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Oh, diese Verwandschaft!

Oh, diese Verwandschaft!

Titel: Oh, diese Verwandschaft!
Autoren: Mary Scott
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gern.«
    »Das ist deine schwache Seite. Also warum dann nicht wenigstens einen jungen Mann? Die brauchen deine Fürsorge genauso wie Joseph, und sie sind viel dankbarer. Es muß doch eine Unmenge junger Männer mit Auto geben, denen dein Haus nicht zu abgelegen ist und die gern einziehen würden.«
    »Nein, das ist nichts für mich. Ich begann schon mütterliche Gefühle für Hugh zu entwickeln. Deshalb ist es ganz gut, wenn er auszieht; und so ginge es mir mit jedem netten jungen Mann. Ich verstehe schon, was du fürchtest, Laura. Du hast Angst, ich könnte schwach werden und Joseph heiraten, statt ihn als Pensionär zu behalten. Mach dir keine Sorgen! Das kommt nicht in Frage. Obwohl ich zugeben muß, daß ich das Witwen-Dasein nicht besonders schätze.«
    »Selbst nach drei Ehemännern hast du noch nicht genug!«
    »Es ist eine Frage der Gewohnheit, und für mich sind die Ehemänner eben zur Gewohnheit geworden.«
    Da mußten sie beide lachen.
    Aber Laura dachte noch länger über die Vorliebe ihrer Kusine für den Ehestand nach. Sosehr sie Derek liebte, hatte sie doch im Augenblick das Gefühl, daß in ihrer Ehe irgend etwas nicht stimmte. Sie wußte, daß das nicht nur die Schuld der »Waisenkinder« war. Derek hatte recht, wenn er sagte, sie hätte ein überempfindliches Gewissen. Gegen ihren eigenen Willen machte sie sich Sorgen um Eva. Seit einiger Zeit hatten sie nichts von ihr gehört; da sagte sie sich völlig unerwartet eines Tages telefonisch fürs Wochenende an.
    Laura erwartete sie voller Unruhe; sie fürchtete bittere Vorwürfe. Ob sie sich wohl von dem Schlag erholt hatte? Später stellte sie fest, daß sie Eva eigentlich gar nicht richtig kannte. Das Mädchen schien entschlossen zu sein, die Episode mit Kenneth Everton zu vergessen oder wenigstens mit diskretem Stillschweigen zu übergehen. Sie sah bei ihrer Ankunft hübsch und vergnügt aus, machte es sich gleich gemütlich und gestattete Laura wie immer, sie zu bedienen. Derek grinste, als seine Frau von oben kam, wo sie am ersten Morgen Eva das Frühstück ans Bett gebracht hatte. Er sagte: »Anscheinend wurde dir vergeben. Hab ich dir das nicht gleich gesagt?«
    »Mußt du immer so selbstgefällig sein? Du hast nur zwei Refrains: >Das habe ich gleich gesagt!< und >Wie lang bleiben sie da?<«
    Ihre Gereiztheit überraschte ihn, und er fragte: »Ist dir das nicht lieber, als wenn ich die schönen >Waisen< anschmachten würde? Bin neugierig, was Eva will. Möchte wetten, daß sie einen neuen Mann im Auge hat.«
    »Dieses Mal hoffentlich einen Unverheirateten.«
    »Sicher. Sie ist viel zu schlau, um zweimal den gleichen Fehler zu begehen. Er wird ledig sein und zu ihr passen. Nun, wir werden sehen.«
    Am letzten Abend vor ihrer Abfahrt rückte Eva endlich mit der Wahrheit heraus. Laura ärgerte sich ein wenig, daß Derek abermals recht hatte. Er war schon schlafen gegangen, und die beiden jungen Frauen saßen allein im Wohnzimmer. Eva stand auf, streckte sich und gähnte aus Herzensgrund. »Ja, es war nett, das alte Haus mal wiederzusehen. Das vorige Mal war es ungemütlich, aber ich habe mich entschlossen, das zu vergessen. Ich bin froh, daß du deine schlechte Laune überwunden hast, Laura.«
    Laura öffnete den Mund zum Protest, aber Eva fuhr fort: »Na ja, es ist keinem etwas passiert. Du hättest also nicht so aus den Pantinen zu kippen brauchen. Später bin ich zu der Erkenntnis gekommen, daß du doch recht hattest. Ken paßte eigentlich nicht zu mir — er war nett, aber ziemlich weich. Und dann ist es doch lästig, wenn ein Mann verheiratet ist.«
    »Ziemlich, besonders für die Ehefrau.«
    »Fang nicht wieder von vorn an, Laura. Die Frau hatte es dir angetan, nicht wahr? Na, jetzt hat sie ihren Mann zurück; sie können in Sidney girren und kosen, und alle dürfen zufrieden sein. Wirklich, ich glaube, daß so ein Stups einer Ehe manchmal richtig gut tut.«
    »Willst du dich als ein Stups verstehen?«
    Eva zeigte selten Humor; aber jetzt mußte sie doch lachen, und Laura stimmte ein.
    »Weißt du eigentlich, daß du langsam eine spitze Zunge kriegst? Das ist wohl ein Erbe von Großmutter, wie bei uns auch. Noch vor kurzem hat mir das ein paarmal leid getan. Aber tröste dich, bald bist du mich ganz los.«
    »Ein neuer Mann, Eva? Das ging schnell!«
    »Man könnte es für eine Trotzreaktion halten. Aber das wäre nicht fair. Owen ist ein prächtiger Kerl.«
    »Owen — und weiter? Wie heißt er und was macht er? Meinst du es diesmal ernst?
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