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Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition)

Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition)
Autoren: Anette Strohmeyer
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vorab schon etwas, das ich wissen sollte?“
    Bolič hustete lautstark. „Ich habe alles gründlich durchsucht. Bis auf den Brief habe ich nichts gefunden. Das Einzige, das mir aufgefallen ist, war, dass die Vorhänge zugezogen waren und der Fernseher lief, als ich ankam. Ach ja, und das offene Bier.“
    „Könnte bedeuten, dass Ellys am Abend oder in der Nacht verschwunden ist.“
    „Das vermute ich auch.“
    „Und die Polizei?“, fragte Ondragon weiter.
    „Die glaubt, er sei abgehauen. Weiß der Geier, warum. Sie sagen, das kommt öfter vor, als man denkt. Schulden, Stress mit ‘ner Frau oder einfach nur Wüstenkoller.“
    „Wüstenkoller?“
    „Ja, es soll Menschen geben, die halten die ewige Sonne und die öde Landschaft hier auf Dauer nicht aus.“
    „Hat das Haus Tyler Ellys gehört?“
    „Ja, er hat es vor drei Jahren gekauft, kurz nachdem er bei DeForce angefangen hat.“
    „Wo ist er geboren?“
    Der Mann am anderen Ende hustete erneut. „In Denver. Oh Mann, mir ist ganz schön schwindelig.“
    Ondragon schürzte die Lippen. Das Ganze kam ihm merkwürdig vor. Niemand ließ einfach so sein Haus zurück, Wüstenkoller hin oder her. Da schien die Polizei wie so oft auf dem Holzweg zu sein. „Und der Brief?“, wollte er wissen.
    „Nichts Besonderes, außer dem Text.“
    „Ich hole ihn mir nachher bei Ihnen ab.“
    „Sie können jederzeit vorbeikommen, Mr. O. Ach, und wären Sie vielleicht so freundlich, mir ein paar Paracetamol mitzubringen?“
    „Geht klar.“ Ondragon steckte das Handy weg und überprüfte seine Pistole. Die leichte, in Europa als Polizeiwaffe eingesetzte Sig Sauer trug er immer in einem Holster unter seinem Jackett. Heute hatte er den feinen Zwirn allerdings gegen eine beigefarbene Windjacke und Jeans getauscht. Es empfahl sich nicht, in einer schlichten Wohngegend wie der von Tyler Ellys in maßgeschneidertem Anzug herumzulaufen, auch wenn das seine bevorzugte Arbeitskleidung war. Ondragon legte viel Wert auf ein gepflegtes Äußeres, aber er wusste auch, wann welche Kleidung angemessen war. Das hatte er von seinem Vater, einem deutschen Diplomaten mit beinahe militärischen Manieren, unauslöschlich eingebläut bekommen. Diplomatie und gewandtes Auftreten waren alles – wenn es nach seinem Alten ging. Doch eines hatte Ondragon im Laufe seines Lebens dazugelernt: unauffällig zu sein war noch viel mehr! Für manche Unternehmungen war es unabdingbar, mit seiner Umgebung eins zu werden. Ondragon verglich sich selbst gern mit einem Tiger. Außerhalb des Bambuswaldes fiel er auf wie ein bunter Hund, doch bewegte er sich innerhalb seines Reviers, verschmolzen seine Streifen mit dem Geflecht des Dschungels und er wurde unsichtbar.
    Er ignorierte das Gesetz Arizonas, seine Waffe immer offen zu tragen, und steckte die Waffe ins Holster. Dann erhob er sich von der Bettkante und ging in das winzige Bad, um im Spiegel zu kontrollieren, ob sein dunkles Haar die gewünschte Verwegenheit eines Wüstenbewohners aufwies. Danach löschte er das Licht und verließ das Zimmer.
    Mit dem Taxi fuhr er zur nächstgelegenen Autovermietung, bei der Charlize tags zuvor einen Wagen für ihn hatte reservieren lassen, und übernahm einen langweilig silbernen Chevrolet Impala mit hiesigem Nummernschild und getönten Scheiben. Damit fuhr er auf den Highway in Richtung Osten, wo er die Abfahrt zum Pima Airfield nahm, dem größten Flugzeugfriedhof der Welt, und das nahezu mitten in Tucson. Meile um Meile folgte er der Straße, die zu beiden Seiten von ausgedienten Militärmaschinen hinter langen Stahlzäunen gesäumt wurde, bis er schließlich links in die Escalante Road einbog. Tylers Ellys‘ Haus lag in der East Barrow Street, die parallel dazu verlief. Langsam lenkte Ondragon den Wagen durch das auf dem Reißbrett angelegte Wohnviertel. Aufmerksam beobachtete er jedes Haus. Als er bei Ellys‘ Adresse anlangte, prägte er sich die Begebenheiten rund um das Gebäude sorgfältig ein und fuhr im gleichen Tempo weiter um nicht aufzufallen.
    Wieder draußen auf der Escalante Road parkte er den Impala am Straßenrand neben ein paar Touristen, die raunend die stillgelegten Herrscher der Lüfte durch den Maschendraht fotografierten, und tat so, als interessiere er sich ebenfalls für die verschwenderische Menge an Leichtmetallschrott. Durch die Gläser seiner Sonnenbrille sah er sich dabei unauffällig um. Gegenüber auf der anderen Straßenseite lag das Wohnviertel, in dem sich Ellys‘ Haus befand. Die
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