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Ohne Beweis (German Edition)

Ohne Beweis (German Edition)

Titel: Ohne Beweis (German Edition)
Autoren: Petra Mehnert
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Dir auch noch einen schönen Abend und schaff nicht mehr so lange. Genieß lieber den lauen Abend auf deiner Terrasse bei einem schönen Glas Wein und denk an mich“, sagte Johann und wollte Carolin zum Abschied umarmen. Das hatte er bisher noch nie getan und so wich Carolin geschickt aus, indem sie sich nach ihrer Tasche bückte.  
    „Tschüss, Johann“, warf ihm Carolin über die Schulter zu und machte, dass sie fort kam. So langsam wurde der Bauer wirklich zu aufdringlich. Wo sie sich hier oben auf diesem tollen Außenhof doch so wohl fühlte. Sie hatte sich mit dem Ehepaar angefreundet und wollte dadurch ein bisschen mehr über das Landleben und das Leben eines Bauern im Besonderen erfahren. Schon seit einiger Zeit liebäugelte Carolin damit, selbst auf einen Hof zu ziehen und eine kleine Landwirtschaft aufzubauen. Zwar nicht wie Johann und Maria mit Milchwirtschaft, sondern eher mit den anderen beiden Zweigen, die es hier noch gab: Mit Eiern und Schafzucht. Das konnte sie sich auch ganz gut vorstellen. Ihre Schwester lachte sie zwar aus, denn Carmen hatte es nicht so sehr mit Landwirtschaft und Gartenarbeit, aber auf einem Hof mit tollem Ausblick zu wohnen, konnte sie sich schon vorstellen. Dass Johann ein Auge auf sie geworfen hatte, hatte sie Carmen gegenüber nur mal am Rande erwähnt und es als Schwärmerei eines alten Mannes abgetan. Dass mehr dahinter stecken könnte, konnte niemand ahnen.  
     
    Kaum war Carolin vom Hof, lief Johann eilig ins Haus. Magisch zog es ihn zu seinem Computer, den seine Frau langsam aber sicher zu verfluchen begann, denn jede freie Minute schien ihr Gemahl vor dieser blöden Kiste zu hocken. Wenn er im Internet surfte, vergaß er die Welt um sich herum und es passierte immer öfter, dass er die Rufe seiner Frau gar nicht mehr wahrnahm. Zurzeit fesselte ihn eine neue Facebook-Seite, über die er in einer Zeitschrift seiner Frau (war es die mit den unzähligen Diätvorschlägen, aber den tollen Rezepten?) zufällig gelesen hatte: Couch-Surfing. Das hörte sich total spannend an und konnte seinem eintönigen Leben neuen Aufwind verschaffen. Dazu hatte er sich zunächst bei Facebook unter einem erfundenen Namen und falschen Daten angemeldet, um mehr über diese Seite zu erfahren. Man konnte sich dort anmelden und eine Übernachtungsmöglichkeit für Touristen und sogar Stadtführungen anbieten. Johann war sofort Feuer und Flamme gewesen und hatte sich dann doch mit seinem richtigen Namen dort registrieren lassen. Nun bot er über die Couch-Surfing-Seite eine Übernachtung nicht nur auf einem Sofa, sondern in einem eigenen Gästezimmer. Des Weiteren eine Führung durch Ottenbach, sowie auf dem Glaubens- und dem Franziskusweg, an. Nun musste er nur noch warten, ob sich irgendein Tourist für sein Angebot interessieren würde. Insgeheim hoffte er natürlich, dass es eine attraktive Frau wäre, damit er auf seine alten Tage hin noch ein wenig Spaß haben konnte.  


     
    Am nächsten Tag war es aber schon wieder vorbei mit den sommerlichen Temperaturen. Bereits den ganzen Juni hindurch herrschte im „Tal der Liebe“ dieses unbeständige Aprilwetter, das den Menschen in dem kleinen Ort so langsam auf die Nerven ging. Nur den Pflasterern kam dieses für den Juni viel zu kühle Wetter sehr gelegen. Denn zum Verlegen der Grauwacke-Quader, die nun rund ums neue Ottenbacher Rathaus gelegt werden sollten, durfte es nicht wärmer als zwanzig Grad sein. Durch den meist heftigen Wind hielten sich auch die Regenwolken nie lange und so konnten die ausschließlich ausländischen Arbeiter, nur durch kurze Regenschauer unterbrochen, zügig in ihrer Arbeit vorankommen. Immer wieder blieben neugierige Passanten stehen, um den routiniert arbeitenden Männern zuzuschauen, wie sie Stein um Stein zuerst sorgfältig begutachteten, bevor sie dann die circa zehn mal zehn Zentimeter großen Quader mit der schönsten und ebensten Seite nach oben verlegten. Unermüdlich ließen sie dabei ihren Hammer niedersausen und man konnte förmlich zusehen, wie das bogenförmige Muster entstand und die Pflasterflächen größer und größer wurden.  
    Besonders oft sah man Carmen Lechner in der Nähe der Arbeiter. Die Fünfzigjährige war nun schon seit Wochen mit ihrer Zwillingsschwester Carolin mit dem Umzug der Bibliothek beschäftigt, doch Carmen konnte es jeden Tag kaum mehr erwarten, endlich wieder mit dieser Arbeit weiterzumachen. Denn immer wenn sie eine Pause brauchte, zog es sie hinaus zum Dorfplatz
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