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Öl!

Titel: Öl!
Autoren: Upton Sinclair
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Landstreicher vor der Kamera Wirres über Uppies Pläne faselten. Im Laufe des Wahlkampfes, bei dem ihm Präsident Roosevelt keinerlei Unterstützung gewährte, wurde nichts unversucht gelassen, ihn zu diskreditieren. Am Wahltag verlor er mit 879 537 zu 1 138 620 Stimmen. Im Nachhinein betrachtet war dies der letzte laute Aufschrei der amerikanischen Linken, erstickt von einem unseligen Bündnis der Reichen und Verunsicherten, denen es gelang, «Sozialist» oder «liberal» wie Schimpfwörter klingen zu lassen. Ein Romancier mit der Weitsicht und dem politischen Verständnis eines Sinclair könnte ein wunderbares Buch über Sinclairs letzten großen Auftritt schreiben, bevor seine Kräfte – literarisch wie auch politisch – erlahmten. Zwar verfasste er zwischen 1940 und 1953 eine Serie von elf Romanen über einen gebildeten Hans-Dampf-auf-allen-Kontinenten namens Lanny Budd, der wie Woody Allens Zelig Zeitzeuge und Akteur vieler zentraler zeitgeschichtlicher Ereignisse ist (der dritte Band, Dragon Harvest, dt. Drachenzähne , wurde 1943 mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet), doch sind diese einstigen Bestseller inzwischen vergessen.
    THERE WILL BE BLOOD
    Es gehört zu den Vorzügen von Öl! , die Klasse der Industriekapitäne ausführlich und bei aller strukturellen Kritik voller Empathie zu beschreiben. J. Arnold Ross ist Sinclairs gelungenste Figur, die sich vor dem lesenden Auge zu voller Lebensgröße aufrichtet, ein einfältiger, aber auch einnehmender Mensch, ausgestattet mit außergewöhnlichen Fähigkeiten und enormer Entschlusskraft. D. H. Lawrence kommentierte: «Der wahre Held ist Dad – J. Arnold Ross – und das Buch bezieht seine Spannung daraus, wie er zum Ölmagnaten wird … Er ist mehr Mann als alle anderen Figuren.»
    Es ist diese Figur, und diese Figur allein, die den Filmemacher Paul Thomas Anderson zu seinem Epos There Will Be Blood inspirierte, das 2008 acht Oscars gewann, unter anderem den für den «Besten Film». Auch wenn der Regisseur im Vorfeld der Premiere erklärte, er habe den Roman nur als Sprungbrett benutzt, lohnt ein kurzer Vergleich der beiden Werke, weil bei der sehr unterschiedlichen künstlerischen Gestaltung ein und desselben Stoffs zentrale Momente diametral entgegengesetzt ausgeformt werden. Es fängt mit dem Namen von «Dad» an – statt des Allerweltnamens «Ross» entscheidet sich Anderson für das exzentrische «Plainview». Mr Plainview ist kein sympathischer Mensch und kein guter Vater, sondern eine dämonische Urgewalt. Das Böse hat bei Anderson nichts mit den wirtschaftlichen und sozialen Strukturen zu tun, sondern es lagert wie ein gigantisches Ölreservoir im Innern dieses Unmenschen und kommt in zunehmend irrationaler werdenden Gewaltschüben zum Ausbruch. Plainviews zerstörerischer Drang bleibt unerklärbar, er ist ein Getriebener der eigenen blinden Ambition, so wie der Prediger Eli, im Roman als Opfer seiner eigenen Wahnvorstellungen eine komplexe Figur, bei Anderson zum gierigen Gauner mutiert, den man nur verachten kann. Interessanterweise ist Andersons Sicht, trotz grandioser Farbaufnahmen, schwarzweißer als die des vermeintlichen Propagandisten Sinclair.
    REZPTION IN DEUTSCHLAND
    Die Veröffentlichung von Der Dschungel 1906 im deutschen Kaiserreich, als Buch sowie als Fortsetzungsserie in der sozialdemokratischen Zeitschrift Vorwärts , stieß bei den Aktivisten der damals noch radikalen Sozialistischen Partei auf enthusiastische Reaktionen und überraschende Einsichten. Eugen Ritter etwa schrieb in seinem Geleitwort des Herausgebers, «daß der deutsche Arbeiter verglichen mit seinem amerikanischen Kameraden in Verhältnissen lebt, die fast glänzend zu nennen sind». Bertolt Brecht, ein Meister der Bearbeitung und Anverwandlung fremder Stoffe, verdankt Im Dickicht der Städte und Die Heilige Johanna der Schlachthöfe der Anregung durch Der Dschungel .
    Oil! wurde unter dem damaligen Titel Petroleum vom Malik Verlag mit einer Einbandillustration von John Heartfield herausgegeben. Der Roman verkaufte sich in weniger als zwei Jahren beeindruckende 100 000-mal. Elias Canetti übersetzte 1930 gleich zwei Bücher von Upton Sinclair für den Malik Verlag: Das Geld schreibt. Eine Studie über die amerikanische Literatur und den Roman Leidweg der Liebe . Die wachsende Popularität des Autors wurde bald darauf auf amtlichem Weg beendet. Die Polizei in Bremen erhielt zwischen dem 23. Juni und dem 19. Juli 1933 drei Depeschen von den Polizeiagenturen in
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