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Ohne dich kein Sommer - Roman

Ohne dich kein Sommer - Roman

Titel: Ohne dich kein Sommer - Roman
Autoren: Jenny Han
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würden diese drei immer zusammengehören, eine Einheit bilden. Nie konnte es einen von ihnen geben ohne die anderen.
    Würde ich Conrad vergessen, würde ich ihn aus meinem Herzen aussperren, so tun, als hätte er dort nie einen Platz gehabt, dann wäre das, als täte ich das Gleiche mit Susannah. Und das wäre unmöglich.

2
    Sobald die Schule im Juni endete, packten wir das Auto voll und fuhren auf schnellstem Weg nach Cousins. Am Tag davor ging meine Mutter in den Supermarkt und kaufte bergeweise Sonnencreme, Apfelsaft, Müsliriegel, Vollkornflocken. Wenn ich bettelte, sie solle doch mal Lucky Charms oder Capt’n Crunch kaufen, sagte sie nur: »Keine Sorge, Beck hat garantiert genug von diesem zähnezerfressenden Zeug da.« Und natürlich hatte sie recht. Susannah – oder Beck, wie meine Mutter sie nannte – liebte all diese Getreideflocken für Kinder genau wie ich. Wenn wir im Sommerhaus waren, vertilgten wir gigantische Mengen von Cornflakes und dergleichen; eine Chance, muffig zu werden, hatte das Zeug nicht. Ich erinnere mich an einen Sommer, in dem die Jungs morgens, mittags und abends nichts als ihre diversen Frühstücksflocken aßen. Mein Bruder Steven wollte immer Frosties, Jeremiah Capt’n Crunch und Conrad Honigpops. Jeremiah und Conrad waren Becks Söhne, und beide liebten ihre speziellen Flocken. Ich selbst aß, was gerade da war, aber immer mit viel Zucker obendrauf.
    Mein ganzes Leben lang waren wir jeden Sommer nach Cousins gefahren. Kein einziges Jahr hatten wir ausgelassen. Bald siebzehn Sommer lang war ich den Jungs hinterhergelaufen, hatte sehnsüchtig darauf gewartet, dass ich irgendwann alt genug sein würde, um bei ihnen mitmachen zu dürfen. Bei ihrer Sommerbande. Endlich hatte ich es geschafft, und jetzt war es zu spät. Vergangenen Sommer hatten wir uns am letzten Abend versprochen, dass wir jedes Jahr wiederkommen würden. Schon unheimlich, wie leicht Versprechen gebrochen werden konnten. Einfach so.
    Als ich nach dem letzten Sommer wieder zu Hause war, wartete ich. Der August ging zu Ende, der September kam, die Schule fing an, und immer noch wartete ich. Es war gar nicht so, als hätten Conrad und ich uns gegenseitig irgendwelche großen Versprechen gegeben. Es war nicht so, als wären wir zusammen. Wir hatten uns geküsst, mehr nicht. Inzwischen ging er aufs College, wo es eine Million Mädchen gab. Mädchen ohne abendliche Sperrstunde, Mädchen im selben Wohnheim, alle schlauer als ich und hübscher als ich, alle geheimnisvoll und neu auf eine Weise, wie ich es nie für ihn sein könnte.
    Ich dachte ständig an ihn – daran, was das alles zu bedeuten hatte, was wir einander inzwischen bedeuteten. Denn dahinter zurück konnten wir nicht mehr, das wusste ich. Was zwischen uns geschehen war – zwischen Conrad und mir, Jeremiah und mir –, hatte alles verändert. Als dann der August vorüberging und es September wurde und das Telefon immer noch nicht geläutet hatte, da musste ich mich nur daran erinnern, wie er mich an jenem letzten Abend angesehen hatte – und schon wusste ich wieder, dass immer noch Hoffnung bestand. Ich wusste, ich hatte mir das alles nicht eingebildet. Das hätte ich gar nicht gekonnt.
    Von meiner Mutter wusste ich, dass Conrad am College mit einem total nervigen Typ aus New Jersey zusammenwohnte und dass Susannah sich Sorgen machte, er bekäme nicht genug zu essen. Meine Mutter erzählte mir diese Sachen wie nebenbei, um meinen Stolz nicht zu verletzen, und ich drängte sie nie, mir mehr zu berichten. Ich wusste, er würde anrufen, ich wusste es einfach. Ich musste nur warten, mehr nicht.
    Der Anruf kam in der zweiten Septemberwoche, drei Wochen nachdem wir uns zuletzt gesehen hatten. Ich saß im Wohnzimmer und aß Erdbeereis, und Steven und ich zankten uns um die Fernbedienung. Es war ein Montagabend, neun Uhr, also beste Sendezeit. Das Telefon läutete, und weder Steven noch ich machten Anstalten dranzugehen. Wer von uns als Erster aufstand, hatte die Schlacht ums Fernsehprogramm schon verloren.
    Meine Mutter nahm den Anruf in ihrem Arbeitszimmer entgegen. Sie brachte das Telefon ins Wohnzimmer und sagte: »Belly, für dich – Conrad.« Dann zwinkerte sie mir zu.
    Auf einmal schwirrten Schmetterlinge in meinem Bauch, und in meinen Ohren rauschte, dröhnte das Meer. Es war, als wäre ich high. Ein goldener Schimmer lag auf allem. Ich hatte gewartet, und dies war meine Belohnung! Ich hatte Geduld bewiesen, und ich hatte recht behalten. Beides fühlte
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