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Offene Rechnungen

Offene Rechnungen

Titel: Offene Rechnungen
Autoren: Jacobsen Harald
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einsetzenden Panik hatte Robert damals noch den Karton gepackt und war damit verschwunden, so dass keine Spuren seiner Anwesenheit zu finden waren. Alles Folgende resultierte aus diesem kurzen Moment, in dem er die Beherrschung verloren hatte. Jetzt stand er erneut unmittelbar vorm Abgrund. Es gab kein Zurück mehr, daher rang Robert sich endlich durch und drückte eine Schnellwahltaste auf seinem Handy. Als Miriam sich meldete, verabredete Robert sich mit seiner Geschäftspartnerin. Sie zögerte nur kurz, fiel dann auf die Lüge herein und stimmte dem Treffen zu. Als er das Handy in seiner Windjacke verstaute, bemerkte Robert die völlige Ruhe seiner Hände. Kein Zittern, obwohl er auf dem Weg zu einem vorsätzlich geplanten Mord war.
»Was ist nur aus dir geworden? Ach, Elke. Dieses eine Mal noch, dann kommt wieder alles ins Lot.«
Beim Verlassen des Hauses streifte sein Blick das Bild an der Wand, von dem ihm Elke und Dana zulächelten. Robert nahm es als Aufmunterung und quasi stille Zustimmung zu seinem fürchterlichen Vorhaben. Mit einem leisen Knall fiel die Haustür ins Schloss, da die offen stehende Terrassentür für einen Windzug gesorgt hatte. Robert nahm es nur nebenbei zur Kenntnis, setzte sich in seinen Wagen und machte sich auf den Weg zum Treffen mit Miriam.
     
    *
     
    Frank bog von der Kieler Landstraße zum Zentrum ab, folgte dabei einem mit Schrott beladenen Lastwagen. Während der Lkw seinen Weg zum Schrotthändler fortsetzte, lenkte der Hauptkommissar den silbernen Passat auf den Parkplatz des quadratischen Geschäftshauses. Als Frank aus dem Wagen stieg, begrüßte ihn das laute Kreischen von drei Möwen. Die großen Vögel zankten sich um einen Fischkadaver, den eine von ihnen vermutlich aus dem Nord-Ostsee-Kanal gefischt hatte.
»Ist das ein Vorgeschmack auf das, was uns gleich in der Cafeteria erwartet?«
Esther lachte auf.
»Na, hoffentlich nicht.«
Die beiden Kripobeamten betraten das weitläufige Foyer des Zentrums, wo Norbert Martens mit großen Plakatwänden kämpfte. Frank überflog die Texte auf den Wänden und erfuhr so, dass in wenigen Tagen eine Ausstellung zum Thema Windenergie im Zentrum stattfinden sollte. Er erinnerte sich flüchtig daran, eine Zeitungsmeldung über die Ansiedlung eines Unternehmens aus diesem Bereich in Osterrönfeld gelesen zu haben. Vermutlich unterstützte diese Ausstellung die Informationspolitik zu dem Thema.
»Moin, Herr Martens«, grüßte Frank den Angestellten.
Dann wandte er sich zum Empfangstresen um, wo Dr. Vester im vertrauten Gespräch mit Ilona Specht vertieft war. Erst als die Mitarbeiterin der Betreibergesellschaft zu ihm aufschaute, bemerkte auch Simon Vester die Anwesenheit der beiden Polizisten.
»Moin«
»Moin, Dr. Vester. Neuigkeiten, über die wir Bescheid wissen müssten?«
Frank wollte nur erfahren, ob es weitere Veränderungen in der kurzen Zeit gegeben hatte, die sie für die Fahrt hierher benötigt hatten.
»Äh, nein«, antwortete Simon.
Er hatte nicht sofort verstanden, worauf der Hauptkommissar hinaus wollte. Doch als er dessen Ansatz erkannte, konnte er nur verneinen. Während seiner Plaudereien mit Ilona hatte Simon immer auch die Tür zur Cafeteria im Blick behalten. Wenn das Ehepaar Sonntag nicht durch die Hintertür verschwunden war, mussten sie sich noch in der Cafeteria aufhalten. Als Esther und der Hauptkommissar sich mit einem Nicken abwandten, wäre Simon ihnen fast gefolgt. Natürlich war er neugierig auf das Gespräch zwischen den Polizisten und dem Ehepaar. Doch dann beschloss Simon, lieber weiter mit Ilona zu flirten, um keinen falschen Eindruck aufkommen zu lassen.
Esther beobachtete das Verhalten von Simon mit Interesse. Offenbar hatte sein verdeckter Einsatz als Ermittler im Zentrum eine nachhaltige Wirkung erzielt. Das Verhalten von ihm und der brünetten Frau hinter dem Empfangstresen sprach Bände. Sie gönnte es dem meist sehr schüchternen Arzt von ganzem Herzen. Als Frank Reuter sich in Richtung Cafeteria aufmachte, winkte Esther ihrem Freund nur zu und folgte dem Kollegen.
»Hmm. Sehen Sie die Sonntags irgendwo?«
Frank sah sich suchend in der nur von wenigen Gästen besetzten Cafeteria um. Hinter dem Tresen arbeiteten die beiden Mitarbeiterinnen von Heike Sonntag, doch von der Pächterin und deren Ehemann war nichts zu sehen.
»Nein. Doch, da draußen.«
Esther verneinte die Frage und entdeckte gleichzeitig das offensichtlich aufgebracht diskutierende Ehepaar. Heike und Reinhard Sonntag saßen auf einer
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