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Ohrenzeugen

Titel: Ohrenzeugen
Autoren: Wildis Streng
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betrachtete er das Ergebnis für einen Moment. Sekunden später waren Sie auf dem Weg zur Spurensicherung in den obersten Stock.
     
    »Der Bericht aus Ulm dauert noch«, meinte Uwe.
    In Ulm war die Pathologie, die auch für Crailsheim und Schwäbisch Hall zuständig war. Was wiederum bedeutete, dass sich das Ganze manchmal ziemlich hinziehen konnte. »Aber so, wie ich das sehe, war der Mann knülledicht. Und die Todesursache steht ja wohl kaum zur Debatte.« Er wies mit einer Kopfbewegung auf einen kleinen Hocker, auf dem die blutverschmierte Axt deponiert war.
    Heiko schauderte.
    »Da brauche ich übrigens noch die DNA von der Familie, also von allen, die die Axt schon mal in der Hand gehabt haben.«
    »Wo hat er sich denn gestern wohl so zulaufen lassen?«, fragte Heiko.
    »Die haben da eine Kneipe in Tiefenbach, wo die alle hingehen, soviel ich weiß. Da Silvio, glaub ich! Eine Pizzeria, wenn ich nicht irre.«
    »Habt ihr Fußabdrücke?«, wollte Lisa wissen.
    Uwe schüttelte den Kopf.
    »Nur Löcher im Schotter. Aber das hilft uns nicht. Aber mit dem hier können wir ganz sicher was anfangen!«, setzte er hinzu und wischte sich über die Glatze, die er immer sehr gründlich rasierte.
    »Das Opfer hatte das hier in seiner Hand.«
    Der Spurensicherer schwenkte mit theatralischer Geste ein Cellophantütchen vor den Nasen der Kommissare. »Das Mordopfer hat die Taschenuhr abgerissen.«
    »Fingerabdrücke?«, wollte Heiko wissen.
    Uwe schüttelte den Kopf. »Leider nix Brauchbares! Vielleicht DNA, das muss ich noch überprüfen.«
    Lisa studierte interessiert die goldfarbene Uhr. »Ist die echt?«
    »Ja«, bescheinigte Uwe, »echt Gold.«
    »Und auch sonst wertvoll«, informierte Heiko. »Jugendstil, würde ich sagen! Mäandermuster auf der Seite! Guter Zustand außerdem, keine Flecken auf dem Ziffernblatt, sehr guter Zustand sogar.«
    »Du kennst dich damit aus?«, staunte Lisa.
    »Ein bisschen. Ich interessiere mich für antike Sachen!«, erläuterte Heiko, was Lisa mit einem »Oh!« quittierte.
    »Jugendstil war nochmal wann?«
    »Anfang 20. Jahrhundert!«, meinte Heiko gedankenverloren.
    Uwe nahm ihm wieder die Uhr aus der Hand. »Das Interessanteste ist aber sicherlich das Datum.«
    »Was für ein Datum?« Lisa ließ nicht locker. Uwe drehte die Uhr um, sodass man die Gravur auf der Rückseite sehen konnte. »27. Okt 1914«, las Heiko.
    »Na toll. Das kann ja alles Mögliche sein.«
    »Besser als nichts, würde ich sagen!«, konstatierte Uwe und reichte Heiko die Uhr. »Könnt ihr mitnehmen. Aber schnell wieder bringen«, sagte er dann und reichte es Lisa mit großer Geste. »Und denkt an die DNA, die brauche ich wirklich dringend.«
     
    »Am besten, wir zeigen die Uhr mal der Familie. Vielleicht haben die eine Idee, wem sie gehören könnte!«, schlug Heiko vor.
    Und so setzten sie sich in Heikos BMW M3 und fuhren nach Tiefenbach.
    Der M3 war sein ganzer Stolz. Früher hatte er ihn benutzt, um Damen zu imponieren. Nicht, dass er unbedingt Wert legte auf die Art von Frau, die sich von einem BMW beeindrucken ließ. Aber es war amüsant, durchaus.
    Jetzt war das Auto einfach ein Spielzeug. Das er aber ungeheuer liebevoll behandelte.
    Sie parkten den Wagen und stiegen aus.
    »Meistens ist es ja jemand aus der Familie. Oder jemand aus dem Bekanntenkreis!«, meinte Heiko.
    Aus dem Stall ertönte wütendes Gebell von gleich mehreren Hunden.
    Heiko sah auf die Uhr. Es war kurz nach drei. »So, dann wollen wir mal!«, forderte er seine Kollegin auf.
    Sie wandten sich nach rechts, wo sich das Wohnhaus der Familie befand. Eine steinerne Treppe führte zur Haustür hinauf. Heiko klingelte.
    Nach etwa einer Minute öffnete sich die Tür und ein junger Mann stand vor ihnen. Er war schlank, wenngleich etwas untersetzt, trug einen Blaumann und hatte das dunkle, leicht fettige Haar mittig gescheitelt.
    Er musterte die beiden argwöhnisch und sagte dann einfach nur: »Ja?«
    Heiko streckte ihm die Hand hin. »Kriminalkommissar Wüst und das hier ist Kriminalkommissarin Luft.«
    Karl Weidner sog scharf die Luft ein. »Wegen dem Vater, nehm ich an?«
    »Genau.«
    »Dann kommt bitte rein. Die Mutter hat sich kurz hingelegt. Und die Silke ist im Geschäft.«
    »Silke?«
    »Meine Schwester.«
    »Ah ja.«
    »Setzt euch schon mal«, lud der Mann ein und schlappte voraus in die Küche.
    Er wies auf eine Bank, die sich hinter einem Küchentisch mit geblümter Wachstuchtischdecke befand. Außerdem standen noch drei Stühle um den Tisch,
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