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Nur mit dir sind wir eine Familie

Nur mit dir sind wir eine Familie

Titel: Nur mit dir sind wir eine Familie
Autoren: Nikki Benjamin
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dass sie daran nicht gedacht hatte, bevor sie so überstürzt zu ihm aufgebrochen war.
    Dabei hatte der Anblick des kleinen Mädchens auf dem Foto ihn offensichtlich tief berührt. Charlotte hatte ihm deutlich angesehen, dass er genauso wie sie auf Anhieb erkannt hatte, dass die Kleine ihnen auf fast schon unheimliche Weise ähnlich sah. Ihm musste klar sein, dass dieses kleine Mädchen die Antwort auf Charlottes Gebete war – dass es nur für sie auf der anderen Seite der Erdkugel geboren worden war.
    Seine Reaktion auf das Foto hatte ihrer so geglichen, dass sie gehofft hatte, er würde seine Bedenken hinsichtlich seiner Eignung als Vater beiseiteschieben und die Kleine gemeinsam mit ihr adoptieren. Doch in einem einzigen Augenblick waren Charlottes ganze Hoffnungen zerstört worden. Er hatte sich zwar bereit erklärt, ihr zu helfen, doch danach würde sie mit dem Kind allein dastehen.
    Am meisten schockierte sie jedoch, dass er ihr keine andere Option ließ. Er hätte sie beispielsweise vor die Wahl stellen können, sich zwischen dem Kind oder ihm zu entscheiden. Aber das hatte er nicht getan. Dabei liebte sie Sean noch immer, genauso sehr wie am ersten Tag, und sie würde ihn immer lieben. Sie hatte nie vorgehabt, sich von ihm zu trennen, nur um ein Kind adoptieren zu können.
    Wenn er ihre Ehe allerdings als gescheitert betrachtete – und es sah ja ganz danach aus –, dann musste sie sich eben damit abfinden. Zumindest würde sie im Austausch dafür etwas bekommen, wonach sie sich immer gesehnt hatte und was sie für ihre Bestimmung hielt.
    „Mir ist bewusst, dass meine Bedingung dir vielleicht sehr hart vorkommt“, brach Sean schließlich das unbehagliche Schweigen. Er ließ ihre Hand los, trat einen Schritt von der Kücheninsel zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.
    Charlotte seufzte innerlich resigniert auf, als sie seine entschlossene Körperhaltung sah. Zu protestieren hatte offenbar keinen Zweck. Außerdem war es zu gefährlich. Immerhin hatte er sich schon bereit erklärt, ihr ein Stück weit entgegenzukommen. Warum sollte sie also das Risiko eingehen, dass er sein Angebot wieder zurückzog?
    „Nicht wirklich“, antwortete sie daher nur und setzte sich wieder hin. Sie zwang sich zu einem Lächeln, um ihm zu zeigen, dass sie seine Entscheidung respektierte und ihm nicht böse war. Leider schien ihr das nicht zu gelingen, denn er sah sie grimmig und unnachgiebig an.
    „Mir ist klar, dass ich sehr viel von dir verlange“, sagte sie hastig. „Du musst jedoch wissen, dass ich dir für deine Hilfe sehr dankbar bin. Ich werde es dir so leicht wie möglich machen, den ganzen … Prozess durchzustehen.“
    „Bevor wir weiterreden, habe ich noch eine entscheidende Frage“, sagte Sean schroff. „Hast du die Sache mit der Adoption weiter vorangetrieben, nachdem ich Mayfair verlassen hatte?“
    „Nein, natürlich nicht!“ Sein Vorwurf verletzte sie tief. „In den ersten Wochen nach deinem Auszug habe ich es schließlich kaum geschafft, morgens aus dem Bett zu kommen. Ich brauchte meine ganze Energie für meinen Job“, fügte sie hinzu. Sie spürte, wie plötzlich Wut in ihr aufstieg. „Wie kommst du nur darauf, dass ich dich so hintergehen würde? Du weißt doch genau, dass das nicht meine Art ist. Als ich das hier im Briefkasten fand, war ich genauso überrascht wie du jetzt.“ Sie schlug mit der Hand auf den Umschlag und hob trotzig das Kinn. „Aber ich bin froh über die Chance und werde nicht so tun, als wäre ich es nicht.“
    „Das erwarte ich auch gar nicht von dir.“
    Es war typisch für ihn, nicht ein Stück nachzugeben oder gar zuzugeben, dass er einen Fehler gemacht hatte. Doch für den Bruchteil einer Sekunde glaubte Charlotte so etwas wie Schmerz in seinen hellgrauen Augen zu erkennen. Ihre Worte schienen irgendeinen Nerv getroffen zu haben, auch wenn sie nicht genau wusste, welchen.
    „Ich nehme nicht an, dass du bereit wärst …“, begann sie zögernd, blickte jedoch rasch weg, als seine Gesichtszüge sich wieder verhärteten. Er hatte schließlich nichts von einer Versöhnung gesagt. Ganz im Gegenteil.
    „Fahr ruhig fort“, sagte er.
    „Ach, nichts“, antwortete sie und schob den Hocker zurück. „Gibt es noch etwas, das du wissen willst? Wenn nicht, hole ich jetzt meine Sachen von oben und fahre zurück nach Mayfair. Wir können in ein paar Tagen alles Weitere besprechen und …“
    „Du fährst heute nicht zurück nach Mayfair“, unterbrach Sean sie
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