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Oksa Pollock. Die Entschwundenen

Oksa Pollock. Die Entschwundenen

Titel: Oksa Pollock. Die Entschwundenen
Autoren: A Plichota
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spielen wir bei dem Ganzen?«, fragte Oksa, während es sie kalt überlief.
    »Die Unordnung hat das Herz der Welt erfasst. Wir müssen schnellstmöglich nach Edefia zurückkehren und das Gleichgewicht wiederherstellen«, sagte Abakum mit leiser Stimme. »Hilf mir doch bitte, Plemplem …«
    Das kleine Geschöpf kam schwankend herbei.
    »Wenn dem Tod die Eroberung des Herzens der Welt gelingt, wird dem Da-Draußen die Vernichtung zustoßen. Das Ende wird beide Welten einnehmen, nachdem sie von unzähligen Katastrophen heimgesucht worden sind. Seitdem Ihr, Junge Huldvolle, und Ihr, Rette-sich-wer-kann, den Schrecken der Eingemäldung begegnet seid, kennt die Gefahr den Beginn.«
    Oksa kniete neben dem Plemplem nieder.
    »Was können wir tun?«, fragte sie leise.
    Geräuschvoll zog der Plemplem die Nase hoch. Dann schnäuzte er sich in ein kariertes Geschirrtuch, ehe er sagte: »Die Alterslosen Feen werden ihre Vorschriften übermitteln, wenn dem Moment die günstige Gelegenheit begegnet: Bereitet Euch auf ihre Botschaft vor, denn die Unordnung erfährt die Ausdehnung und die Rettung beider Welten die Unmittelbarkeit. Betreibt den Zusammenschluss der Kräfte. Die Kammer des Umhangs umgibt das Herz der Welt mit Schutz, doch dieser Schutz erfährt die Schwächung, welche die Unordnung zu Land und zu Wasser im Da-Draußen verursacht hat. Das Aufrechterhalten des Gleichgewichts von Da-Drinnen und Da-Draußen befindet sich in den Mauern der Kammer, und den Kräften der beiden Huldvollen muss die Vereinigung widerfahren, um den Sieg über den Untergang beider Welten zu erringen. Dann wird beiden Welten das Überleben begegnen.«
    Angesichts der ungeheuren Gefahr, der sie ausgesetzt waren, und dessen, was auf dem Spiel stand, verbarg Oksa das Gesicht in den Händen. Sie spürte, wie ihr Vater seine kräftigen Arme schützend um sie legte.
    »Das schaffen wir schon«, flüsterte er ihr zu. »Ganz bestimmt!«
    Verblüfft hob sie den Blick und sah ihn an. In seinen Augen strahlte ein ihr wohlbekannter Glanz. Es war das Funkeln in den Augen eines fest entschlossenen Rette-sich-wer-kann. Eines Mannes, der einen Tintendrachen in sich barg. Und vor allem der beruhigende Blick eines unbezähmbaren und doch zuverlässigen Vaters. Gerührt trat Dragomira zu ihnen.
    »Mein Sohn«, sagte sie leise und legte ihre Hand auf seine Schulter.
    Pavel drehte sich zu ihr um. Aller Ärger war aus seinem Gesicht verschwunden.
    »Um es ein für alle Mal klarzustellen, herzallerliebste Mutter«, sagte er. »Wir retten Marie und die beiden Welten, und dann lässt du mich mein Leben so leben, wie ich es für richtig halte. In Ordnung?«
    Dragomira lächelte nur. Pavel war ein echter Rette-sich-wer-kann, unleugbar, und selbst ihre Konflikte konnten nichts daran ändern.

Flucht in der Sintflut
    K
aum war die Entscheidung getroffen, dass sie möglichst bald zur Hebrideninsel aufbrechen würden, machten sich Abakum und Naftali erst zu Abakums Bauernhof und dann zu Leomidos Anwesen auf, um alle Geschöpfe einzusammeln und in die Boximinor des Feenmanns zu verfrachten. Die Rückkehr nach Edefia stand unmittelbar bevor, dessen waren sich alle bewusst.
    Die Aussicht auf eine gleichermaßen ungewisse wie bedrohliche Zukunft war nicht der einzige Grund für die Unruhe am Bigtoe Square: Mitten in der Nacht heulten in der ganzen Stadt die Alarmsirenen und holten alle Bewohner Londons aus ihren Betten – auch die Rette-sich-wer-kann. Hubschrauber dröhnten am Himmel, während Soldaten mit Megafonen in der Hand durch die Straßen patrouillierten und die Menschen anwiesen, sich umgehend in die oberen Etagen ihrer Häuser zu begeben und Radio- oder Fernsehgeräte einzuschalten, um sich auf dem Laufenden zu halten. Als Oksa erschrocken ihre Zimmertür aufriss, lief sie Zoé und Remineszens in die Arme, die im Nebenzimmer untergebracht waren.
    »Was ist los?«
    »Der Meeresspiegel der Nordsee ist innerhalb weniger Stunden um drei Meter gestiegen«, berichtete Tugdual, der aus dem Wohnzimmer zu ihnen stieß. »Die Gegend um Greenwich ist überschwemmt, und auch die Themse ist bereits über die Ufer getreten.«
    »Kommt alle hoch zu mir!«, rief Dragomira vom oberen Stock hinunter.
    Mit verstörter Miene kam Gus aus dem Gästezimmer. Als er Oksa sah, setzte er nach kurzem Zögern eine eisige Miene auf, die gar nicht zu ihm passte.
    »Hinauf mit euch!«, befahl Pavel und zog sie hinter sich her.
    Als die Rette-sich-wer-kann in Dragomiras Streng-vertraulichem-Atelier
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