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Oliver Hell - Der Mann aus Baku (Oliver Hells zweiter Fall) (German Edition)

Oliver Hell - Der Mann aus Baku (Oliver Hells zweiter Fall) (German Edition)

Titel: Oliver Hell - Der Mann aus Baku (Oliver Hells zweiter Fall) (German Edition)
Autoren: Michael Wagner
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wichtig genug, um ebenfalls sofort informiert zu werden.
    Er telefonierte mit Meinhold und holte sich von ihr weitere Informationen. Es ging um asiatische Frauen, die eventuell vermisst wurden. Als Beweisstü cke gab es einen Teil einer LKW-Plane, mit der die Frauen abgedeckt wurden, und einen Ring, der in der KTU untersucht würde. Er suchte in den polizeilichen Unterlagen nach Analogien. In den einschlägigen deutschen Seiten fand er nichts. Auf der Website von Interpol gab es einen Link zu vermissten Personen. Er suchte eine halbe Stunde nach vermissten asiatischen Frauen. Ohne Ergebnis. Solange sie noch keine genauen Hinweise zum Alter der Frauen hatten, war es sowieso ein Schuss ins Blaue.
    Er packte seine Brö tchen aus, die er am Kiosk gekauft hatte, und schlug die Zeitung auf. Es gab heute nur eine Nachricht, die alle Zeitungen aufgriffen. Das Norwegische Nobelkomitee hatte die Europäische Union für den Friedensnobelpreis nominiert. Die Union und ihre Vorgänger haben über sechs Jahrzehnte zur Förderung von Frieden und Versöhnung beigetragen. So hatte das Komitee die Nominierung begründet. Die Entscheidung wurde kontrovers diskutiert. Die Befürworter sprachen von einem Lob für die fünfhundert Millionen Bürger der Europäischen Union. Die Kritiker lästerten über einen Aprilscherz und sagten, es wäre eine Verlegenheitslösung, da der Welt die Helden ausgehen würden.
    Willy Brandt, Nelson Mandela, Mutter Theresa standen als Beispiel fü r moralische und historische Lichtgestalten.
    Lä ngst nicht immer löste die Wahl beim globalen Publikum jenen Effekt aus, der bei der Benennung dieser Preisträger zu erhoffen gewesen wäre. Ein allgemeines Kopfnicken, mit dem Unterton der uneingeschränkten Bewunderung darüber, dass es gerade diese Person, und keine andere verdient habe. Doch die EU sei die schlechteste Wahl aller Möglichen. Für die Befürworter wäre es ein Zeichen zur richtigen Zeit.
    Hatte die EU doch in der Zeit seit der Wä hrungskrise im Jahr 2008 eher den Ruf einer Spargemeinschaft gehabt. Es gab nun die Hoffnung, dass sich das mit dem Adelsschlag durch das norwegische Komitee wieder ins Positive drehte. Die Norweger waren kein EU-Mitglied. Von außen betrachtet mag das alles anders aussehen. Positiver.
    Da konnte man vor allem sehen, dass die EU es geschafft hatte, einen im vorigen Jahrhundert immer in Kriegen zerstr ittenen Kontinent zu vereinen. Klauk dachte ähnlich. Aus der Montanunion hatte sich die Europäische Währungsunion entwickelt. Dann kam die EU, zusammen mit ihr kam die Euphorie über die Zerschlagung der alten Ost-West-Konflikte. Klauk war zehn Jahre alt gewesen, als die Mauer fiel. Er hatte keine schlechte Erinnerung an die Europäische Union.
     
    *
     
    Hell saß im Büro des Sergeants der Vereinten Nationen. Der Mann war gerade aus dem Büro gegangen, weil einer seiner Mitarbeiter eine Frage an ihn hatte. Die beiden sprachen wohl in ihrer Muttersprache. Hell tippte auf ehemalige Jugoslawen. Auf dem Schild stand ein Name. Zvonko Vukovic war dort zu lesen. Er öffnete die Türe erneut und der Mann entschuldigte sich für die Unterbrechung. Er hatte einen breiten Kopf mit weit auseinanderstehenden Augen. Die Haare waren kurz, aber nicht militärisch kurz. Er setzte sich in seinen Sessel gegenüber.
    „ Was kann ich für sie tun“, sagte Vukovic in einem breiten Akzent. Er sprach nicht oft Deutsch, die Amtssprache bei den Vereinten Nationen war Englisch. Englisch sprach er ebenfalls mit einem Akzent, aber weitaus flüssiger.
    „ Es hat in der Nachbarschaft ein Verbrechen stattgefunden. Wir müssten mit den Kollegen sprechen, die in der letzten Nacht Schicht hatten. Und wir hoffen, dass sie uns einen Blick auf ihre Videos werfen lassen. Das wäre sehr nett.“
    Hell blieb diplomatisch. Deutsche Polizei hatte hier keine Amtsbefugnis. Die UN hatten einen besonderen Status. Das eingezäunte Gebiet war rechtlich gesehen für ihn Ausland. Extraterritoriales Gebiet nannte man das. Hier hatte der UN-Sergeant das Sagen. Dieser Mann vor ihm musste ihm die Erlaubnis geben, diese Videos anzusehen. Er hoffte, dass man mit den Bändern etwas anfangen konnte.
    „ Die Kollegen, die letzte Nacht gearbeitet haben, sind jetzt im Bett zuhause. Ich muss meinen Kollegen fragen, ob sie nächste Nacht auch wieder Dienst haben werden“, sagte er und hob schon den Hörer ab. Vukovic sprach sehr angestrengt. Hell hätte auch Englisch mit ihm reden können. Doch hatte er da keine Lust
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