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Ohne dich kein Sommer - Roman

Ohne dich kein Sommer - Roman

Titel: Ohne dich kein Sommer - Roman
Autoren: Jenny Han
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Scheiß, Cory?«, blaffte ich ihn an. Dieser Tag stank mir schon jetzt total, ich wollte bloß noch nach Hause.
    Cory lachte immer weiter, was mich nur noch wütender machte.
    »Du lieber Himmel, bist du kindisch!«, sagte ich.
    »Ich wollte dir doch nur ein bisschen Abkühlung verschaffen«, protestierte er. »Du sahst so aus, als wäre dir verdammt heiß.«
    Ich gab keine Antwort, ließ die Hand aber im Nacken liegen. Ich spürte die Anspannung in meinen Kiefermuskeln und die entgeisterten Blicke der anderen Mädchen. Corys Lächeln verschwand schlagartig, und er sagte: »Tut mir leid. Magst du die Cola haben?«
    Ich schüttelte den Kopf, und er ging schulterzuckend wieder zum Pool hinüber. Ich sah mich um, und mein Blick fiel auf Katie und Evelyn mit ihrer Was-hat-die-denn-für-ein-Problem -Miene. Peinlich. Zu Cory gemein zu sein war so, als wäre man gemein zu einem Schäferhundwelpen. Komplett unsinnig. Aber jetzt war es zu spät. Ich versuchte, Corys Blick einzufangen, aber er wich mir aus.
    Taylor sagte leise: »Das sollte einfach nur ein Jux sein, Belly.«
    Ich legte mich wieder auf mein Handtuch, dieses Mal auf den Rücken. Dann holte ich tief Luft und atmete wieder aus, ganz langsam. Der Kopf tat mir weh von der dröhnenden Musik aus Marcys iPod-Station. Außerdem hatte ich tatsächlich Durst. Hätte ich doch bloß Corys Cola genommen!
    Taylor beugte sich vor und schob mir die Sonnenbrille auf den Kopf, sodass sie mir in die Augen sehen konnte. »Bist du sauer?«
    »Nein. Mir ist bloß zu heiß.« Ich wischte mir mit dem Arm den Schweiß von der Stirn.
    »Sei nicht sauer. Cory macht immer den Clown, wenn du in der Nähe bist. Er mag dich.«
    Ich schaute weg. »Ach was.« Aber auf seine Art mochte Cory mich wirklich, und das wusste ich auch. Ich wünschte nur, es wäre nicht so.
    »Sag, was du willst, aber der steht total auf dich. Und ich finde immer noch, du solltest ihm eine Chance geben. Das würde dich ablenken von Du-weißt-schon-wem.«
    Ich drehte den Kopf weg, und Taylor sagte: »Ich könnte dir für heute Abend Zöpfe flechten, wie wär’s? So wie letztes Mal.«
    »Okay.«
    »Was ziehst du denn an?«
    »Weiß noch nicht.«
    »Auf jeden Fall musst du richtig gut aussehen, schließlich sind heute alle da«, sagte Taylor. »Ich komm schon früh rüber, und wir machen uns zusammen fertig.«
    Justin Ettelbrick gab schon seit der Achten jedes Jahr im Juli eine riesige Geburtstagsfete. Normalerweise war ich zu der Zeit immer schon in Cousins am Strand, und mein Zuhause und die Schule und die Freunde aus der Schule waren Millionen Meilen entfernt. Kein einziges Mal hatte es mir leidgetan, dass mir die Party entging, nicht einmal, als Taylor mir von der Zuckerwattemaschine erzählte, die Justins Eltern gemietet hatten, oder von dem tollen Feuerwerk, das in einem anderen Jahr um Mitternacht am See gezündet wurde.
    Zum ersten Mal war ich nun zu Justins Party zu Hause, zum ersten Mal würde ich nicht nach Cousins fahren, und das tat mir leid. Das machte mich wirklich traurig. Ich hatte geglaubt, mein ganzes Leben lang würde ich jeden Sommer in Cousins verbringen. Das Sommerhaus war der einzige Ort, zu dem es mich wirklich hinzog. Der einzige Ort, an dem ich immer sein wollte.
    »Aber du hast doch noch vor hinzugehen, oder?«, wollte Taylor wissen.
    »Klar. Hab ich doch gesagt.«
    Sie zog die Nase kraus. »Ich weiß, aber –« Dann brach sie ab. »Schon gut.«
    Taylor wartete darauf, dass alles wieder so werden würde wie vorher, das wusste ich. Aber nichts konnte wieder so sein. Ich würde nie wieder so sein.
    Immer war ich mir so sicher gewesen. Immer hatte ich gedacht, ich müsste mir etwas nur fest genug wünschen, dann würde alles genau so kommen, wie ich es wollte. Schicksal, so nannte das Susannah. Ich hatte mir immer Conrad gewünscht. An jedem Geburtstag, bei jeder Sternschnuppe, jeder ausgefallenen Wimper, jeder Münze in einem Brunnen. Immer dachte ich dabei an den, den ich liebte. Und ich hatte geglaubt, das würde für alle Zeit so bleiben.
    Taylor wollte, dass ich Conrad vergaß, ihn einfach aus meinen Gedanken, meiner Erinnerung ausradierte. Dauernd sagte sie Sachen wie: »Jeder hat eine erste Liebe, über die er hinwegkommen muss, das gehört zum Erwachsenwerden dazu.« Aber Conrad war nicht einfach meine erste Liebe. Er war nicht einfach ein Schritt auf dem Weg ins Erwachsenenleben. Er war so viel mehr als das. Conrad und Jeremiah und Susannah waren meine Familie. In meinen Erinnerungen
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