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Nur mit dir sind wir eine Familie

Nur mit dir sind wir eine Familie

Titel: Nur mit dir sind wir eine Familie
Autoren: Nikki Benjamin
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konzentrierte. „Aber auf der anderen Seite finde ich das ziemlich beruhigend.“
    „Ich auch“, stimmte Charlotte erleichtert zu. Sean schien also doch keinen Rückzieher machen zu wollen … zumindest noch nicht.
    „Bei so viel Kontrolle dürfte die Rechtslage hinterher einwandfrei geklärt sein“, fügte er hinzu. „Was uns als Eltern angeht, meine ich.“
    Das Wörtchen „uns“ überraschte Charlotte. Seltsam, dass Sean sich verbal nicht stärker von dem Kind distanzierte, vor allem angesichts der Tatsache, dass er nicht vorhatte, für es zu sorgen.
    „Ja, das hat mich an der Robideaux-Agentur von Anfang an beeindruckt“, stimmte sie zu. „Sie hat einen ausgezeichneten Ruf, was Adoptionen von Kindern aus dem Ausland angeht. Wir haben auch eine lange Liste mit Referenzen von Eltern bekommen, die ihre Dienste in Anspruch genommen haben.“
    Sean hob den Blick und sah Charlotte misstrauisch an. „Du hast deine Hausaufgaben ja auffallend gründlich gemacht“, sagte er kühl.
    Erstaunt über seine Reaktion, blinzelte sie ihn an. Plötzlich wurde ihr bewusst, dass er ihr anscheinend schon wieder unterstellte, die Agentur ohne sein Wissen kontaktiert zu haben.
    „Ja, habe ich“, entgegnete sie genauso kühl und musterte ihn aus schmalen Augen. „Und zwar vor über einem Jahr, als wir zum ersten Mal eine Adoption in Erwägung gezogen und uns darauf geeinigt haben, dass wir in unserem Alter eine bessere Chance auf ein Kind aus dem Ausland haben. Du hast mir damals selbst geraten, vorsichtig zu sein und nicht auf irgendeine betrügerische Organisation reinzufallen. Ich habe deinen Rat beherzigt und dir hinterher alles über diese Agentur erzählt, aber offenbar hast du mir nicht zugehört, sonst würdest du dich jetzt besser daran erinnern!“
    „Vor einem Jahr war in unserem Leben eine Menge los, Charlotte“, verteidigte Sean sich. „Meine Firma hatte nach dem Hurrikan schlagartig doppelt so viele Aufträge, und du stecktest mitten in einer Fruchtbarkeitsbehandlung. Du warst fast immer schlecht drauf und bist bei fast jedem Gespräch, das ich mit dir geführt habe, in Tränen ausgebrochen und …“
    „Wahrscheinlich, weil du dir nicht die Zeit genommen hast, mir richtig zuzuhören!“, fiel Charlotte ihm wütend ins Wort. Trotz ihrer guten Vorsätze war sie unfähig, ihren Zorn noch länger zu zügeln. „Wie hätte ich denn deiner Meinung nach auf dein Verhalten reagieren sollen? Wenn ich dich um Unterstützung gebeten habe, hast du ständig auf die Uhr geschaut oder aus dem Fenster gestarrt wie ein Verdammter auf der Suche nach Erlösung.“
    „Du hast doch nur noch davon gesprochen, wie müde du warst, wie schlecht dir von den Medikamenten wurde und wie sehr dich das alles deprimierte. Zwei Mal täglich hast du mir berichtet, ob deine Temperatur anstieg oder sank. Und Sex hatten wir nur noch nach strengem Zeitplan! Mann, war das antörnend“, erwiderte Sean sarkastisch. „Ich sehe dich noch vor mir, ungefähr so entspannt und willig wie eine verängstigte Jungfrau aus dem neunzehnten Jahrhundert kurz vor der Hochzeitsnacht!“
    Charlotte wandte den Blick ab, als ihr einfiel, wie sehr ihr Selbstvertrauen damals unter der Tatsache gelitten hatte, keine Kinder bekommen zu können. Traurig schüttelte sie den Kopf. „Weißt du, was das Schlimmste für mich war? Herausfinden zu müssen, dass ich mir völlig umsonst Vorwürfe gemacht habe, nicht schwanger werden zu können. Weil du nämlich die ganze Zeit gar nicht Vater werden wolltest!“
    „Nicht die ganze Zeit“, widersprach Sean ruhig.
    „Ach so, dann habe ich also nur … wie lange? Sechs bis acht Monate? … einen Narren aus mir gemacht? Das ist ja beruhigend zu wissen“, höhnte Charlotte, während sie die Adoptionsformulare zusammenraffte und zurück in den Umschlag steckte.
    „Ich habe nie gedacht, dass du einen Narren aus dir machst, Charlotte“, sagte Sean überraschend zärtlich und hielt wieder ihr Handgelenk fest. „Ich habe mir einfach Sorgen um dich gemacht, weil du so besessen von deinem Kinderwunsch warst und …“
    „Und deshalb hast du mich verlassen? Damit es mir besser geht?“, unterbrach Charlotte ihn bitter. Zu ihrer Bestürzung spürte sie, wie ihr Tränen in die Augen stiegen.
    Sean schwieg einen Moment. „Die Vergangenheit aufzuwärmen, führt zu nichts, oder?“, fragte er schließlich.
    „Stimmt. Erst recht in Anbetracht der Tatsache, dass wir in einem Jahr geschieden sein werden.“ Charlotte musste sich
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