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Oliver Hell - Das zweite Kreuz

Oliver Hell - Das zweite Kreuz

Titel: Oliver Hell - Das zweite Kreuz
Autoren: Michael Wagner
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Anwalt in die Parade. Seine Krawatte, die Ton in Ton zum Anzug passte, machte einen Hüpfer.
    „ Herr Anwalt, wenn Sie mich jetzt bei jedem Satz unterbrechen wollen, dann wird das ein sehr langes Verhör. Das ist nicht in unserem Sinne.“
    „ Mein Name ist Graf von Hundertmarck, nicht Herr Anwalt. Wahren wir doch die Form, bitte!“
    Rückzugsscharmützel.
    Wendt musterte die beiden, während Hell die Frage wiederholte. Der Pfälzer Dialekt des Professors fiel ihm heute erst richtig auf.
    Das Bandgerät spulte langsam die Aufnahme voran.
    Livré erklärte, dass Günther Adelberg ein geschätzter Kollege von ihm gewesen sei und dass die Welt der deutschen Archäologie einen seiner fähigsten Köpfe verloren hatte.
    „ Wann haben Sie ihn denn zuletzt gesehen?“
    „ Damals in Peru, an diesem Morgen, als er nach Deutschland flog, weil sein Sohn diesen Unfall hatte. Tragisch war das“, antwortete er schnell. Wie einstudiert.
    „ Waren Sie auf seiner Beerdigung?“
    „ Selbstredend.“
    „ Und die Grabung in Sechín Bajo? Konnten Sie da so einfach fernbleiben?“
    In den Augen von Livré war ein Aufflackern zu sehen. Er bemerkte, dass sich die Beamten mit seiner Vergangenheit auseinandergesetzt hatten.
    „ Die Grabung ruhte für einige Tage. Es waren viele Kollegen bei der Beerdigung von Günther“, antwortete er.
    „ Aha“, sagte Hell.
    Er wurde langsam ungeduldig. Wo blieb Kirsch?
    „ Ich möchte nicht unhöflich sein, aber waren nicht Sie es, der zur Eile mahnte, Herr Kommissar?“, sagte Hundertmarck.
    Er spielte Hell damit unbewusst in die Karten.
    „ Wir müssen ja die Grundlagen schaffen, damit wir alle von denselben Voraussetzungen ausgehen, Herr Graf von Hundertmarck.“
    Hell war sich darüber im Klaren, dass das blödes Geschwafel war.
    „ Kannten Sie auch seinen Sohn? Ingo Adelberg?“
    Livré antwortete wie aus der Pistole geschossen.
    „ Nicht wirklich. Eben so, wie man das Kind eines Kollegen kannte.“
    Wendt war sicher, diese Fragen hatte der Anwalt vorher mit seinem Mandanten einstudiert.
    „ Aber später an der Uni. Da kannten Sie ihn?“
    „ Ja, er gehört zum Lehrkörper.“
    „ Und wenn ich mich richtig an unser Gespräch erinnere“, sagte Hell und lehnte sich zurück, „Dann haben Sie erzählt, Adelberg Junior hätte seine Anstellung gekündigt.“
    „ Ja, so ist es.“
    „ Ingo Adelberg behauptet aber genau das Gegenteil. Er sagt, dass Sie ihn entließen. Wer hat denn nun Recht?“, fragte Wendt unverhofft.
     

    Livré zögerte. Diese Frage war nicht abgesprochen. Er warf einen kurzen Seitenblick zu seinem Anwalt; er schluckte.
     

    „ Das handhaben wir manchmal so zu Gunsten der Angestellten. Damit ihnen keine Nachteile entstehen.“
    Wendt wiegte seinen Kopf hin und her. „Tun Sie das? Die Uni als Menschenfreund. Kaum zu glauben.“
     

    Hell ließ seinen Blick durch den Raum gleiten. Dabei blieb er auf der Stelle haften, wo noch vor wenigen Stunden Ingo Adelbergs Mutter tot gelegen hatte.
    Und dieser Lackaffe von Professor mit seinem gestelzten Anwalt ihm gegenüber trug sehr wahrscheinlich die Schuld daran.
    Wut packte ihn.
    Er öffnete die Mappe, nahm ein Bild heraus und legte es umgekehrt vor sich auf den Tisch.
    „ Haben Sie Adelberg danach noch einmal gesehen?“, fragte Wendt weiter.
    „ Nein, erst gestern. Wie Sie ja selbst erlebt haben.“
    Er fasste sich unwillkürlich an seinen Hals.
    „ Ja, das haben wir erlebt.“
    Wendt überlegte.
     

    „ Kennen Sie Emilie Walters?“
    „ Nicht persönlich.“
     

    „ Wie kommt es dann, dass Sie gestern gestanden haben, einen Mordversuch zu ihrem Schaden unternommen zu haben?“
    „ Mein Mandant wurde mit einer Waffe bedroht. Er war mit einem S-Draht gefesselt. So ein Geständnis hat keinen Bestand vor Gericht.“
    Wieder hüpfte die Krawatte des Anwaltes.
    „ Aber einen Wahrheitsgehalt wird es haben. Oder?“
    „ Nein!“, schrie Livré. Er knallte mit der Faust auf den Tisch.
     
    Darauf hatte Hell gewartet. Auf einen Ausraster wie damals in seinem Büro.
     

    „ Sie erscheinen mir äußerst aufgebracht, Herr Livré. Geht es Ihnen gut? Ich meine, wenn es Ihnen nicht gut geht, können wir das Verhör auch verschieben?“, fragte Hell hinterlistig.
     

    „ Nein, ich will diese Farce so schnell wie möglich hinter mich bringen.“
    Hell atmete durch. Dann drehte er das Bild von Cornelia Adelberg herum und schob es Livré vor die Nase.
    „ Kennen Sie diese Frau?“
    Livré erstarrte. Seine Augen weiteten
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