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Obsession (German Edition)

Obsession (German Edition)

Titel: Obsession (German Edition)
Autoren: Simon Rhys Beck , Wolfram Alster
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lege und meinem Freund einen Kuss auf die Lippen drücke.
    »Was machst du denn hier?«, fragt er, und ich erwidere: »Pause, natürlich. Mir stehen immerhin fast eine Stunde Arbeitszeitunterbrechung zu.«
    Wir schäkern ein bisschen herum, als Shahin sich kurzzeitig verkrampft und an meinem Kopf vorbeischaut. Ich folge seinem Blick durch die Scheibe zur Straße und sehe – einen Polizeiwagen, aus dem gerade zwei Beamte, ein älterer Mann und eine junge, blonde Frau aussteigen und in unsere Richtung kommen.
    »Guten Abend«, grüßt der ältere Beamte nicht gerade freundlich. »Schiborowsky vom K11, und das ist meine Kollegin Baumer.«
    Shahin wird von einem Moment auf den anderen sachlich und professionell, wo er mir eben noch verspielt und zärtlich erschien. »Guten Tag. Wie kann ich Ihnen helfen?«
    Schiborowsky, schätzungsweise in den späten Vierzigern, reibt sich seinen schwarzen Schnauzbart. »Wir kommen wegen eines Todesfalls in der Alten Gasse und möchten gerne fragen, ob Sie zufälligerweise heute Morgen zwischen zwei und halb sechs Uhr ungewöhnliche Beobachtungen gemacht haben, oder ob Ihnen Dinge aufgefallen sind, die nicht üblich sind.«
    Shahin verzieht sein Gesicht nachdenklich, dreht sich um, zieht eine Schublade auf und einen Dienstplan hervor. »Ich nicht«, antwortet er dann, »Ich habe oben in der Diskothek gearbeitet, aber Thomas«, er deutet mit der Hand in Richtung Spielautomat, »Und Roland waren hier. Ob die allerdings was gesehen haben, kann ich Ihnen nicht sagen.«
    Der fragende Blick des Polizisten wandert in meine Richtung, und weil ich auch von nichts weiß, zucke ich nur mit den Schultern. Derweil spricht Frau Baumer am Spielautomat mit Thomas, der gerade eine Serie hat, und ihr deswegen nur am Rande Aufmerksamkeit schenkt, was der jungen Frau deutlich nicht gefällt. Aber auch Thomas weiß anscheinend von nichts, und so gehen die beiden Beamten wieder unverrichteter Dinge, nicht ohne uns ausdrücklich auf die Bürgerpflicht hinzuweisen, jede ungewöhnliche Beobachtung unverzüglich einer Polizeidienststelle mitzuteilen, und eine Visitenkarte da zulassen, auf der »Rudolf Schiborowsky« seine Zugehörigkeit zum Morddezernat des 11. Kommissariats und seinen Dienstgrad als Kriminaloberkommissar verzeichnet hat.
    Shahin wirft einen kurzen Blick darauf und legt die Karte dann achtlos in das Kästchen neben dem Telefon, in dem wir eigentlich alle Nummern aufbewahren, die nur sehr selten gebraucht werden.
    »Morddezernat«, raune ich Shahin fast unhörbar zu, doch der zuckt nur mit den Schultern.
    »Na und? Die ermitteln grundsätzlich, wenn Grund zu der Annahme besteht, es sei jemand nicht natürlich zu Tode gekommen«, flüstert er zurück. Da kennt er sich aus, denn er hat viele Bekannte bei der Polizei, glaube ich. Trotzdem beunruhigt mich, dass die hier auftauchen und Fragen stellen, was Shahin ziemlich kalt lässt.
    »Die gehen jetzt überall hin und fragen nach, das ist reine Routine. Mach dir keine Sorgen.«
    Ein Blick aus dem Fenster beweist mir, dass es so ist. Der Streifenwagen parkt ein paar Meter weiter vor dem Kiosk auf der anderen Straßenseite, und die beiden Beamten sprechen durch das Fenster mit der Frau, die dort arbeitet. Egal ... es wird Zeit, dass ich wieder nach unten komme, sonst provoziere ich wieder Ärger, auch wenn Dirk, der heutige Schichtleiter, meist eher locker drauf ist.

4
    Brix
     
    Nun, der Rest des Abends verläuft ohne Schwierigkeiten, und zum Glück hat keiner von den anwesenden Gästen die Polizeiaktion mitbekommen, sonst läge ich jetzt wahrscheinlich mit blutenden Ohren im Sanitätsraum.
    Fabrice, die süße, 18jährige Schnitte aus Luxemburg, der in Frankfurt zum Studieren lebt und hier seinen Lebensunterhalt verdient, klagt mir sein Leid. Viele Saunagäste versuchen wohl, ihn flachzulegen, denn er ist wirklich eine Schönheit; schlank, ein kleines bisschen muskulös, mit kräftigen behaarten Schenkeln, entwaffnendem Lächeln und Kulleraugen reizt er auch mich, aber ich kann ihm nicht helfen, mit diesem von ihm ungewollten Interesse umzugehen. Dafür ist Shahin Spezialist, und das sage ich Fabrice auch. Der jedoch versteht anscheinend nicht, dass man, wenn man in einer Sauna arbeitet, eben der Blickfang der männlichen Gäste ist. Deshalb bitte ich Dirk, Fabrice mal für eine Weile abzulösen, damit er sich oben mit Shahin unterhalten kann, denn der Kleine ist wirklich verzweifelt.
    Dirk bekommt das natürlich in den falschen Hals, ruft sich
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