Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
October Daye: Winterfluch (German Edition)

October Daye: Winterfluch (German Edition)

Titel: October Daye: Winterfluch (German Edition)
Autoren: Seanan McGuire
Vom Netzwerk:
kümmern?
    »Warte hier«, forderte ich ihn auf. Manuel reagierte nicht; er stand nur da und starrte stumpfsinnig die Wand an. »Ich gehe ins Büro. Kannst du hier auf mich warten?« Ich verstummte und ließ ihm Zeit zu antworten. Er tat es nicht. »Na schön. Schrei einfach, falls jemand kommt.« Ich ließ ihn in der Gesellschaft der künstlichen Leichen zurück und betrat zum allerletzten Mal Devins Büro.
    Die Lichter waren ausgeschaltet, sodass im gesamten Raum Schatten vorherrschten. Am Eingang hielt ich inne und starrte in die Dunkelheit. Niemand betrat Devins Büro jemals ohne ihn, und er hielt sich auch nie bei ausgeschalteten Lichtern im Büro auf. Er war wirklich endgültig gegangen.
    Wir würden später wiederkommen müssen, um den Ort zu durchsuchen. Er würde Ziegel für Ziegel abgetragen werden müssen, um herauszufinden, wer noch von seinen Plänen gewusst haben könnte, wen er angeheuert und was er denjenigen bezahlt hatte. Vorerst konnte das aber warten. Die Toten würden nicht zurückkehren, ganz gleich, was wir taten. Der Erste-Hilfe-Kasten befand sich unter dem Schreibtisch. Ich hob ihn auf, zuckte zusammen, als die Bewegung Druck auf meine Rippen ausübte, und wandte mich der Tür zu. Unvermittelt hielt ich inne und blickte zu der Tafel an der Wand zurück. All diese Bilde r …
    Das meine zu finden erwies sich als einfach. Mitch überragte mich und Julie, wodurch wir sehr klein und noch jünger wirkten, als wir waren. Wir trugen auf dem Foto unsere brandneue Straßenkleidung und bemühten uns nervös, einigermaßen gefährlich auszusehen. Ich zog die Reißzwecke heraus und ließ den Blick weiter über die Tafel wandern.
    Schließlich entdeckte ich ihr Bild an den Augen. Dieser grelle Grünton kam sogar auf Fotos zu deutlich zur Geltung, um ihn zu übersehen. Ich zog die Aufnahme von Dare und Manuel von der Tafel und steckte sie zusammen mit dem Bild meiner kleinen »Gang« in die hintere Hosentasche. Dann drehte ich mich um und ließ die Geister hinter mir zurück, als ich hinausging, dorthin wo Manuel wartete.
    Er wartete nicht allein. Blinzelnd hielt ich an der Tür.
    Während ich mich im Büro aufgehalten hatte, war Hilfe eingetroffen – und zwar in Gestalt von Sylvester Torquill und allen Rittern, die er in der kurzen Zeit hatte zusammentrommeln können, seit ihn Lilys Botschaft erreicht hatte. Die Ritter hatten sich im Raum verteilt und wirkten verunsicher t – gegen wen sollten sie kämpfen? Es gab keine lebenden Gegner mehr. Sylvester wartete neben Manuel. Das Schwert des Herzogs hing in der Scheide an seiner Seite.
    »Hallo, Euer Gnaden«, begrüßte ich ihn erschöpft. Ich ging auf ihn zu und stellte den Erste-Hilfe-Kasten vor seinen Füßen ab. »Bitte sagt mir, dass Ihr ein Auto mitgebracht habt. Ich wünsche mir so sehr, nicht schon wieder in ein Taxi steigen zu müssen.«
    »Bist du verletzt?« Sylvester streckte die Hand aus und wischte mir einen Blutspritzer von der Wange. »Sag mir, dass es nicht dein Blut ist.«
    »Es ist Devins«, gab ich zurück. Ich spürte, wie ich zu weinen begann. »Oder vielleicht auch das von Dare. Ich weiß es nicht. Ich bin zwar verletzt, werde aber wahrscheinlich überleben.«
    Sylvester zuckte zusammen. »Es tut mir so leid. Ich habe die Ritter gerufen, sobald Lily mir ausrichten ließ, wohin du wolltest, aber die Schutzbanne am Gebäude waren stärker, als ich erwartet hatte. Wir konnten keinen Weg hinein finden.«
    »Über der Tür draußen hängt ein Coblynau-Zauber«, sagte ich und runzelte die Stirn. »Wenn Ihr das Schild nicht gefunden habt, wie konntet Ihr dan n … ?«
    »Wir sind den Nachtschatten gefolgt.«
    »Oh, Eiche und Esche.« Ich trat einen Schritt vor und lehnte den Kopf an Sylvesters Brust. »Es war Devin. Von Anfang an ist er es gewesen. Ihr hattet recht. Ich hätte ni e … ich hätte ni e … «
    »Schsch«, beruhigte er mich und schlang die Arme um mich. Ich gab einen gequälten Laut von mir, woraufhin er sich mit geweiteten Augen zurückzog. »October?«
    »Tut mir leid.« Ich rang mir ein Lächeln ab. »Es sind meine Rippen. Ich glaube, sie sind gebrochen.«
    »Wie?«
    »Devin war der Meinung, ich bräuchte ein paar ordentliche Tritte.« Ich deutete auf den Erste-Hilfe-Kasten. »Denkt Ihr, es könnte mich jemand zusammenflicken?«
    »Ich nehme dich mit nach Hause. Euch beide.« Sylvesters Tonfall duldete keinen Widerspruch. »Du musst zu Jin, bevor ich bereit bin, dich wieder aus den Augen zu lassen.«
    »Ja, Euer Gnaden«,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher