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Offene Rechnungen

Offene Rechnungen

Titel: Offene Rechnungen
Autoren: Jacobsen Harald
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rustikalen Holzbank an einem Tisch gleicher Machart. Frank folgte den Blicken seiner Kollegin und gemeinsam durchquerten sie das Foyer, um über den Seitenausgang zu dem Tisch zu gelangen. Es gab insgesamt drei solcher rustikalen Sitzgelegenheiten für die Gäste der Cafeteria, die bei gutem Wetter draußen sitzen und beim Essen einen Blick auf die Schiffe werfen konnten, die durch den Kanal fuhren. Kaum tauchten Frank und Esther im Blickfeld des Ehepaares auf, unterbrachen diese ihre erregte Unterhaltung.
»Moin. Wir haben noch einige Fragen an Sie, Herr Sonntag.«
Frank verfolgte gespannt das Mienenspiel beim Mann der Pächterin, der ihn misstrauisch musterte. Heike Sonntag wollte sich erheben und durch den Hintereingang in die Küche der Cafeteria verschwinden.
»Sie sollten ruhig hier bleiben, Frau Sonntag. Vielleicht interessiert es Sie ja auch, was wir Ihren Mann fragen wollen«, hielt Esther die Pächterin auf.
Heike Sonntag runzelte alarmiert die Stirn und sackte zurück auf die Holzbank.
»Was wollen Sie denn noch von mir?«, stöhnte Reinhard Sonntag verärgert auf.
»Stichwort Designerkleidung. Fällt Ihnen dazu etwas ein?«
Erneut suchte Frank den direkten Kurs und bemerkte mit grimmiger Genugtuung, wie der Mann erschrocken zusammenzuckte.
»Designerkleidung? Was zum Teufel soll das denn nun wieder bedeuten? Reinhard?«
Heike kämpfte erkennbar gegen ihre Wut an, die sich mit einer guten Portion Enttäuschung zu vermischen schien. Esther ahnte, worüber das Ehepaar unmittelbar vor ihrem Eintreffen so heftig diskutiert hatte. Wahrscheinlich war es um eine zweite Chance für Reinhard gegangen, der seiner Frau vermutlich eine Reihe von guten Vorsätzen unterbreitet hatte. Und nun dies!
»Na? Möchten Sie es Ihrer Frau beichten oder soll sie es lieber von uns erfahren?«, hakte Frank nach.
Reinhard Sonntag schwieg eisern mit gesenktem Blick.
»Wie Sie meinen. Ihr Mann nimmt regelmäßig kleine Ausflüge nach Kiel vor. Meistens am späten Abend oder in der Nacht. Dort holt er dann Kartons mit gestohlenen Kleidungsstücken ab, alles erstklassige Designerware, die er anschließend in den Räumlichkeiten der Cafeteria einlagert.«
Heike starrte den Hauptkommissar sprachlos an, dann wanderte ihr Blick zum schweigenden Reinhard. Voller Wut versetzte die Pächterin ihrem Mann einen Stoß gegen die Schulter.
»Rede endlich! Stimmt das, was der Kommissar da sagt? Du handelst mit gestohlenen Klamotten?«
Abscheu klang in Heikes Stimme mit. Reinhard hob den Kopf und allein sein Gesichtsausdruck sagte genug. Er hatte resigniert und dabei hatte Frank noch nicht einmal die ganze, scheußliche Wahrheit ausgepackt.
»Sie sollten Ihrer Frau die ganze Geschichte beichten, Herr Sonntag«, redete Esther ihm gut zu.
Arianes Aussage würde zwar vermutlich für eine Anklage ausreichen, aber besser wäre ein umfassendes Geständnis von Reinhard Sonntag.
»Raus mit der Sprache. Viel schlimmer kann es ja kaum noch werden«, drängte nun auch Heike auf ihren Mann ein.
Da empfand Esther großes Mitleid mit der Pächterin, die mit einem weiteren Schock würde leben müssen.
»Es tut mir leid, Heike. Ich bin da völlig doof reingeschliddert, weißt du. Er hat mich in einer eindeutigen Situation mit Monika erwischt, gerade als ich ihn beim Verstauen der Kartons aufgescheucht hatte.«
Frank und Esther tauschten einen überraschten Blick aus. Er? Gab es also einen weiteren Komplizen, von denen sie bisher keine Ahnung hatten?
»Und? Was weiter?«
Mit flacher Stimme schilderte Reinhard das Zusammentreffen mit dem Mann und dem daraus entstandenen Deal, der ihn zum Mittäter machen sollte.
»Es war doch eine verdammte Zwickmühle, in der ich mich befand. Verstehst du das denn nicht?«
»Nein, das verstehe ich nicht. Du wolltest also lieber zulassen, dass in unserer Cafeteria Hehlerware gelagert wurde, als zu deiner Affäre mit Monika Landau zu stehen?«
Heike sah ihren Mann mit wachsender Ablehnung an.
»Was? Nein, Heike. Es ging doch um Miriam«, verteidigte Reinhard sich.
»Miriam? Was hat sie denn mit der Sache zu tun?«
Erschrocken starrte Heike erst ihren Mann an, dann ging ihr Blick in Franks Gesicht.
»Ihre Tochter verkauft die gestohlenen Waren an ihrer Regionalschule an Mitschüler, Frau Sonntag.«
Heike schüttelte ungläubig ihren Kopf, wollte das Gehörte nicht glauben. Dann löste sie den Blick von Frank und schlug mit beiden Fäusten übergangslos auf ihren Mann ein. Erschrocken zuckte Reinhard Sonntag zurück und nur das sofortige
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