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Oliviane – Der Saphir der Göttin

Oliviane – Der Saphir der Göttin

Titel: Oliviane – Der Saphir der Göttin
Autoren: Marie Cordonnier
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wenn man mir das Fell über die Ohren zieht!«
    »Aber ich schwöre ...« Oliviane verstummte, zu stolz, um den Satz, der ihr spontan über die Lippen gekommen war, zu beenden. Eine zarte, blau schimmernde Ader pochte an ihrer Schläfe.
    »Ich bin kein Narr!«, erklärte ihr Bräutigam mit einem Lächeln, das ihr einen Schauer des Entsetzens über den Rücken jagte. »Ich verlange von Euch, dass Ihr mir einen Erben schenkt, der jenseits jeden Zweifels geboren wird. Ich erwarte eine adlige Jungfrau in meinem Hochzeitsbett, habt Ihr verstanden?«
    Er blies ihr seinen Ekel erregenden Atem ins Gesicht, der stark nach säuerlichem Wein und Zwiebeln roch. Dennoch hielt Oliviane dem stechenden Raubvogelblick des alten Straßenräubers mit stolz erhobenem Kopf stand. Das Leben mit ihrem Großvater hatte sie gelehrt, sich nie einschüchtern zu lassen.
    »Ich werde meine Pflichten als Eure Gemahlin erfüllen, sobald ich diesen Schwur vor dem Altar geleistet habe«, sagte sie in kühler Ruhe. »Bis dahin schuldet Ihr mir den Respekt, den jeder Edelmann seiner Braut entgegenbringen soll. Wenn es Euch nach einer Magd gelüstet, so haltet Euch an jene dort ...«
    Der Schwarze Landry merkte nicht, dass er den Atem anhielt. War sie verrückt, den Alten auf diese Weise zu provozieren? Ein einziger Faustschlag von ihm würde sie quer durch den Raum schleudern und ihr schönes Antlitz für immer verunstalten!
    »Zum Henker! Ihr habt Mut, das gefällt mir!«
    Die Anspannung löste sich unter dem polternden Lachen des Söldnerführers. Er ließ Olivianes Hand los und griff nach einem Juwelen verzierten Pokal, der auf dem verwahrlosten Tisch stand.
    »Nun denn, meine feine Braut, auf Euer Wohl! Ihr habt Glück. Nach genau dieser Art von nobler Herablassung habe ich gesucht. Ihr werdet sie meinen Söhnen in die Wiege legen und ihnen damit das Rüstzeug geben, dieses Land zu beherrschen. Enttäuscht mich nicht, und wir werden prächtig miteinander auskommen!«
    Olivianes Knie zitterten, als sie ihm durch eine Verbeugung ihren Respekt erwies, aber die schweren, Schmutz bedeckten Röcke verbargen das verräterische Zeichen von Schwäche.
    »Kommt schon«, drängte Maé, und Oliviane folgte der Magd, die hüftschwingend aus dem Saal schlenderte, nur zu gern. Ihr letzter, vorsichtiger Blick unter halb gesenkten Lidern galt jedoch nicht dem barschen unfreundlichen Herzog, dessen Frau sie werden sollte, sondern dem Schwarzen Landry.
    Er stand neben einer steinernen Säule, die Arme über dem Lederwams verschränkt, die Augen wie dunkle Kohlestücke in einem wilden Gestrüpp aus Bart, Brauen und Haaren. Welch seltsamer, beunruhigender Mann! Und doch, sie entdeckte zu ihrer eigenen Überraschung, dass es ihr schwer fiel, ihn zu verlassen.

3. Kapitel
    Wenigstens war die Kemenate im Gegensatz zum großen Saal sauber. Die beiden Bogenfenster besaßen sogar richtige Glasscheiben, die in grün-weißen Rauten kunstfertig mit Blei zusammengefügt waren. In den Ecken verbreiteten eiserne Glutbecken ihre Wärme, und vor die feuchten Mauern hatte man prächtige gestickte Wandteppiche gehängt. Freilich zeigten sie dermaßen blutrünstige Jagdszenen, dass ihnen Oliviane sofort den Rücken zuwandte.
    »Ich hoffe, es ist alles zu Eurer Zufriedenheit, denn Ihr sollt diese Kammer nicht verlassen«, übermittelte Maé die Befehle, die sie erhalten hatte. »Wenn noch etwas fehlt, müsst Ihr es mir nur sagen.«
    Oliviane hob schaudernd die Schultern. Als ob sie auch nur im Geringsten die Absicht gehabt hätte, unter den wüsten Kerlen herumzuspazieren, die ihrem künftigen Gatten dienten! Im Gegenteil, sie war dankbar für die stabile Tür, die sie von den übrigen Burgbewohnern trennte. Wenn sie etwas vermisste, dann höchstens einen Riegel, den sie von innen vorlegen konnte. Und natürlich ihre wenigen persönlichen Besitztümer.
    »Wo ist mein Bündel?«
    Vier Worte, die der Magd durch ihren bloßen Tonfall verrieten, dass die künftige Herrin nicht zum Plaudern neigte und allein zu bleiben wünschte. Eine von der eingebildeten Sorte, die auf Cado erst noch lernen musste, dass man hier nach anderen Regeln lebte, sagte sich Maé und verzog spöttisch den Mund. Sie zuckte mit den Schultern, dass ein wahres Erdbeben die Fleischmassen in ihrem Ausschnitt erschütterte.
    »Der Herr wird’s haben, wenn’s nicht hier ist«, entgegnete sie mürrisch.
    Oliviane hob die Brauen. »Sieh zu, dass du mir bringst, was mir gehört. Schnell und vollständig, hast du
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