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October Daye: Nachtmahr (German Edition)

October Daye: Nachtmahr (German Edition)

Titel: October Daye: Nachtmahr (German Edition)
Autoren: Seanan McGuire
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sich in Windeseile darauf eingestellt, nun zwei Tanten zu haben – zum einen bedeutete das mehr Geschenke, und auch wenn sie aussah wie ich, waren wir leicht auseinanderzuhalten. Mein Holing hatte ihren ganz eigenen Stil, der inzwischen mein einstiges Gästezimmer prägte. Drei Tage nachdem Quentin sich von Katie verabschiedet hatte, stand sie auf einmal vor meiner Wohnungstür, im Gesicht ein verlegenes Grinsen und in den Armen einen Karton mit den paar Habseligkeiten, die sie angesammelt hatte. Was sollte ich machen? Ohne mich hätte sie gar nicht existiert. Also ließ ich sie einziehen. Es war schön, jemanden zu haben, der die Hälfte der Miete übernahm, auch wenn ich nicht genau wusste, was für einer Arbeit sie eigentlich nachging. Sylvester verhalf ihr zu einer amtlich eingetragenen Identität: Für den Staat Kalifornien hatte ich jetzt schon immer eine eineiige Zwillingsschwester gehabt.
    Jede Wette: Amandine würde schön verblüfft sein, wenn sie davon erfuhr.
    Ich setzte mich hin und wurde prompt damit belohnt, dass Andrew auf meinen Schoß krabbelte. »Hey.«
    Er zog den Daumen aus dem Mund. »Hey.«
    »Alles gut?«
    »Jau.« Er steckte den Daumen zurück an seinen Platz.
    Andrew ging es besser als Jessica, er schlief nachts durch und hatte auch aufgehört, verstörende Bilder zu malen. Seine Eltern erzählten ihm, ich hätte mich um die Monster gekümmert, und das reichte ihm. Er war noch klein genug, um zu glauben, dass Helden alle Probleme beseitigen konnten. Diese Überzeugung vermisse ich oft.
    Tybalts Kids schienen sich auch ganz gut zu machen. Raj war ein paar Mal zu Besuch gekommen, was Quentin ziemlich verdross. Einmal hatte er sogar Helen mitgebracht. Er behandelte sie, als sei sie aus Glas. Ich fragte mich, was seine Eltern davon hielten – rassenübergreifende Beziehungen waren für viele Reinblüter ein ziemlich wunder Punkt, und Raj sollte immerhin eines Tages König werden. Ach, was soll’s. Nicht mein Hof, nicht meine Sorge.
    Der Katzenkönig selbst hatte seit Blind Michaels Tod nicht mit mir gesprochen. Das war jetzt über einen Monat her, und noch immer hatte ich nichts gehört, kein Wort. Mir sollte es recht sein. Ich hatte mich zuletzt gar nicht mehr mit ihm ausgekannt. Es gibt Komplikationen, die ich schlicht nicht brauche.
    Connor hatte auch nicht angerufen, und das war mir ebenfalls recht.
    »Also, dann bist du jetzt zwölf, Karen?« May ließ ein Grinsen aufblitzen. »Glückwunsch.«
    Karen lächelte beinahe schüchtern. »Ja, danke.«
    »Toby!« Mitch umarmte mich von hinten. »Schön, dass du da bist.«
    Ich lehnte mich zurück und grinste zu ihm hoch. »Das lass ich mir doch nicht nehmen. Ist das nicht eine ziemlich kleine Party für eure Verhältnisse?«
    »Nur Familie«, sagte Karen. Ich sah sie an, und sie lächelte. »Mir war danach. Fühlt sich gut an.«
    »Ja«, stimmte ich zu. »Geht mir auch so.«
    Die Luidaeg hatte mir nicht sagen können, woher Karens Traumprophetgabe kam. In ihrer Blutlinie tauchte nichts dergleichen auf. Immerhin schien sie sich sehr gut zu erholen. Sie war etwas stiller als zuvor, aber nicht viel, und sie wirkte glücklich. Darum ging es mir. Alles andere war zweitrangig.
    Luna war meines Wissens schon mindestens zweimal in Blind Michaels Landen gewesen, um ihre Mutter zu besuchen. Nur dass es jetzt nicht mehr Blind Michaels Lande waren, sondern Acacias, und laut Luna erblühte dort alles. Also war aus dem, was geschehen war, auch etwas Gutes erwachsen. Wobei man das kaum den Eltern erzählen konnte, deren Kinder nie zurückkamen. Das betraf nur wenige Fae, und die konnten zumindest halbwegs begreifen, was passiert war – außerhalb der Sommerlande zu leben bringt immer viele Risiken mit sich. Doch die menschlichen Eltern würden es nie erfahren, und das schmerzte mich maßlos. Mir war gelungen, wozu ich ausgezogen war: Ich hatte den Meinen ihre Kinder zurückgebracht. Warum fühlte es sich an wie ein Fehlschlag?
    Quentin hätte mir diese Frage beantworten können, wenn ich sie ihm zu stellen gewagt hätte. Er hatte seine sterbliche Existenz vollständig aufgegeben und nicht mal ansatzweise versucht, sich eine neue zu schaffen – ich nehme an, das hätte er als Mogeln empfunden. Dank dem Zauber der Luidaeg wusste Katie nicht mehr, dass er je existiert hatte, und er würde kein Risiko eingehen, indem er sich ihr in anderer Gestalt erneut zu nähern versuchte. Damit bewies er eine Konsequenz und Reife, die er noch nicht hätte nötig haben
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