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Ondragon - Menschenhunger

Ondragon - Menschenhunger

Titel: Ondragon - Menschenhunger
Autoren: Strohmeyer Anette
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zwei flachere Wohnflügel nach hinten ab. Dahinter tat sich freies Gelände auf.
    Die Cedar Creek Lodge war zwar nicht so luxuriös wie die berühmte Cirque Lodge in Utah, dafür aber auch nicht von Paparazzi belagert. Für den Großteil der Skandalfotografen lag die Lodge einfach zu tief in den Wäldern. Deshalb galt: Je abgelegener der Ort, desto geschützter war man vor den Kameraaugen dieser Meute und der klatschhungrigen Welt. Sein Aufenthalt hier würde ihn viel Geld kosten, dachte Ondragon, aber es war auch eine letzte Chance. Und er hoffte, dass es das wert war. Immerhin besaß Dr. Arthur, der Leiter der Klinik, einen ausgezeichneten Ruf.
    Mit einem Sprung nahm er die oberste Stufe zum Eingangsportal und schritt durch die Tür, die Pete ihm bemüht galant aufhielt. Sie betraten einen kleinen Empfangsbereich. Aufmerksam blickte Ondragon sich um. Im gedämpften Licht stand eine lederne Sofagarnitur vor einem Kamin, über dem ein riesiges Elchgeweih hing. Auf einem aus skurril verdrehten Wurzeln zusammengezimmerten Tisch warteten einige Hochglanzmagazine darauf, von entspannten Händen durchgeblättert zu werden, und auf dem Holzfußboden lag ein dicker, grüngemusterter Teppich, der wohl das Pendant zum Rasen draußen bilden sollte. Pendleton -Wolldecken auf den Sofas und elektrische Windlichter an Schmiedehaken an den Wänden machten den Eindruck von einer gemütlichen Jagdhütte in den Bergen vollkommen. Genau, was Ondragon sich erhofft hatte. Behagliches Ambiente mit einer Prise Wildnis. Er wandte sich dem Empfangstresen zu, der geradeaus neben einer weiteren Glastür eingelassen war und den Rest des Gebäudes vor dem Zutritt unbefugter Gäste abschirmte. Eine junge, blonde Frau, die aussah wie aus dem Prospekt, erschien dahinter und lächelte ihn an.
    „Willkommen in der Cedar Creek Lodge, Mr. Ondragon. Ich bin Sheila.“
    Wenigstens sprach sie seinen Namen korrekt aus. Wahrscheinlich war sie über all seine Eigenheiten gründlich gebrieft worden. Es ging aufwärts mit dem Personal! Wohlwollend lächelte Ondragon zurück.
    „Wenn Sie bitte hier unterschreiben möchten.“ Sie tippte mit einem passend zum Teppich grünlackiertem Fingernagel auf ein Formular. „Dann kann ich Ihnen Ihre Zimmerschlüssel aushändigen. Außerdem ist es notwendig, dass Sie mir Ihren Autoschlüssel überlassen.“
    Ondragon hielt mitten in seiner Unterschrift inne. „Meine Autoschlüssel?“
Auf Sheilas Gesicht erschien ein Lächeln, und er sah, dass sie einen künstlichen Brillanten auf ihrem Eckzahn hatte. „Es ist Teil des Programms. Sie sollen sich ganz darauf einlassen.“
    „…und nicht mittendrin abhauen?“, ergänzte er säuerlich.
    „Nun, ja. Wir haben hier einige schwierige Fälle und ...“
    „... ich bin solch ein schwieriger Fall?“
    Sheila sah ihn an. „Das wird Dr. Arthur beurteilen.“
    Ondragon biss sich auf die Zunge. Er würde sich zusammenreißen müssen, wenn er das hier durchziehen wollte. Aber er war es nicht gewohnt, dass ihm jemand sagte, was er zu tun hatte. „Schon verstanden. Aber bewahren Sie den Schlüssel gut auf. Wenn mein Baby nur den Hauch eines Kratzers abbekommt, dann mache ich Sie dafür verantwortlich!“ Sein Finger stach ihr entgegen.
    „Der Autoschlüssel kommt in unseren Tresor.“ Mit ihrem hübschen Kinn machte Sheila eine Bewegung in Richtung des Büros hinter sich. „Ich versichere Ihnen, dass sich niemand Ihrem Auto auch nur nähern wird.“
    Ondragon warf einen Blick auf Pete, der schräg lächelte.
    „Nun gut. Hier, bitte“, sagte er zähneknirschend. Doch bevor er den Autoschlüssel über den Tresen schob, entfernte er den Anhänger. „Mein Talisman“, sagte er und steckte ihn schnell zurück in seine Hosentasche. Er fing Sheilas belustigten Blick auf und ärgerte sich erneut. Er wusste, dass ein pink emailliertes Herz mit einem Bären darauf nicht gerade imagefördernd war, aber dieses verdammte Ding hatte ihm schließlich einmal das Leben gerettet!
    Sheila nickte und nahm den Schlüssel des Mustangs in Verwahrung. „Hatten Sie eine gute Anreise?“
    „Wie man’s nimmt. Schlechte Straßen und Viehzeugs, das einem vor’s Auto springt.“
    „Ja, in den Wäldern hier rings herum wimmelt es nur so von wilden Tieren. Elche, Hirsche, Bären und so weiter. Aber keine Angst, die sind ungefährlich.“
    „Sehe ich aus, als hätte ich Angst?“, fragte Ondragon barsch.
    Sheila blinzelte indigniert und betrachtete skeptisch seinen schicken Anzug. „Da wäre noch
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