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Offene Rechnungen

Offene Rechnungen

Titel: Offene Rechnungen
Autoren: Jacobsen Harald
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besonders, da mit Miriam Sonntag offenbar nicht nur eine Abnehmerin der gestohlenen Designerkleidung in den Ermittlungen aufgetaucht war.
»Da lohnt sich der Besuch bei den Sonntags doch gleich noch mehr.«
Frank warf seiner Kollegin einen zufriedenen Seitenblick zu, den Esther mit einem Lächeln erwiderte. Mit dieser Information hatte Juliane ein wenig Gutmachung betrieben.
Gute fünfzehn Minuten später standen die beiden Beamten vor der Haustür von Heike und Reinhard Sonntag, doch auf ihr Läuten passierte leider überhaupt nichts. Nicht einmal eines der Kinder öffnete ihnen die Tür.
»Schade. Dieses Mal wird es wohl nichts mit einem Überraschungsbesuch«, murrte Frank.
Der Hauptkommissar wandte sich ab und ging zurück zum Passat, als sich sein Handy bemerkbar machte. Er meldete sich und lauschte verblüfft der aufgeregten Stimme von Dr. Simon Vester.
»Ich war zufällig gerade im Zentrum, um eine Kleinigkeit zu essen.«
Bei dieser Notlüge warf Simon einen prüfenden Blick durch den Eingangsbereich des Zentrums zum Empfangstresen. Dort werkelte Ilona Specht fleißig vor sich hin, hatte ihm nur kurz zugelächelt als er aus der Cafeteria in den großen Eingangsraum getreten war. Der Austausch der Tastatur würde an diesem Tag wohl nicht möglich sein, obwohl es Simon unter den Nägeln brannte. Im Grunde hatte die Aktion sie nur in die Irre geführt, wenn man die neue Entwicklung bedachte.
»Dann rief Juliane mich an und hat mir von ihrem Gespräch mit Ariane Wiese erzählt. Auch über diesen Streit sowie der seltsamen Umarmung zwischen Harmsen und Miriam Sonntag« fuhr Simon fort.
Frank schüttelte leicht verärgert den Kopf, da er diese Art Tratsch wenig schätzte.
»Ich weiß zwar nicht, was Sie das angeht, Doktor Vester, aber worauf wollen Sie eigentlich hinaus?«
Als Frank den Namen des Arztes nannte, schaute Esther ihn mit wachsender Neugier an. Erst Juliane und nun Simon? Hielten ihre Freunde sich vielleicht doch nicht an die Absprache und ermittelten heimlich weiter?
»Heike und Reinhard Sonntag sind im hinteren Teil der Cafeteria. Dort geht es ziemlich hoch her, was nach einem handfesten Streit aussieht. Ich dachte mir, dass könnte Sie vielleicht interessieren.«
»Da haben Sie allerdings recht, Doktor. Vielen Dank für diesen Anruf. Wir sind bereits auf dem Weg ins Zentrum«, dankte Frank dem Arzt und beendete das Telefonat.
»Zentrum? Sind die Sonntags etwa beide in der Cafeteria?«
Esther hetzte neben ihrem Kollegen zum Passat und sprang eilig auf den Beifahrersitz. Gleich darauf jagte der Kieler Hauptkommissar den silbernen Wagen mit hoher Geschwindigkeit in Richtung Nord-Ostsee-Kanal.
»Ja und es gibt offenbar einen deftigen Streit, soweit Doktor Vester es mitbekommen hat. Ihre Freunde halten sich scheinbar an die Vereinbarung und schalten uns ein, anstatt auf eigene Faust Ermittlungen anzustellen.«
Sowohl die Information über den Streit des Ehepaares als auch die positive Einschätzung zur Haltung ihrer Freunde freute Esther sehr. Es ging offensichtlich endlich zügig mit der Ermittlung voran und ihre Freunde leisteten einen wichtigen Beitrag dazu.
     
    *
     
    Robert Harmsen saß auf der Terrasse des Reihenhauses in der Pahlstraße in Osterrönfeld. Vor ihm auf dem Tisch lag sein Handy, doch er starrte es nur mit brennenden Augen an. Seit dem bedrohlichen Besuch der Kripobeamten in der Schule schossen Tausende von Gedanken durch seinen Kopf. Robert erinnerte sich an die schwere Zeit nach seinem erfolgreich abgelegten zweiten Staatsexamen. Elke hatte eine Zweidrittelstelle in einer Kindertagesstätte in Rendsburg gehabt und er schlug sich mit Jobs durch. Als ihre Tochter zur Welt kam, reichte die Zweizimmerwohnung in der Bismarckstraße nicht mehr und sie suchten sich dieses Haus aus.
»Aber wir haben doch niemals genug Geld, um es kaufen zu können«, hatte Elke nach der Besichtigung protestiert.
Doch da wusste sie noch nicht, dass man Robert eine Vertretungsstelle an der Regionalschule in Rendsburg angeboten hatte. Er war sich sicher gewesen, dass aus der Teilzeitanstellung auf Angestelltenbasis sehr bald eine Vollzeitstelle mit Beamtenstatus werden würde. Daher schwindelte er seine Frau ein wenig an, um endlich einmal einen wirklichen Beitrag zum gemeinsam Lebensunterhalt leisten zu können. Elke glaubte ihm ohne Vorbehalte und so verselbstständigte sich sein Lügengebilde so weit, dass er sogar den Kreditsachbearbeiter in der Sparkasse überzeugen konnte. Vielleicht hatte die unmittelbare
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