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Olivetti ermittelt

Olivetti ermittelt

Titel: Olivetti ermittelt
Autoren: Stefan Wilfert
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hatte Teufel gesagt. »Das ist eine Farbe, bei der man automatisch zum Feuerlöscher greift! Den nehme ich!« Der Wagen war zwar klein, aber so klein er war, so niedrig war eben auch der Kaufpreis.
    Jetzt fuhr Teufel mit seinem »Teufelswagen«, wie er ihn nannte, durch das Haupttor des Gestüts »Waldgatter«. Er parkte und fragte sich zum Büro durch.
    Im Büro war niemand und ansonsten sah es aus wie jedes andere Büro: Stühle, Schreibtische, Papierkram. Nur an den Wänden erkannte man, dass es das Büro eines Gestüts war. Überall waren Bilder von Pferden und Siegerehrungen, in den Regalen standen Pokale |42| und an den Regalwänden hingen alle möglichen Schleifen. Ganz oben auf einem Regal lag eine Sammlung von Reitermützen in den verschiedensten Farben.
    Endlich trat eine Frau ein.
    »Teufel, Kripo Baden-Baden«, stellte sich Teufel vor. »Und Sie sind …«
    »Gattermann«, antwortete die Frau knapp. Aber Teufel hielt sich innerlich die Ohren zu. Donnerwetter, hatte diese Frau eine hohe und piepsige Stimme. Wie eine schlecht geölte Kreissäge.
    »Ich bin die Besitzerin des Gestüts. Sie kommen wegen
Spitzbube
, stimmt’s?«, kreischte die Säge.
    Frau Gattermann war eine kleine Frau in Texashemd, Reithosen und Reitstiefeln. Sie setzte sich hinter ihren Schreibtisch und bot Teufel einen Stuhl an.
    »Kann ich Ihnen etwas zu trinken bringen?«, piepste sie.
    »Ein Wasser, gerne«, sagte Teufel. Sie goss ihm und sich je ein Glas ein. Auf den Gläsern waren Pferdeköpfe abgebildet.
    »Was können Sie mir denn über
Spitzbube
erzählen?«, fragte Teufel.
    Die Frau zuckte mit den Schultern. »Eigentlich nicht viel. Er wird bei uns schon seit Jahren trainiert. Auch seit er Erfolg hat und viel gewinnt, hat sich nichts |43| geändert. Der Trainer ist immer derselbe, Harry Bremen. Ach, da kommt er übrigens gerade.«
    Durch die Tür trat ein kleiner, drahtiger Mann, der ziemlich aufgeregt schien.
    »So eine Sauerei«, schimpfte er. »Setzt der sich auf
Spitzbube
und haut ab. Und die Polizei? Die macht natürlich nix!«
    Gleich schaltete sich Teufel ein, der sich freute, eine normale Stimme zu hören.
    »Falsch, Herr Bremen. Teufel ist mein Name, von der Kripo Baden-Baden. Wir sind schon so nah dran am Täter, dass wir sein Deo riechen können. Aber natürlich müssen wir die Leute befragen. Was können Sie uns erzählen? Ist Ihnen irgendwas aufgefallen in letzter Zeit?«
    Bremen dachte nach. »Hm, eigentlich schon. Seit zwei Monaten arbeitet bei uns ein Pfleger – wir nennen ihn nur
Wolle
–, der von
Spitzbube
besonders begeistert ist und sich oft um ihn kümmert. Waschen, striegeln und so weiter.« Er verfiel in Schweigen.
    »Ja, und?«, wollte Teufel wissen. »Was ist mit ihm?«
    »Na ja, seit zwei Tagen ist er nicht mehr zur Arbeit erschienen.«
    Teufel wandte sich an die Frau Gattermann. »Können |44| Sie mir Namen und Adresse von diesem
Wolle
geben?«
    Frau Gattermann blätterte in ihren Unterlagen.
    »Hier. Er heißt Lothar Bert Thesin. Wohnt in Sandweier, Rheinstraße 143«, quietschte sie.
    Sofort raste Teufel zu seinem Auto und preschte ab in Richtung des kleinen Ortes.

|45| In der Zentrale
    Am Empfang des Kommissariats saß Dieter Turgenjew und notierte sich einen Auftrag, den er telefonisch erhalten hatte. Und schon wieder klingelte es.
    »Turgenjew, Kommissariat. Guten Tag, Sie wünschen?« Er lauschte der Stimme einer aufgeregten Dame. »Sie möchten Kommissar Schrödinger sprechen? Das geht leider nicht. Der ist im Einsatz.«
    Das Gequäke im Hörer wurde lauter.
    »Entschuldigen Sie, sagen Sie mir doch bitte erst einmal Ihren Namen … ah, Frau Messer! Worum geht es? … Ich soll einen Strafzettel zurücknehmen? … Wie bitte? Sie würden mir auch einen Kuchen backen dafür? Sehr nett, geht aber leider auch nicht. Da kann ich Ihnen wirklich nicht weiterhelfen. Auf Wiederhören!«
    Kaum aufgelegt, kam ein alter Herr ins Kommissariat.
    »Oje«, seufzte Turgenjew leise. Er kannte den Mann. Es war Dr. Klaus Vitali, der erstens sehr alt, zweitens |46| sehr gebrechlich und drittens sehr, sehr fantasiebegabt war. Vor ein paar Tagen erst hatte er sich beschwert, dass im Nachbarhaus Außerirdische gelandet seien und fürchterlichen Krach machen.
    »Ah, guten Tag, Dr. Vitali«, sagte Turgenjew. »Was kann ich denn für Sie tun?«
    Langsam und ächzend kam der alte Herr auf ihn zu.
    »Man hat mir meinen Regenschirm gestohlen«, sagte er. »Sie müssen sofort eine umfangreiche Suche einleiten.«
    »Aha«,
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