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Ochajon 04 - Das Lied der Koenige

Ochajon 04 - Das Lied der Koenige

Titel: Ochajon 04 - Das Lied der Koenige
Autoren: Batya Gur
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still, mit diesen Augen. Und wenn sie dann noch feststellen, daß du ein Intellektueller bist ... stellen sie Fragen ... wollen sofort ... wollen dir den Kummer versüßen.«
    »Na und, warum machst du dir dann Sorgen?«
    »Ich spreche von dir, nicht von ihnen. Auf einmal tut er, als verstehe er nicht, was man ihm sagt!«
    »Was wollte sie wissen?«
    »Sie hat nach dir gefragt, nun, sie fragen alle, ist er verheiratet, hat er jemanden, warum nicht, Fragen dieser Art.«
    »Und was antwortest du ihnen?«
    »Ich? Mich fragen sie doch nicht! Wie kämen sie darauf, mich zu fragen?! Zila fragen sie. Sie tut ihr Bestes. Aber sie hat es nicht gerade leicht. Du hast dir ein Beispiel an deinem Onkel genommen. Und der war kein gutes Beispiel. Jacques war ein Windhund. Er hat das Leben genossen. Und du, du nimmst dir alles und jedes zu Herzen. Sieh dir nur an, wie jung er gestorben ist, obwohl er ein Windhund war. Sogar die Statistik zeigt, daß Männer, die allein leben, früher sterben.«
    »Aha, die Statistik«, Michael hatte die Arme ausgebreitet, »wenn sogar die Statistik gegen mich ist – was soll ich dann dazu sagen. Wer bin ich, gemessen an Statistiken.«
    Schorer hatte einen Laut der Erschöpfung ausgestoßen. »Fang jetzt nicht an mit deinen Theorien über statistische Erhebungen.«
    Michael hatte den Blick gesenkt und sich bemüht, nicht zu grinsen, denn etwas an der Art, wie Schorer sich bei diesem Thema ereiferte, rührte ihn. Vielleicht befriedigte er auch Michaels Bedürfnis nach einer Vaterfigur, eine Rolle, die Schorer erfüllte, seit er Michael bei der Polizei untergebracht und ihn auf schnellstem Wege die Leiter hochklettern ließ. Die Art, wie er ihm zu einem weiteren Jahr unbezahl ten Urlaubs für Studienzwecke verholfen hatte und auch wie er ihn hin und wieder wegen Umgehung des Dienstweges in den Senkel stellte.
    »Na schön, wenn ich das Gefühl hätte, daß du zufrieden und glücklich bist und daß es dir dabei gutgeht«, hatte Schorer geknurrt »aber ich sehe, daß dem nicht so ist.«
    »Würde eine Hochzeit mich zufriedener machen? Ist das der Weisheit letzter Schluß?« hatte Michael nachgehakt.
    »Von mir aus brauchst du nicht zu heiraten. Du kannst auch mit jemandem zusammenleben. Mach einen Vertrag, Hauptsache etwas Festes. Nicht irgendeine, bei der von vornherein feststeht, daß nichts daraus wird.«
    »Woher soll man so was im voraus wissen?« hatte Michael protestiert. »Auch der Zufall spielt bei diesen Dingen eine Rolle.«
    »Was du nicht sagst?! Zufall?! Auf einmal glaubst du an Zufälle. Gleich kommst du mir mit dem Schicksal. Entschuldigung, ich kann dich nicht für voll nehmen. Du widersprichst dir selbst. Ich habe tausend Zeugen, daß du tausendmal erklärt hast, daß es absolut keine Zufälle gibt.«
    »Gut, vielleicht muß ich tatsächlich einen Fachmann konsultieren«, hatte Michael verstohlen lächelnd erwidert.
    »Ich glaube nicht, daß Menschen sich wegen irgendwelcher Psychologen ändern«, meinte Schorer, der den Sarkas mus nicht bemerkt hatte, »es muß von innen kommen. Sonst ist es, als ob man sich mit irgendwelchen Mittelchen das Rauchen abgewöhnt, ohne es wirklich zu wollen. Ich verstehe nicht, warum eine beschissene Hochzeit, die vor mehr als zwanzig Jahren stattgefunden hat, den Menschen für sein ganzes Leben traumatisieren kann. Was vorbei ist, ist vorbei. Nira mitsamt ihrem Vater und ihrer Mutter und dem ganzen Drumherum mögen Polen sein, natürlich sind sie Polen, aber sogar sie sind keine Ungeheuer.«
    »Sag mal«, hatte Michael mit der Nervosität erwidert, die ihn immer überfiel, wenn Schorer von seiner Ex-Frau anfing, als ob dieser immer wieder einen Schandfleck in seiner Vergangenheit aufdeckte, als ob er ihn jedesmal aufs neue mit dem fatalen Fehler, den er versehentlich begangen hatte, konfrontierte.
    »Glaubst du wirklich, ich will niemanden finden, keine Frau lieben und mit ihr zusammenleben?«
    Schorer hatte ihn prüfend gemustert: »Ich bin mir nicht sicher. Nach allem, was bisher vorgefallen ist. Willst du die Wahrheit hören?«
    Michael hatte geseufzt.
    »Am Anfang«, hatte Schorer geklagt, »war es noch zu früh nach der Scheidung, und dann war es zu spät nach der Scheidung und es hatten sich Gewohnheiten eingeschlichen. Man stellt Rechnungen auf, das ist eine Tatsache. Wie viele Jahre sind es nun?«
    »Wie viele Jahre ist was?«
    »Wie viele Jahre bist du nun schon allein? Wenn man deine Affären nicht berücksichtigt, und auch nicht die eine da,
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