg zum Wildkaninchenrevier waren die Fußstapfen besonders zahlreich. Offensichtlich kamen Bären dorthin, um am See zu trinken. Der Onkel beschloß daher, das einzige Mittel anzuwenden, mit dem es ihm gelingen konnte, einen dieser Sohlengänger zu fangen. Mit Hilfe von Marc, dem er sein Vorhaben anvertraute, hob er eine zehn bis zwölf Fuß tiefe und ebenso breite Grube aus und deckte sie mit Ästen sorgfältig zu. Diese Methode war nur ein Notbehelf, aber eine andere stand dem Onkel nicht zur Verfügung,
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