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Olafur Davidsson 02 - Herbstwald

Olafur Davidsson 02 - Herbstwald

Titel: Olafur Davidsson 02 - Herbstwald
Autoren: Alexander Guzewicz
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bisschen um ihn gekümmert.«
    »Haben Sie schon mit ihm gesprochen?«
    »Das wollten wir Ihnen überlassen.«
    Davídsson nickte stumm, während Lilian Landhäuser einen alten Vitrinenschrank öffnete, in dem eine heillose Unordnung herrschte. Neben Kleidungsstücken fand sie auch Papiere und Zeitschriften.
    Der Kriminalanalyst hatte die vordergründige Ordnung bemerkt, die in diesem Zimmer herrschte. Er hatte eine Fernsehzeitung gesehen, die auf dem Tisch lag, und Zigarettenschachteln. Eine von ihnen war leer, die andere schien noch nicht geöffnet worden zu sein. Neben der Couch lagen zwei angebrochene Chipstüten und eine alte Zeitung, auf der ein Glas mit brauner Flüssigkeit stand. Vermutlich war es Cola. Ein paar wenige Kohlensäureperlen stiegen noch an die Oberfläche auf.
    Er ging zu einem kleinen Regal, auf dem ein klobiger Fernsehapparat und ein Videorekorder standen.
    »Hat jemand Videokassetten in der Wohnung gefunden?«, fragte er Hofbauer, der sich gegen die Fensterbank gelehnt hatte. Ein moderner Heizkörper war das einzig Neue in diesem Raum. Erst jetzt fiel ihm die Kälte auf, die in der Wohnung herrschte.
    »Im Rekorder steckte eine. Sie ist im Labor. Sonst haben wir keine finden können.«
    »Gibt es Einbruchspuren?« Ólafur Davídsson sah erst Schedl und dann Hofbauer an.
    »Die Spurensicherung hat keine gefunden«, antwortete Schedl.
    »Wer hat einen Schlüssel zu dem Eingang?« Davídsson sah, dass Lilian Landhäuser eifrig mitschrieb.
    »Nur das Opfer, soweit wir wissen. Vielleicht gibt es noch einen Zweitschlüssel in der Administration, aber sonst hat niemand einen Schlüssel.«
    »Das würde bedeuten, dass das Opfer seinen Mörder gekannt haben musste«, schlussfolgerte Lilian Landhäuser und sprach damit aus, was alle dachten.
    »Und was wissen wir über Catharina Aigner?« Davídsson versuchte sich den Namen einzuprägen.
    Er hasste es, nur von einem namenlosen Opfer zu sprechen. Diese Anonymität ist nicht gut, dachte er. Sie lässt uns vergessen, dass es sich hier um einen Menschen handelt, der Gefühle und Träume hatte, bevor er ermordet wurde. Menschliche Regungen, die vielleicht die Wege des Mörders wegen dieser Träume gekreuzt hatten.
    Er stellte sich vor die Couch und betrachtete das einzige Bild im Raum. Es war ein Nachdruck eines klassischen Blumengemäldes.
    Davídsson versuchte sich an den Künstler oder den Namen des Gemäldes zu erinnern, aber beides fiel ihm nicht ein,
    »Naja, nicht viel.« Schedl stellte sich neben Davídsson zu dem Bild und schien nun ebenfalls zu überlegen, wer der Künstler war. »Um in die Fuggerei aufgenommen zu werden, muss man bestimmte Bedingungen erfüllen, die bei der Aufnahme überprüft werden.«
    »Für eine junge Frau ist diese Wohnung erstaunlich altmodisch eingerichtet«, stellte Davídsson fest, ohne dabei direkt jemanden anzusprechen. Dann wandte er sich an Schedl. »Was sind das für Bedingungen?«
    »Die Person muss aus Augsburg stammen, katholisch sein und sie muss unverschuldet in Not geraten sein. Das alles trifft offensichtlich auf das Opfer zu, sonst wäre sie nicht hier gewesen.«
    »Ja.«
    »Wieso katholisch?«, wollte Landhäuser wissen.
    »Die Fuggerei ist die älteste noch bestehende Sozialbausiedlung der Welt. Als Jahresmiete muss man nur einen Rheinischen Gulden bezahlen, was umgerechnet gerade einmal einem Gegenwert von 88 Cent entspricht, und außerdem verpflichtet man sich, täglich drei Gebete für den Stifter und seine Familie zu sprechen. Wie soll man für die Fugger ein ›Ave Maria‹, ein Glaubensbekenntnis und ein ›Vaterunser‹ sprechen, wenn man nicht katholisch ist?«
    »Ist das nicht etwas antiquiert?«
    »Fragen Sie das Frau Hübner«, antwortete Hofbauer, bevor Schedl etwas sagen konnte.
    »Und was wissen wir sonst noch über Catharina Aigner? Warum war sie hier? Hatte sie keine Familie, die ihr helfen konnte? Was ist mit dem Sozialamt?«
    »Wir wissen noch nicht besonders viel über das Opfer«, antwortete jetzt wieder Schedl.
    Davídsson ging durch eine Verbindungstür in die Küche, die genauso spartanisch eingerichtet war wie das Wohnzimmer.
    Die Küchenzeile bestand nur aus Unterschränken, einer einfachen Spüle und einem Herd mit Elektroofen, der direkt neben dem Fenster stand und völlig unbenutzt aussah. Er öffnete die Türen der Schränke und fand ein Sammelsurium an Töpfen und Tellern, die alle völlig unterschiedlich waren. Auf der braunen Arbeitsplatte stand ein Wasserkocher, der
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