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Nur ein Kuss von dir

Nur ein Kuss von dir

Titel: Nur ein Kuss von dir
Autoren: S. C. Ransom
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Aber sie scheint sich an überhaupt gar nichts zu erinnern. Offenbar hat die Ärztin sie ziemlich bedrängt, aber bei ihr dämmert gar nichts.«
    »Überhaupt nichts?«
    »Absolut nichts. Und zu allem Überfluss scheint sie auch noch eine Persönlichkeitsveränderung durchgemacht zu haben. Sie kommt mir mehr wie ein ganz junges Mädchen vor und nicht wie die zwanzigjährige Verrückte, die meine Schwester nun mal ist. Was geht hier vor?«
    »Wenn ich es dir erzähle, glaubst du mir doch nicht«, murmelte ich.
    »Weißt du, vielleicht glaube ich dir ja. Versuche es doch. Erzähl mir, warum ich dich so liebe.« Er lächelte schüchtern. »Ich weiß, dass es so ist. Aber es wäre gut zu wissen, warum.«
    Mit diesen Worten lehnte sich Callum in sein Kissen zurück und zog mich mit, so dass ich zusammengekuschelt in seinem Schoß lag, endlich richtig in seinen Armen. Ich hätte vor Glück platzen können.
    Und während er mich so hielt, versuchte ich, alle Teile zusammenzubringen, um so richtig zu verstehen, was tatsächlich in St. Paul’s passiert war. Endlich fügte sich alles zusammen: Als Catherine versuchte, von der Flüstergalerie zu springen, hatte Veronica sie gepackt und damit zum Teil der Amulettkette gemacht. Olivia wurde klar, dass Veronica Hilfe brauchte, und hat daher versucht, Catherine auf die einzige Art zu töten, die sie kannte. Sie nahm ihr die Erinnerung. Als ich den letzten Stoß machte, waren nur noch wir fünf übrig. Ich vernichtete Veronica und dann Olivia, stieß aber Olivias Persönlichkeit in Catherines leere Hülle. Das Opfer von Veronica und Olivia erlaubte Callum und Catherine zu leben und ließ mich unversehrt bleiben.
    »Weißt du was, ich finde, diese Geschichte kann warten«, sagte ich und lehnte mich an ihn. »Du glaubst sie bestimmt doch nicht.«
    »Wenn du darauf bestehst.« Er legte mir die Finger sanft unter das Kinn und hob mein Gesicht seinem entgegen. Dann kam er näher und küsste mich ganz zart und innig. »Was auch immer da passiert ist, so seltsam es auch gewesen sein mag, auf jeden Fall habe ich dich.« Und nur ganz kurz und zum allerletzten Mal sah ich das Flackern einer leuchtenden glücklichen Aura, bevor er mich wieder küsste.

Epilog
    London, 1665
     
    Sie hatte schon immer gewusst, dass sie anders war, irgendwie begabt. Dinge, die sie wollte, kamen ihr normalerweise entgegen, Dinge, die sie entschied, geschahen meistens auch. Doch sie erzählte niemandem von diesem besonderen Talent. Das war zu gefährlich. Hier in der Stadt waren die meisten Leute aufgeklärt. Doch gleich außerhalb der Stadtmauern würde der Pöbel immer noch jede aufhängen oder ertränken, die sie für eine Hexe hielten.
    So war ihr Leben gut und einfach. Die Familie war reich, niemand musste hungern, und sie hatte immer die hübschesten Kleider. Als er in ihr Leben trat, beschloss sie, dass sie ihn haben wollte. Er war groß, hatte herrlich volles Haar, ein perfektes Lächeln und ein Aussehen, das die Herzen der Damen bei Hof gewinnen konnte. Zum Glück war er bisher noch nicht versprochen und sie ebenso wenig, doch es blieb nicht mehr viel Zeit. Mit siebzehn, das wusste sie, sollte sie verlobt werden, und es war er, den sie wollte. Er kam aus gutem Haus, das würde kein Problem für ihren wie für seinen Vater darstellen. Ohne große Mühe wob sie ihren magischen Kreis um ihrer beiden Herzen und schweißte sie zusammen.
    Der Frühling war wunderbar. Sie gingen zusammen spazieren und ritten aus, meist außerhalb der Stadt, um den Problemen mit der Krankheit und den armen Leuten auszuweichen, die ihnen sonst ständig folgen und um jeden Brotkrumen betteln würden. Sie planten ihre Heirat, und der Termin wurde auf den Mittsommer festgelegt. So warteten sie ungeduldig, begierig darauf, mit ihrem Eheleben zu beginnen, für immer zusammen zu sein.
    Als der Frühling andauerte, verschlimmerte sich die Krankheit in der Stadt. Die meisten Adelsfamilien zogen aufs Land, wo die Luft sauberer war, doch sie wusste, dass sie in Sicherheit war, sicher mit ihrem Liebsten, bereit, mit ihm vereint zu werden.
    Als ihr Vater von einer Reise zurückkam, brachte er ihr eine märchenhafte Aussteuer mit und die Nachricht, dass ihnen die Erlaubnis erteilt worden war, in der besten Kirche der Region getraut zu werden. »St. Paul’s!«, rief er glücklich. »Meine Tochter wird in St. Paul’s verheiratet. Das wird ein wunderbarer Tag.« Er hob sie in die Luft und lachte mit ihr, mit seiner Tochter, die er so liebte.
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