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Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume

Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume

Titel: Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume
Autoren: Jennifer Benkau
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klang eine Oktave höher als üblich. Er brachte sie definitiv aus der Fassung, daher beschloss sie, die Fassade einer normalen Konversation zu errichten.
    „Was glaubst du?“
    Da sie ihm nicht mehr auf die Hände, aber noch viel weniger in die Augen sehen wollte, fiel ihr Blick auf seinen Oberkörper. Eine ganz tolle Idee, für die sie sich am liebsten geohrfeigt hätte. Muskulös war er, aber nicht auf bullige Art und Weise. Definitiv sportlich.
    Leider war ihm dieser Blick nicht entgangen, er lächelte zufrieden, ließ aber endlich von ihr ab, legte die Arme mit den Handflächen nach oben gerichtet auf den Tisch und entblößte somit das Geheimnis um das Tattoo auf seinem Unterarm. Kryptische, ineinander verschlungene Zeichen zierten die Haut von der Ellenbeuge bis zum Puls. Sie erinnerten Joana an in blauen Flammen stehende Buchstaben, doch die Schrift war ihr unbekannt. Die Farbe schien der seiner Augen nachempfunden zu sein.
    „Nordic Walking?“
    Die Frage nach der Bedeutung der Tätowierung brannte intensiver und sie rang mit sich selbst, es anzusprechen.
    „Ich mag das Wasser.“
    Ihr drängte sich der Verdacht auf, dass seine Worte keine Antwort auf die Frage waren. Eher schien er ihr Interesse an dem Tattoo zu durchschauen und sie damit aufzuziehen.
    „Okay, dann … Wassertreten und Entenfüttern.“ Aus dem Augenwinkel nahm sie ein amüsiertes Blitzen in seinen Augen wahr. Ihr Blick klebte auf den blauen Zeichen. Flammen, Wellen … oder beides?

    Sie gab sich sichtlich Mühe, es sich nicht anmerken zu lassen, doch ihr Blick folgte jeder seiner Bewegungen. Er spielte mit dem Löffel in seinem Kaffee, als würde sie ihn nervös machen, und spürte, wie sie sich langsam entspannte und ihr Schutz nachließ. Das erste Gefühl, das sie ungehindert ausströmen ließ, war Neugier. Neugier, die er haben wollte, und die seine Geduld auf die Probe stellte. Sie ließ den Schatten inihm aufbegehren, das ganze Spiel zu beenden und sogleich zu nehmen, wonach ihm dürstete. Anmerken ließ er sich das nicht. Jetzt mit Gewalt ihre Emotionen zu verschlingen, würde er später bereuen. Zu viel würde er sich selbst damit verwehren, wenn er sie überwältigte und sich allein an ihrer Angst satt tränke.
    „Ich möchte dich nach Hause begleiten“, sagte er.
    Unvermittelt spannte sie die Hände an und presste die Lippen aufeinander.
    „Nein danke!“ Kälte gab ihrer Stimme einen Klang wie Kristall. Auf sein Lachen hin kniff sie die Augen zusammen und entließ Ärger in die Luft. „Du denkst wohl, mit deiner Macho-Masche kriegst du jede rum, was?“
    „Du zweifelst nicht daran.“
    In einer provokant lasziven Geste strich sie sich das Haar zurück und funkelte ihn an. Sie begann zu spielen und ahnte dabei nicht, wie sehr er diesen Moment herbeigesehnt hatte. „Deine Nummer zieht bei mir nicht.“
    „Natürlich nicht. Du bist hier, weil du kein Interesse an mir hast.“ Sie war hier, weil er ihren Geist manipuliert hatte, aber das würde er ihr gewiss nicht sagen. „Joana.“ Er ließ seinen lang schon verlorenen Romani-Akzent in ihrem Namen mitklingen und sah, dass sie schauderte. „Es ist nicht nötig, dass du dich zierst. Sei du selbst und leg dich nicht durch deinen prüden Anstand in Ketten. Das ist unnötig.“
    „Jetzt reicht es aber“, zischte sie. „Spar dir dein Gesülze, Don Juan, ich bin nicht interessiert!“ Sie winkte der Kellnerin, die gelangweilt hinter der Bar Gläser polierte. „Ich möchte zahlen. Sofort bitte, wenn’s möglich ist.“
    „Komme gleich“, rief die Angesprochene zurück, ohne den Anschein zu erwecken, sich in Bewegung setzen zu wollen.
    Nicholas warf der Kellnerin einen Blick zu und suggerierte ihr, dass sie die Aufforderung vergessen solle. Zufrieden wandte er sich wieder Joana zu.
    „Du schindest nur Zeit.“ Er holte ein Päckchen Zigaretten aus der Hosentasche, nahm mit den Lippen eine aus der Packung und bot ihr ebenfalls eine an. Sie schnaubte entrüstet. „Aber das ist schon okay“, murmelte er, die Zigarette im Mundwinkel haltend. „Du kannst deine Zeit vergeuden, das macht mir nichts aus. Ich habe jede Menge Zeit.“ Geduld war dagegen etwas, worüber er nicht verfügte. Aber das ging diese Frau, die sich auf so entzückende Weise gegen ihn auflehnte, nichts an. Er entzündete seine Zigarette an der Kerze und sah ihr tief in die Augen, während er den Rauch inhalierte. Sie starrte trotzig zurück. Ihr Blick flatterte hin und wieder in Richtung Kellnerin. Auf
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