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Ohne Skrupel

Ohne Skrupel

Titel: Ohne Skrupel
Autoren: Thomas Simoner
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Hause.
Die neue Nanny war entweder in ihr aktuelles Buch vertieft oder sie säuselte
ihrem Freund am Telefon ins Ohr. Später am Nachmittag wollten Babtiste und
Pepi, seine besten Freunde, vorbeikommen. Und bis dahin wollte Giovanni sein
Werk präsentieren. Trara, meine neue Unterschrift! Die Unterschrift eines
echten „Hombre“, „di un vero Uomo“ (eines wahren Mannes)! Er hatte schon
mindestens zehn karierte Bögen vollgeschrieben und er kam seinem Ziel schon
ganz nah. Babtiste und Pepi läuteten so gegen 15:00 Uhr. Irgendwie lief es
nicht gut. Schon bei der Eingangstür machten sich die beiden Neuankömmlinge
über ihn lustig, weil er sich in der Hitze des Schreibgefechts total die Hände,
Teile des Gesichts und der Lippen mit Kugelschreiber und Tinte verschmiert
hatte.
    Dann hatte er, mit
geschwellter Brust und stolzer Mine, seine letzte Unterschriftenprobe fertig
präsentiert. Es gab keinerlei Begeisterung, von keinem der Beiden! Die Sache
mit der „Hombre-Unterschrift“ fanden sie beide zwar echt cool, aber sein
Ergebnis fand keinerlei Zustimmung. Die beiden anderen bekamen es aber auch
nicht viel besser hin, aber das war zu verzeihen, sie hatten ja auch nicht so
professionell recherchiert und geübt. Als Giovanni seinen vollen Namen vor den
Augen seiner beiden Freunde zum x-ten Mal zu Papier bringen wollte, da machte Pepi
eine böse Bemerkung, die den jungen Giovanni bis in seine Grundfesten
erschütterte:
    „Giovanni, das ist alles
Mist! Scusi, aber so kann man doch nicht unterschreiben! Dein Name ist einfach
viiiiel zu lang und da ist keine Musik drin. Da sind wir in der Schule mit der
Klassenarbeit fertig, bis Du nur mit Deinen langen Namen unterschrieben hast!
Du musst ein Kürzel nehmen!“
    Peng! Ja, genau das war
es! Es fiel Giovanni wie Schuppen von den Augen! Er brauchte ein Kürzel!
Deshalb war Papa immer so schnell fertig mit dem Unterschreiben. Schon allein
sein erster Vorname Giovanni war viel zu lang, vom Rest ganz zu schweigen. Aber
was meinte Pepi mit „Musik drin“, das musste er irgendwo aufgeschnappt haben?
Erklären konnte er es jedenfalls nicht. Gemeinschaftlich arbeiteten die drei
Freunde nun fieberhaft an dem Kürzel. Vorschläge wurden gemacht und wieder
verworfen. Aber Babtiste und Pepi hatten dann die zündende Idee. „Giovanni
heißt doch auf Französisch Jean!“ Warum nennst Du Dich nicht Jean? Das ist
schön kurz, da kannst Du gleich den „Paul“ auch noch dran hängen. Jean-Paul
klingt irgendwie gut! Da ist Musik drin! Dann heißt der Jean-Paul Belmondo so
wie Du!
    “Bingo!!! Das Argument
hatte Gewicht! Wenn der Belmondo auch so hieß wie Giovanni, dann musste das einfach
passen!
    „Ja genau“, ereiferte
sich nun Pepi „... und aus Jean-Paul kannst du direkt ‚JP‘ machen! Das ist
urcool und urkurz!“
    Und so kam es dann!
    „JP“ war erschaffen und
„JP“ war ab jetzt das Markenzeichen und Kürzel von Giovanni Paul Davide Santa Cruz.
Und alle hielten sich ab sofort daran, außer Mama und ihre „Familia“ und Papas
„Familia del Marito“, die waren alle irgendwie anders kreativ und machten mit
einem seiner „alten“ Vornamen, was immer sie gerade wollten.
    Aber so waren sie immer,
die beiden „Familias“, störrisch und eigensinnig.

Kapitel II
Die Vorbereitung
 
München, Herbst 2009
     
    Die Malinger IT-Abteilung war
momentan wohl die einzige Abteilung im Unternehmen, die nicht über
Arbeitsmangel klagen konnte. Irgendwie schien jede andere Abteilung Zeit für
Aufräum- und strukturelle Änderungsarbeiten zu haben und bombardierte die
IT-Abteilung mit Projekten zum Zwecke der Kostenersparnis und
Prozessoptimierung und wohl auch zum „Erhöhen der eigenen Sichtbarkeit“.
Weltwirtschaftskrise! Verursacht durch wilde Bankenspekulationen. Es herrschte
keine gute Stimmung in der Firma Malinger Autoteile GmbH & Co. KG und
jedermann hatte immer mehr Angst um seinen Job. Die Automobilindustrie hatte es
besonders schlimm erwischt! Die staatliche Abwrackprämie hatte ein bisschen
geholfen und das Geschäft kurzzeitig vor dem Absturz bewahrt. Aber es war eben
nur kurzzeitig.
          Deshalb wollte jeder
Bereichsleiter irgendwie beweisen, dass er besonders gute Ideen beitragen,
seine Abteilung optimieren, rationalisieren und damit wirtschaftlicher machen
konnte. Und die IT-Abteilung sollte all diese Wunder vollbringen, natürlich
ohne Kosten zu verursachen. Es hätten für einige Projekte dringend externe
Spezialisten hinzugezogen werden müssen, aber
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