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Nur noch diese Nacht

Nur noch diese Nacht

Titel: Nur noch diese Nacht
Autoren: Kelly Mira Lyn
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können.

10. KAPITEL
    Es war frühmorgens, die Surfer tanzten schwarzen Punkten gleich auf der Wasseroberfläche und warteten auf ihre Welle. Am liebsten wäre Ryan auch da draußen gewesen, eins mit dem Meer. Geistig und körperlich losgelöst und frei. Im Frieden mit sich und der Welt.
    Aber das war heute unmöglich.
    Nichts war in Ordnung, seit er Claire am Vortag verlassen hatte. Dabei hatte er sich darauf verlassen, dass er einen klaren Kopf bekommen würde, sobald die Arbeit ihn wieder in ihren Fängen hatte und ihn ablenkte mit Konferenzschaltungen und Unterlagen, die liegen geblieben waren, nachdem er viel zu viel Zeit mit Claire verbracht hatte. Aber er konnte sich einfach nicht konzentrieren, überall drängte sich der Gedanke an sie in sein Bewusstsein.
    Heute hatte er sie anrufen wollen, um zu hören, wie es ihr ging und ob sie sich Gedanken über ihre Zukunft gemacht hätte.
    Zumindest hatte er vorgehabt, mit ihr zu sprechen – bis dann in aller Frühe sein Assistent aus Boston angerufen hatte.
    Jetzt war es halb sechs, und er hatte schon gut eine Stunde telefoniert. Schlechte Nachrichten. Ausgerechnet jetzt.
    „Hör mal, Denis, ich habe seit Monaten keinen Kontakt mehr mit Dahlia.“ Hätte er sie nach dem verpassten Anruf bloß zurückgerufen! „Was, genau, wissen wir denn überhaupt?“
    Vom anderen Ende der Leitung drang Papierrascheln in die unheilvolle Stille, die Ryan umgab. „Nicht mehr, als ich schon sagte. Ein gefundenes Fressen für die Sensationsblätter. Dahlia wollte zum Abendessen keinen Wein trinken und hat Reportern gegenüber eindeutige Anspielungen gemacht. Vergiss nicht, wir haben es mit Dahlia zu tun. Um Schlagzeilen zu machen, schreckt sie vor nichts zurück.“
    Daran brauchte er Ryan nicht zu erinnern. Über ein Jahr war auch er immer wieder Opfer ihrer Publicitysucht gewesen. Er rieb sich den Nacken und schloss die Augen. „Sagtest du, sie ist in Los Angeles?“
    „Ja. Diese Woche drehen sie dort.“
    „Na gut. Ich werde mir Dahlia persönlich vornehmen.“
    Ryan legte auf und ließ die Hand auf die Sessellehne sinken. Schwanger. Das fehlte gerade noch. Ob es stimmte, war fraglich. Erst recht, dass das Kind von ihm war. Aber möglich war es schon. Er musste Gewissheit haben, und zwar schnell. Je nachdem, was Dahlia sagte, lag es vielleicht nicht mehr in seiner Hand, ob es für ihn eine Zukunft mit Claire gab …
    Erleichtert legte Ryan die Serviette beiseite. „Bist du dir da sicher?“
    Dahlia lachte sinnlich, und ihre Augen funkelten. „Aber ja. Denkst du, ich wüsste nicht, von wem ich schwanger bin?“
    Er hatte nicht gewusst, was er denken sollte, doch ihm fiel ein Stein vom Herzen. Dahlia musste es ja wohl wissen.
    Vertraulich beugte sie sich zu ihm vor und berührte seine Wange. Für Außenstehende musste die Geste recht intim wirken, doch er wusste, dass Dahlia jetzt wieder nur eine Schau abzog.
    Ihre Spielchen hatten ihn nicht weiter gestört, als sie miteinander ausgegangen waren. Gelegentlich hatte es ihm sogar gefallen, wenn sie sich gekonnt in Szene setzte. Er konnte sich in der Öffentlichkeit mit einer wunderschönen charmanten Frau schmücken, mit ihr flirten und sich weltgewandt unterhalten, ohne eine tiefere Bindung eingehen zu müssen.
    Sicher, es hatte auch sehr aufregende intime Stunden mit Dahlia gegeben. Hinter geschlossenen Türen wurde sie locker und gab sich, wie sie wirklich war. Jedenfalls meistens. Dennoch waren sie sich seelisch einander nie besonders nahegekommen.
    Zwischen ihnen war gerade so viel gewesen, dass eine Fernbeziehung funktionierte. Als Dahlia dann mehr wollte, als er zu geben bereit war, hatten ihre Wege sich getrennt. Er hatte ihr wehgetan, aber es wäre weit schlimmer gekommen, wenn sie so weitergemacht hätten.
    Heute jedoch war Dahlia in Hochstimmung. Trotz ihres gewohnt theatralischen Auftretens schien sie von innen heraus zu leuchten. In ihren Augen lag ein Glanz, der echt wirkte. „Bist du glücklich?“
    So strahlend und erfüllt wie in diesem Moment hatte er sie noch nie lächeln sehen. Als sie fast scheu auf ihren leicht gerundeten Bauch blickte, musste Ryan an Claire denken und verspürte einen Stich im Herzen.
    „Ja, das bin ich.“
    Das freute ihn sehr. Er wünschte Dahlia von Herzen alles Gute. „Du hast es verdient, Schätzchen.“
    „Mach’s gut, Ryan.“
    Sie nahm die Hand von seiner Wange, und er drückte sie zum Abschied leicht.
    Als Ryan das Restaurant verließ, war die Erleichterung, die er gerade
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